Die Kansas City Chiefs haben durch einen 17:10-Erfolg bei den Baltimore Ravens im AFC Championship der NFL Playoffs zum zweiten Mal in Serie den Super Bowl erreicht. Bester Mann war Rekordmann Travis Kelce mit einer überragenden Vorstellung.
Chiefs @ Ravens: Auf einen Blick
- Die Chiefs haben es erneut geschafft, den Super Bowl zu erreichen. Wie schon 2020 haben sie nun erneut die Chance, erstmals seit 2004 (Patriots) zwei Super Bowls in Serie zu gewinnen.
- Travis Kelce war der überragende Mann im Spiel und brach den Jahrzehnte alten Rekord für die meisten Playoff-Receptions von Jerry Rice.
- Bei den Ravens darf man sich vor allem über sich selbst ärgern. Unzählige Fehler auf beiden Seiten des Balls brachten sie früh ins Hintertreffen und verhinderten am Ende auch nur den Ansatz eines Comebacks.
Chiefs @ Ravens: Die Analyse
Die Chiefs legten los mit zwei beeindruckenden Drives geprägt von ein paar sehenswerten Receptions von Travis Kelce, der die Offense in der Anfangsphase trug und sogar selbst den ersten Touchdown des Spiels erzielte - ein 19-Yard-Pass von Patrick Mahomes in die Endzone. Zuvor hatte Mahomes Kelce in der gegnerischen Hälfte bei einem vierten Versuch gefunden.
Die Ravens, die beim ersten Drive gestoppt wurden, hatte darauf in ihrem zweiten Drive eine passende Antwort. Nachdem Lamar Jackson noch selbst aus einem 4th&1 mit einem 21-Yard-Run ein neues 1st Down gemacht hatte, befreite er sich von heftigem Druck der Chiefs und feuerte einen spektakulären 30-Yard-Touchdown-Pass zu Zay Flowers zum Ausgleich noch im ersten Viertel.
Anschließend legten die Chiefs gleich einen weiteren langen Drive ohne große Gegenwehr hin. Mahomes fand quer in der Luft liegend Kelce bei 3rd Down, der den Drive per Diving Catch verlängerte und wenig später lief Isiah Pacheco zu einem Zwei-Yard-Touchdown im zweiten Viertel. Jackson verlor wenig später einen Fumble, was jedoch nicht bestraft wurde. In der Folge gelang den Ravens offensiv jedoch lange Zeit gar nichts mehr. Aus unerfindlichen Gründen stellten sie auch das Run Game ein und Jackson bekam keinen Rhythmus ins Passspiel. Zur Pause erhöhte Harrison Butker den Vorsprung mit einem 52-Yard-Field-Goal noch auf zehn Punkte. Die Ravens durften sogar noch von Glück reden, dass es nur zehn waren, denn die Chiefs standen sich beim letzten Drive der Hälfte mit zwei Holding-Strafen von Trey Smith selbst im Weg.
Im dritten Viertel gelang offensiv auf beiden Seiten herzlich wenig. Erst gegen Ende des Viertels fanden die Ravens einen Rhythmus und schafften es nach einem Shot-Play von Jackson auf Flowers über 54 Yards sogar in die Red Zone. Flowers allerdings kassierte dann eine Taunting-Strafe, die das Team zurückwarf an die 25. Um dann noch einen draufzusetzen, verlor er zu Beginn des Schlussviertels dann auch auf dem Weg in die Endzone einen Fumble - L'Jarius Sneed schlug ihm den Ball aus der Hand und die Chiefs eroberten ihn in der Endzone für einen Touchback.
Jackson beendet Spiel mit zweitem Turnover
Den Frust über seine Fehler toppte Flowers dann auch noch mit einem wütenden Schlag gegen eine Bank, wonach er eine blutende Wunde an der Hand davon trug. Er blieb danach aber im Spiel.
Die Ravens-Defense stoppte KC erneut, was Jackson nach einem starken Punt von Tommy Townsend eine weitere Chance zur Aufholjagd gab. Erneut brachte er sein Team in Reichweite für Punkte, doch warf er dann in Triple Coverage und Deon Bush schnappte sich die wohl entscheidende Interception in der Endzone.
