Das Staffel-Rennen über 4x7,5 Kilometer bei der Biathlon-WM in Nove Mesto wurde für Norwegen zum Albtraum. Den sicher geglaubten Sieg gab Vetle Sjaastad Christiansen völlig überraschend aus der Hand. Die Kritik in der Heimat ist groß.
Mit einem Vorsprung von über einer Minute kam Schlussläufer Christiansen zum letzten Schießen. Doch dort versagten dem 31-Jährigen die Nerven. Satte drei Strafrunden musste er kurz vor dem Ende des Rennens absolvieren.
Schwedens Sebastian Samuelsson nutze der Aussetzer eiskalt aus, traf alle seine Schüsse ins Schwarze und holte den Sieg. Norwegen musste sich mit Silber begnügen.
Nach dem Debakel meldete sich Christiansen zu Wort. "Ich übernehme die Rolle des Sündenbocks", sagte er bei "TV2" und ergänzte: "Manchmal werden wir zu Helden, manchmal zu Sündern. Das ist der Reiz des Spitzensports. Heute war ich an der Reihe."
Norwegische Biathlon-Stars "natürlich enttäuscht"
Der Norweger versuchte Erklärungen für sein Fiasko zu finden. "Ich habe mich heute unglaublich fit gefühlt", betonte er. Dadurch sei er schneller gelaufen als er eigentlich sollte. Am Schießstand habe er seinen Atem dann zu lange angehalten. "Es gab ein gewisses Sauerstoffdefizit", so Christiansen.
Seine Teamkollegen gaben zwar offen zu, dass sie mit Silber nicht zufrieden sind, sauer sind die norwegischen Stars aber nicht. "In diesem Sport kann alles passieren. Es ist aber schrecklich, wenn wir so weit vorne liegen", sagte Johannes Thingnes Bø bei "TV2".
Mehr dazu:
Sein Bruder Tarjei meinte: "Wir sind natürlich enttäuscht, nur Gold war gut genug."
Sturla Holm Lægreid betonte: "Wir waren die Favoriten und machen daher keinen Hehl daraus, dass Gold heute das Ziel war. Ich war selbst mit meiner Leistung unzufrieden. Es gab zwei Athleten, die das lieferten, was sie sollten, und zwei, die unterdurchschnittlich lieferten."
Bei den heimischen TV-Experten sorgte der Christiansen-Bock für Kopfschütteln. "Ich bin ein wenig schockiert über das, was passiert ist. Es war ein Zusammenbruch, mit dem keiner von uns gerechnet hatte. Das war einfach schockierend", urteilte Langlauf-Legende Petter Northug.
Biathlon-Ikone Ole Einar Bjørndalen kommentierte: "Das ist das Wildeste, was ich je erlebt habe."


