Eine Nachricht, die basierend auf den vergangenen Tagen nicht mehr schockiert, aber dennoch hart einschlägt: Die New England Patriots und Head Coach Bill Belichick gehen nach 24 überaus erfolgreichen Jahren getrennte Wege. Ein Schritt, der nicht mehr überrascht, aber dennoch Spuren hinterlassen wird. Seine Fußstapfen muss erstmal jemand füllen. Ein Kommentar von sport.de-Redakteur Marcus Blumberg.
Macht es Sinn, nach 24 Jahren mal einen neuen Coach anzustellen beziehungsweise für einen Menschen, mal was Neues zu versuchen? Aber sicher doch. Ein Tapetenwechsel kann etwas Gutes sein. Und nach den vergangenen vier Jahren, in denen die Patriots nur einmal die Playoffs erreichten und es nicht im Ansatz geschafft haben, den Abgang von Tom Brady zu kompensieren, ist es vielleicht auch mal Zeit für einen Neuanfang.
Dass Belichick immer noch coachen kann, hat er in den vergangenen Jahren mit seinen starken Defenses unter Beweis gestellt. Was ihm fehlte, waren gute Händchen im Draft von General Manager Belichick und Weiterentwicklung vom Coach Belichick und seinem Trainerstab in Sachen Offensivspielern. Das machte Erfolg am Ende sehr schwierig. Und das dürfte auch der Hauptgrund dafür sein, dass hier die gemeinsame Reise endet.
Wir sprechen hier vom größten Coach, den mindestens die NFL, und womöglich auch der Sport insgesamt, je gesehen hat. Über seine Leistungen und Erfolge - und seine Skandale wie Spy- und Deflategate, wofür er nun wirklich nichts konnte -, muss man eigentlich nicht mehr großartig reden. Sie sprechen für sich und werden vermutlich unerreicht bleiben, zu schwierig ist es, heutzutage noch konstant Erfolg zu haben.
Patriots: Belichick hinterlässt enormes Erbe
Was bleibt, ist ein enormes Erbe seiner Zeit in New England. Während Belichick auch mit 71 Jahren dem Vernehmen nach noch coachen will - Don Shulas Siege-Rekord ist nur 14 entfernt -, müssen die Patriots nun wohl oder übel einen kompletten Neustart hinlegen. Belichick war die Football-Organisation der Patriots, es gab im Grunde niemanden, der sportlich über ihm Stand. Nicht Robert Kraft, nicht Teampräsident Jonathan Kraft. GM war er selbst und alle sonstigen Football-Köpfe arbeiteten unter ihm.
Man wird jetzt von Grund auf alles neu machen müssen, schließlich hat es erfahrungsgemäß wenig Aussicht auf Erfolg, einem Mann allein so viel Verantwortung zu geben. Und die Art und Weise, wie Belichick diesen Job gemacht hat, hat auch sonst kein anderer erfolgreich ausgefüllt - es wurde oft genug vielerorts mit Belichicks früheren Assistants versucht, Stand jetzt haben wir aber noch keinen gesehen, bei dem das gut ging.
Schon vor vielen Jahren war die allgemeine Annahme, dass es Belichicks Ziel sei, zum einen auch ohne Brady zu gewinnen, zum anderen aber auch ein stabiles Konstrukt für seinen Nachfolger zurückzulassen. Und daran ist er letzten Endes wohl gescheitert. Nein, er hat nicht ohne Brady gewonnen und wer sich den Kader der Patriots oder die gesamte Organisation anschaut, wird schnell zum Schluss kommen, dass auch hier nicht viel stabiles vorzufinden ist.
Die Defense hat ein paar gute Parts, doch werden Schlüsselspieler Free Agents und es nicht gesagt, dass jemand anderes mit diesem Personal den gleichen Erfolg haben könnte wie er. Auch nicht, wenn etwa sein aktueller Assistant Jerod Mayo am Ende des Tages übernimmt. Und die Offense ist ein Trümmerhaufen. Es gibt keinen Quarterback der Zukunft, es gibt derzeit keine funktionierende Offensive Line und das Receiving Corps liegt im Grunde seit 2019 schon brach.
Macht es Belichick wie einst Brady?
Wer auch immer nun als GM übernimmt, wird seine Hände genauso voll zu tun haben wie derjenige, der als Coach übernimmt. Immerhin: Der dritte Pick im kommenden Draft hilft zumindest, den Neuaufbau schnell und aggressiv anzugehen, ebenso der üppige Cap Space von derzeit über 70 Millionen Dollar - nur zwei Teams sind in der Hinsicht besser aufgestellt.
Belichick selbst wird vermutlich zu einem Team gehen, das wie einst bei Brady ohne sein Zutun besser aufgestellt ist als sein letztes. Oder er geht ins Fernsehen, wo er ein grandioser Experte wäre, wie er in diversen TV-Auftritten über die Jahre schon angedeutet hat.
Es ist ein Abschied, der für Anhänger New Englands sicherlich schmerzt, der aber vermutlich sein musste. Für die Patriots und deren Zukunft, aber auch für Belichick, der noch einen Rekord zu jagen kann oder einen neuen Karriereweg vor sich hat und mit Anfang 70 noch lange nicht fertig ist.



































