Josephine Pagnier gehört zu den besten Skispringerinnen in diesem Winter. In Japan hatte die Französin aber mit Problemen zu kämpfen, wie sie in ihrer sport.de-Kolumne berichtet.
Wir Franzosen haben es manchmal einfach. Wenn die Dinge entgleisen und zuweilen chaotisch werden, wenn man nur tatenlos zusehen kann, wie etwas offensichtlich nicht gelingt und eben auch nicht beeinflussbar ist, wenn tausend Worte nicht ausreichen, um etwas zu beschreiben, wenn etwas nicht glückt, ja, dann haben wir eine Formel, die genau das kurz und bündig ausdrückt und zugleich aber auch etwas Gelassenheit zurückbringt, weil man eben anerkennen muss, dass man es nicht beeinflussen kann.
Wir sagen einfach "C'est la vie - Das ist das Leben!" und schon werden wir Franzosen ruhiger und gefasster.
Der erste Wettkampf in Japan, der in Sapporo über den Schanzentisch ging, war so ein typischer "C'est-la-vie-Moment". Dass Skispringen eine Freiluftsportart ist, bekamen wir bitter zu spüren. Dass die Schanze mir in Sapporo liegt, konnte ich im Qualifying deutliche unter Beweis stellen - weitester Sprung, Sieg in der Qualifikation. Ich war also wirklich gut gerüstet für die nächste Etappe im Kampf um das Gelbe Trikot.
Doch dann wurde alles anders.
Wind kam auf und mit ihm entluden sich Schneemassen über die Anlage von Sapporo.
Statt den Wettkampf abzusagen, wurde er schlicht von den verantwortlichen durchgezogen. Jede Springerin befand sich ab sofort in einer Windlotterie; zudem wurde die Anlaufspur nicht immer gleichmäßig vom Schneebefall gesäubert und so nahm ein Wettkampf mit Rahmenbedingungen seinen Lauf, der das Leistungsbild unfair verzerrte. Nachdem ich bereits in Oberstdorf zweimal bei den schlechtesten Rückenwindbedingungen der gesamten Konkurrenz heruntergelassen wurde, war der Groll über die Art und Weise, wie der erste japanische Weltcup hier durchgeführt wurde, zugegebenermaßen riesengroß!
Warum führt man einen solchen Wettkampf durch, wo der Kampf um die Weltcupspitze Zentimeter um Zentimeter in einer heißen Phase ist?
Ich hatte im ersten Durchgang keine ganz schlechten, aber eben auch keine guten Bedingungen, was mich aus den Top Ten herauskatapultierte und genau dies war das Dilemma. Im zweiten Durchgang setzte erneut starker Schneefall ein, die Spur wurde nicht gereinigt, aber dann doch, bevor die zehn Besten aus dem ersten Durchgang an den Start gingen. Der Unterschied dürfte zu ein bis zwei Stundenkilometer weniger Anlaufgeschwindigkeit geführt haben, was richtig Meter kostete. 12. Platz trotz Sieg im Qualifying - c'est la vie!
Der zweite Wettkampf lief dann von seinen Bedingungen geradliniger und fairer ab; das Ergebnis diesmal ein sechster Platz, mit dem ich sogar wieder Punkte auf die Gesamtweltcupführende aus Slowenien, Nika Prevc, gut machen konnte. Der Kampf um das Gelbe Trikot nimmt Fahrt auf. In diesem Kampf hat sich nun auch kräftig Yuki Ito zu Wort gemeldet, die als Lokalmatadorin das zweite Springen in Sapporo für sich entscheiden konnte.
Herzliche Grüße
Josephine Pagnier


