Der Super Bowl ist gespielt und die Saison 2023 damit offiziell im Kasten. Doch geht die NFL jetzt keinesfalls in einen halbjährigen Winterschlaf. Vielmehr stehen mit der Free Agency und dem Draft noch einige richtungsweisende Ereignisse auf dem Programm, ehe man mal durchschnaufen kann.
sport.de erklärt, wie in den kommenden Wochen der Offseason ansteht.
NFL: Die größen Storylines der Offseason 2024
Die Offseason, die nun begonnen hat, hält einmal mehr einige Fragen parat. Fragen, auf die wir im Detail in den kommenden Wochen und Monaten genauer eingehen werden. Doch für den Moment soll dies erstmal eine Übersicht sein, wo besonders viel Zündstoff geboten ist.
Was machen die Bears mit den ersten Pick im Draft?
Wie schon im Vorjahr stellen wir uns einmal mehr die Frage, wie die Draftstrategie der Chicago Bears aussehen mag. Wie schon damals haben sie den ersten Pick insgesamt inne, mit dem kleinen Unterschied, dass es dieses Mal der der Panthers ist und sie selbst deutlich besser abschnitten als 2022. Das taten sie damals Anfang März. In diesem Jahr dürfte eine solche Entscheidung jedoch deutlich später fallen, wenn man General Manager Ryan Poles glaubt.
Schon damals erschien es kurios, so früh die Weichen zu stellen, zumal Teams nicht zu mehr Geduld neigen, je näher eine Deadline naht. Die Kernfrage für die Bears in diesem Jahr lautet aber ohnehin, ob man mit Quarterback Justin Fields weitermachen will oder ob man voranschreitet und mutmaßlich mit Top-Prospect Caleb Williams (USC) einen Neuanfang wagt.
Zu beachten ist hier vor allem, dass man nach nun mehr drei Jahren mit Fields durchaus die Vermutung haben könnte, dass er sich als Passer nicht mehr sonderlich weiterentwickeln wird. Er ist, was er ist. Und er wird langsam teuer. In diesem Frühjahr steht bereits die Entscheidung über seine Fifth-Year-Option im Rookie-Vertrag an. Ein neuer (Monster-)Vertrag wäre dann spätestens in zwei Jahren, aber eher früher des Burgfriedens wegen vonnöten. Will man das?
Wegweisend ist diese Frage allemal, denn sollten sich die Bears am Ende tatsächlich für Williams entscheiden, wäre der Run auf den zweiten relativ verlässlichen Top-QB im Draft, Drake Maye (North Carolina) groß. Danach kommen wir bereits in den Bereich, in dem diskutiert werden muss, wie groß der Abstand zwischen den Top 2 und dem Feld ist. Die Bears-Entscheidung könnte also das erste große Domino sein in dieser Offseason.
Welche Quarterbacks werden bezahlt?
Im Vorjahr hatten wir gleich eine ganze Reihe von Top-Quarterbacks, die mit neuen heftigen Verträgen ausgestattet wurden, darunter Joe Burrow, Jalen Hurts und natürlich Lamar Jackson. In diesem Jahr gibt es einmal mehr junge Namen, die auf einen größeren Payday hoffen können. An der Spitze derer steht sicherlich Trevor Lawrence von den Jaguars, der erstmals in diesem Jahr einen neuen Vertrag erhalten kann. Ebenso steht seine Fifth-Year-Option an, die garantiert gezogen wird.
Anschließend ist die Frage für Jacksonville, ob der einstige Top-Pick schon genug gezeigt hat, um bezahlt zu werden. Doch auch wenn man darüber streiten kann, ist ein neuer Deal fast unausweichlich, denn günstiger wird er von jetzt an nicht mehr.
Ein Jahr länger in der Liga ist derweil Tua Tagovailoa von den Miami Dolphins. Er geht bereits in seine fünfte Saison, nachdem er 2023 ohne größere Verletzungen durchs Jahr gekommen war und damit seine Langlebigkeit unter Beweis gestellt hat. 2024 sind ihm rund 23,47 Millionen Dollar garantiert. Miami will verlängern, doch wird man sich auch auf einen langfristigen Vertrag einigen können?
Tua spielte in besten Zeiten auf MVP-Niveau und hat damit sicher gute Argumente, zu den Topverdienern dieser Position aufzusteigen. Sprich: Die Hausnummer dürfte bei annähernd 50 Millionen Dollar pro Jahr liegen, die Burrow, Hurts und Jackson bereits erreicht haben.
Ist er sportlich auf dem Level? Vielleicht noch nicht vollends, doch das ist auf dem aktuellen QB-Markt nicht unbedingt der entscheidende Faktor.
Wie entwickelt sich der Running-Back-Markt?
