Die Free Agency in der NFL steht vor der Tür, doch bevor sich Spieler und Teams auf Verträge auf dem Markt einigen können, haben die Teams erstmal die Möglichkeit, einen ihrer bald vertragslosen Spieler mit einem bestimmten Mittel zu halten - dem Franchise Tag. Doch was ist das eigentlich? sport.de gibt Aufschluss.
Die Free Agency ist alljährlich der Teil der Offseason, in dem Spieler, deren Verträge ausgelaufen sind, mit allen Teams verhandeln und letztlich auch neue Verträge aushandeln können. Doch nicht jeder vertragslose Spieler wird Free Agent.
Der Fokus liegt hier auf dem sogenannten Unrestricted Free Agent, also ein solcher, der mindestens vier "accrued Seasons" in der NFL absolviert hat. Eine solche wird dann angerechnet, wenn ein Spieler mindestens in sechs Spielen einer NFL-Spielzeit Teil des Kaders eines Teams gewesen ist. Er muss jedoch nicht zwingend auch im aktiven Spieltagskader gestanden haben. Angerechnet wird die Saison auch dann, wenn der Spieler mindestens sechs Spiele auf der Injured Reserve List stand.
Verbrachte ein Spieler indes eine komplette Saison auf der Physically Unable to Perform List (PUP) oder der Non-Football Injury List, wird die Saison nicht angerechnet. Gleiches gilt, sollte ein Spieler (aus disziplinarischen Gründen) auf der Commissioner's Exempt List stehen oder nur Teil der Practice Squad sein.
NFL Free Agency: Das ist der Franchise Tag
Hat ein Spieler also mindestens diese vier angerechneten Saisons in der NFL erreicht und sein Vertrag ist ausgelaufen, dann ist er Unrestricted Free Agent und damit berechtigt, auf den Markt zu kommen. NFL-Teams jedoch haben nun noch eine Möglichkeit, den Markteintritt eines ihrer Spieler pro Saison zu beschränken oder sogar gänzlich zu verhindern. Hier kommt der Franchise Tag ins Spiel.
Der Franchise Tag ist in zwei Varianten verfügbar. Es gibt den "normalen" Franchise Tag, der auch als non-exklusiver Franchise Tag bekannt ist. Und es gibt den exklusiven Franchise Tag.
Der non-exklusive Franchise Tag
Wer einen Star-Spieler nach Auslauf seines Vertrags in Ermangelung einer Einigung über einen langfristigen Deal halten will, greift in aller Regel zum non-exklusiven Franchise Tag. Der Franchise Tag, der in diesem Jahr im Zeitraum vom 20. Februar bis 5. März vergeben werden kann, ist per se ein Einjahresvertrag, der nach Unterschrift voll garantiert ist.
Der non-exklusive Tag bedeutet, dass ein Spieler nun vor der Wahl steht, diesen anzunehmen und damit ein weiteres Jahr für sein Team spielt - oder dann getradet werden kann -, oder aber dennoch mit anderen Teams verhandelt und dort eventuell ein sogenanntes Offer Sheet unterschreibt. Ein Offer Sheet ist ein normaler NFL-Vertrag, der bei Unterschrift bindend ist. Jedoch hätte in so einem Fall das bisherige Team des Spielers die Möglichkeit, beim Angebot gleichzuziehen und den Spieler damit auf diesem Wege zu halten.
Gibt das bisherige Team den Spieler hingegen auf, würde es als Kompensation gleich zwei Erstrundenpicks des neuen Teams des Spielers als Kompensation erhalten. Dieser Umstand macht es für andere Teams besonders unattraktiv, einen Franchise-Spieler zu verpflichten, schließlich zahlt man in diesem Fall nicht nur einen meist hohen monetären Preis, sondern eben auch in Form von Draftkapital.
Hier sei zudem erwähnt, dass Team und Spieler auch nach Nutzung des Franchise Tags weiter einen langfristigen Vertrag schließen können. Dies allerdings geht nur bis Mitte Juli. Anschließend bliebe es bei einem Einjahresvertrag für den jeweiligen Spieler.
Der exklusive Franchise Tag
Will man als Team absolut sicher gehen, dass ein bestimmter Free Agent bleibt, gibt es die Möglichkeit des exklusiven Franchise Tags. Dieser ist ebenfalls ein Einjahresvertrag, der höher dotiert ist als der non-exklusive Tag. Und jener schließt Kontakt mit anderen Teams gänzlich aus.
Zu diesem Mittel greifen Teams nur äußerst selten.
NFL Free Agency: Das ist der Transition Tag
Eine kaum genutzte Möglichkeit, einen vertragslosen Spieler bei einem Team zu halten, ist der Transition Tag. Er ist weitaus weniger restriktiv als der Franchise Tag und beinhaltet auch eine je Position geringere festgeschriebene Gehaltssumme.
Was der Transition Tag macht, ist, dem Team das sogenannte "Right of First Refusal" einzuräumen. Das bedeutet, dass ein Spieler mit allen Teams verhandeln und ebenfalls ein Offer Sheet unterschreiben kann. Das bisherige Team des Spielers hat dann die Möglichkeit, beim Angebot gleichzuziehen und den Spieler somit zu halten.
Doch das ist eben auch der einzige Vorteil dieses Tags. Lehnt man das Offer Sheet nämlich ab, geht der Spieler zu seinem neuen Team und das bisherige Team erhält keinerlei Kompensation.
Jedes Team kann pro Jahr nur entweder einen Franchise oder einen Transition Tag vergeben.