Die Ravens bekamen aber nochmal den Ball und begnügten sich letztlich mit einem Field Goal durch Justin Tucker aus 43 Yards. Mit 2:34 Minuten auf der Uhr hatten sie noch zwei Timeouts. Anschließend ging der Ravens-Meltdown munter weiter: Sie begannen den folgenden Drive mit zwölf Mann auf dem Feld, um anschließend noch eine Roughing-Strafe zu kassieren, bevor der Ball überhaupt gesnappt war. Nach alledem machte Mahomes schließlich bei 3rd&9 mit einem Deep Ball auf Marquez Valdes-Scantling den Deckel drauf.
Die Chiefs stehen damit zum vierten Mal seit 2019 im Super Bowl und könnten ihren dritten Titel in diesem Zeitraum einfahren.
Kansas City Chiefs (#3) @ Baltimore Ravens (#1)
Ergebnis: 17:10 (7:7, 10:0, 0:0, 0:3) BOXSCORE
Chiefs @ Ravens: Die wichtigsten Statistiken
- Dies war das erste Mal in dieser Saison, dass die Ravens zwei Touchdowns in den ersten zwei gegnerischen Drives eines Spiels zugelassen haben.
- Travis Kelce hat Jerry Rice (151 REC) an der Spitze der meisten Playoff-Receptions überhaupt abgelöst. Mit seinen 11 Receptions (116 YDS, TD) steht er nun bei 156 Receptions in der Postseson.
- Das Passspiel der Ravens funktionierte vor der Pause überhaupt nicht. Lamar Jackson kam gerade mal auf fünf Completions bis zum Break, darunter eine zu sich selbst. Letztere ging über 13 Yards und war die längste Completion zu einem Spieler selbst in den Playoffs seit mindestens 1950.
- Für die Ravens war es die 25. Pleite in Serie bei Spielen, in denen sie mindestens zehn Punkte Rückstand zur Pause hatten.
Der Star des Spiels: Travis Kelce (Tight End, Chiefs)
Kelce nahm die Chiefs-Offense vor allem in der ersten Hälfte auf seine Schultern, war immer wieder da, wenn Mahomes gerade mal dringend eine Anspielstation brauchte und stellte einen neuen Playoff-Reception-Rekord auf. Eine beeindruckende Vorstellung des Tight Ends.
Der Flop des Spiels: Lamar Jackson (Quarterback, Ravens)
Der designierte MVP versagte auf ganzer Linie. Vor der Pause wirkte er bis auf zwei Plays komplett von der Rolle und brachte nur fünf Pässe an. Er kam nie so recht mit dem Blitz klar, verlor einen Fumble, hielt den Ball nach der Pause häufig zu lange, was zu Sacks führte und beendete die Partie essenziell mit einer Interception in Triple-Coverage im Schlussviertel. Zay Flowers half mit seinen Fehlern kräftig mit, aber die Hauptschuld dürfte bei Jackson liegen.
Analyse: Chiefs @ Ravens - das fiel taktisch auf
- Die Ravens versuchten es über weite Teile der ersten Hälfte, Mahomes ohne zu blitzen unter Druck zu setzen. Das gelang jedoch überhaupt nicht, sodass sie gegen Mitte des zweiten Viertels dann doch auf Blitzes setzten und zumindest gelegentlich zu Mahomes durchkamen.
- Einer der Blitzer war Safety Tyler Hamilton, der überall postiert wurde. Selbst als Outside-Cornerback war er anzutreffen. Genauso war er einer von mehreren Spielern, die auf Kelce angesetzt wurden. Keiner jedoch hatte im direkten Duell nennenswerten Erfolg gegen den Tight End, der ebenso nahezu überall anzutreffen war.
- Die Chiefs, die durchaus des Öfteren gegen Jackson blitzten, setzten in offensichtlichen Passing Downs immer wieder auf Defensive Tackle Chris Jones als 5-Technique-End, was zu Mismatches führte, da er so leichter in die Pocket vordringen konnte, ohne sich Double-Teams gegenüber zu sehen.
- Bemerkenswert waren aus Play-Calling-Sicht zwei Dinge bei den Ravens offensiv: Zum einen verzichtete man trotz einem ersten Carry von Gus Edwards über 15 Yards weitestgehend auf herkömmliches Run Game mit den Running Backs. Zum anderen sah Wide Receiver Odell Beckham Jr. vor dem vierten Viertel kein einziges Target.