2023 sahen wir das Phänomen, dass gleich drei namhafte Running Backs per teils angepasstem Franchise Tag spielten. Josh Jacobs, Saquon Barkley und Tony Pollard bekamen alle ungefähr die vorgeschriebene Garantiesumme plus teils geringfügig mehr, um letztlich rechtzeitig zur Saison zu erscheinen. Alle drei hätten nun sicherlich gerne langfristigere Sicherheit. Einfacher wird ihre Situation aber sicher nicht, zumal sich mit allen voran Derrick Henry und Austin Ekeler noch zwei weitere Big Names zum Markt gesellen und zumindest bei Henry wohl kein Franchise Tag droht.
Die Tag Number liegt in dieser Jahr für Running Backs voraussichtlich bei 12,4 Millionen Dollar - basierend auf einer Salary Cap von 242 Millionen Dollar (Prognose von "Over The Cap"). Eine überschaubare Summe. Bei den Erstgenannten wird sie etwas höher liegen, bei Henry kommen wir sogar in die Nähe von 20 Millionen, weil bei ihm in dem Fall die 120-Prozent-Regel greift, da sein Cap Hit für 2023 bei über 16 Millionen Dollar lag. Unwahrscheinlich, dass die Titans so viele Ressourcen aufwenden werden.
Entsprechend könnte der Running-Back-Markt so gut bestückt wie lange nicht mehr sein. Doch wird auch jemand zuschlagen und vor allem: zu den Preisen, die sich die Protagonisten wünschen?
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Welche Teams gehen All-In?
Spätestens seit den Rams 2021 ist der Poker-Terminus "All-In" auch ein häufig verwendeter Ausdruck für ein NFL-Team, das alles auf eine Karte setzt, seine Ressourcen für ein Jahr im Besonderen maximiert und voll auf einen Angriff auf den Titel geht. Welcher Contender wird das also in der kommenden Saison versuchen?
Jerry Jones von den Dallas Cowboys deutete diesen Ansatz bereits an. Dafür wurde Head Coach Mike McCarthy noch eine letzte Chance gegeben. Zudem wurde ein neuer Vertrag für Dak Prescott ankündigt. Doch was werden die Cowboys noch tun, um voll anzugreifen, nachdem man zuletzt Mitte der 90er Jahre in einem NFC Championship Game stand?
Nah dran waren in der AFC Teams wie die Buffalo Bills und Baltimore Ravens. Es wird spannend zu sehen, welche Schlüsse sie aus ihren zuletzt gezeigten Leistungen und den schlussendlichen Pleiten gegen die Chiefs ziehen werden. Wie kann man gerade die Bills noch maximieren? Wie greift man Lamar Jackson noch besser unter die Arme?
Die Bengals bekommen derweil Joe Burrow zurück, die Browns Deshaun Watson - ob Letzteres von Vorteil ist, ist eine weitere große Frage. Die Los Angeles Chargers bekommen mit Jim Harbaugh einen Head Coach, der mit immensen Erwartungen kommt und die Aufgabe hat, Justin Herberts Talente voll auszunutzen.
Zudem wird es spannend zu sehen, wie Teams agieren, die relativ nach dran sind am Contender-Status, aber mindestens noch ein wichtiges Puzzleteil benötigen. Finden die Falcons einen Quarterback? Was machen die Commanders mit all ihrem Cap Space? Und gelingt den Eagles ein Soft-Reboot, mit dem sie direkt wieder oben angreifen?
NFL: Der Offseason-Fahrplan 2024
Mit Ende des Super Bowls nimmt die Offseason der NFL direkt Fahrt auf. Hier sind die wichtigsten Termine bis zum Saisonstart 2024:
- 20. Februar bis 5. März: Teams dürfen je einen eigenen Unrestricted Free Agent mit dem Franchise oder dem Transition Tag belegen
- 27. Februar bis 4. März: Scouting Combine der NFL in Indianapolis
- 11. März bis 13. März: Teams dürfen in der sogenannten "Legal Tampering Period" mit Free Agents anderer Teams verhandeln, aber noch keine Verträge schließen
- 13. März um 21 Uhr MEZ: Das neue Liga-Jahr der NFL beginnt. Alle Teams müssen unter der Salary Cap sein, Verträge und Trades werden offiziell. Die Free Agency beginnt damit offiziell
- 24. bis 27. März: Das jährliche League Meeting in Orlando/Florida: Hier kann es zu wichtigen Beschlüssen wie Regeländerungen und die Vergabe von künftigen Events wie Super Bowls, Drafts oder internationalen Spielen kommen
- 1. April: Teams mit neuen Head Coaches können ihre Offseason-Workouts beginnen
- 15. April: Teams mit bestehenden Head Coaches können ihre Offseason-Workouts beginnen
- 25. bis 27. April: Der NFL Draft in Detroit/Michigan
- 2. Mai: Deadline zur Nutzung der Fifth-Year-Option in Verträgen der Erstrundenpicks des Draft 2021
- Ende Juli: Start der Training Camps
- 1. August: Hall of Fame Game 2024 - der Start der Preseason 2024
- 5. September: NFL Kickoff Game 2024