NFL Free Agency: Der Restricted Free Agent Tender
Wie bereits erwähnt, sind Franchise Tags ein Mittel, um Unrestricted Free Agents zu halten. Wer noch keine vier Jahre in der NFL angerechnet bekommen hat, aber dennoch vertragslos ist, gilt jedoch als Restricted Free Agents. Solche sind etwa frühere Undrafted Rookies, die in der Regel nur Dreijahresverträge bekommen.
Solche können auch mit anderen Teams verhandeln. Jedoch hat das jeweils aktuelle Team die Möglichkeit, einen solchen Spieler mit einem Restricted Free Agent Tender zu belegen. Auch hier handelt es sich jeweils um einen Einjahresvertrag, wobei das Gehalt hier abhängig ist von der Art des Tenders. Es gibt vier verschiedene RFA Tenders:
- First Round RFA Tender
- Second Round RFA Tender
- Original Round RFA Tender
- Right of First Refusal
Kommt es in diesem Fall zu einem Offer Sheet und ließe das bisherige Team den Spieler ziehen, bekäme es als Kompensation vom neuen Team im Fall der ersten drei RFA Tender als Kompensation entsprechend einen Erst- oder Zweitrundenpick oder eben einen in einer späteren Runde, falls ein Spieler gedraftet wurde.
Auch hier gilt, dass ein Offer Sheet unwahrscheinlich ist, da kein Team einen so hohen Pick abgeben will. RFA Tender können derweil beliebig oft von einem Team pro Saison eingesetzt werden.
NFL Free Agency: Gehalt für Franchise Tag und Co.
Die einzelnen Methoden, vertragslose Spieler zu halten, gehen immer auch mit festgeschriebenen Gehältern für die jeweiligen Einjahresverträge einher. Diese richten sich nach klaren Regeln, die im Fall der Franchise und Transition Tags zudem an Positionen der Spieler gebunden sind. RFA Tender hingegen sind positionsunabhängig.
Das Gehalt für den Franchise Tag entspricht dem Durchschnittsgehalt der Top-5-Cap-Hits der jeweiligen Position der vergangenen fünf Saisons.
Das Gehalt des Transition Tag richtet sich derweil nach den Top-10-Cap-Hits der jeweiligen Position. Beide sind zudem an die jeweilige Salary Cap und deren Entwicklung gekoppelt.
Hinzu kommen gewisse Ausnahmen. Da es nicht selten vorkommt, dass Spieler im Vorjahr eine höhere Cap Number hatten als die jeweilige Summe des Franchise Tags im folgenden Jahr und ein Spieler in so einem Fall vom Gehalt her nicht schlechter gestellt werden soll, gibt es die 120-Prozent-Regel. Wenn das Gehalt durch den Franchise Tag also niedriger wäre als die vorherige Cap Number des Spielers, würde er für den Franchise Tag 120 Prozent seiner vorherigen Cap Number erhalten.

Franchise Tag: Die 120-Prozent-Regel
Ein konkretes Beispiel im Jahr 2024 wäre etwa Defensive Tackle Chris Jones von den Kansas City Chiefs. Sein Vertrag läuft aus und das Gehalt für einen Defensive Tackle via Franchise Tag beläuft sich auf 22,1 Millionen Dollar. Jones' Cap Number für 2023 lag jedoch bei 26,8 Millionen Dollar. Entsprechend greift bei ihm die 120-Prozent-Regel, sodass sein Gehalt unter dem Tag für 2024 bei über 32 Millionen Dollar liegen würde. Und das allein macht einen Franchise Tag für ihn recht unwahrscheinlich.
Wer den exklusiven Franchise Tag bekommt, wird ebenfalls nochmal anders betrachtet, was das Gehalt betrifft. Handelt es sich beim non-exklusiven Tag nur um den Durchschnitt der Top-5-Cap-Hits der jeweiligen Position, würde ein Spieler mit exklusivem Franchise Tag den Durchschnitt der Top 5 der tatsächlichen Gehälter einer Position bekommen. Und dieser Wert liegt in der Regel über den Cap Hits.
Eine wichtige Ausnahme sind zudem Fälle, in denen Spieler mehrere Jahre nacheinander per Franchise Tag gehalten werden würden. Maximal ging dies drei Jahre in Serie. Passiert dies zweimal nacheinander, würde ein Spieler 120 Prozent des Vorjahresgehalts bekommen, bei einem dritten Jahr in Serie sogar 144 Prozent des Vorjahresgehalts.
Bei der Berechnung der Gehälter für die RFA Tender wird die jeweilige Zahl des Vorjahres in gleichem Maße angepasst wie die Veränderung der Salary Cap zum Vorjahr. In der Saison 2024 wird dies also einen Anstieg der Gehälter bedeuten.
Die Salary Cap für die Saison 2024 beläuft sich auf 255,4 Millionen Dollar. Das ist eine Steigerung in Rekordhöhe im Vergleich zum Vorjahr, als der Betrag noch bei 224,8 Millionen Dollar lag.
NFL - Franchise Tag: Gehälter 2024
Quarterback: 38.301.000 Dollar
Linebacker: 24.007.000 Dollar
Defensive Tackle: 22.102.000 Dollar
Wide Receiver: 21.816.000 Dollar
Defensive End: 21.324.000 Dollar
Offensive Line: 20.985.000 Dollar
Cornerback: 19.802.000 Dollar
Safety: 17.123.000 Dollar
Tight End: 12.693.000 Dollar
Running Back: 11.951.000 Dollar
Special Teams: 5.984.000 Dollar
NFL - RFA Tender: Gehälter 2024
- First Round: 6.945.000 Dollar
- Second Round: 4.978.000 Dollar
- Right of First Refusal: 3.039.000 Dollar
Marcus Blumberg




































