Es ist soweit, die NFL Playoffs stehen vor der Tür. Doch wer sind die Favoriten, wer hat die besten Karten im Kampf um die begehrten Tickets zu Super Bowl LVIII in Las Vegas?
sport.de-Redakteur Marcus Blumberg präsentiert sein abschließendes Power Ranking vor dem Start der Playoffs und ordnet das Kräfteverhältnis unter den Teams ein, die sich um im Rennen um den 58. Super Bowl befinden.
NFL: Das Power Ranking vor dem Start der Playoffs
Noch 14 Teams sind im Rennen, von denen die ersten zwölf am Super Wild Card Weekend ab kommenden Samstag bereits ins Geschehen eingreifen. Die zwei Top-Seeds der AFC und NFC, die Baltimore Ravens und San Francisco 49ers, stoßen dann erst am Wochenende danach in der Divisional Round dazu. Doch sind die Top-Seeds auch automatisch die zwei besten Teams im Playoff-Feld?
NFL: Das Super Wild Card Weekend in der Übersicht!
14. Pittsburgh Steelers (Bilanz: 10-7)
Mit drei Siegen am Stück haben die Steelers am Ende doch noch mit Quarterback Mason Rudolph die Playoffs erreicht. Sie legten eine äußerst wechselhafte Saison hin, profitierten am Ende aber auch ein wenig davon, dass die Gegner am Ende teilweise nicht besser konnten (Bengals) oder personell wollten (Ravens). Und sie profitierten davon, dass die Jaguars gegen die Titans verloren in Woche 18.
Am Ende kamen sie aber auch mit einer negativen Punktedifferenz (-20) in die Postseason und sind damit das einzige Team, das dieses Kunststück in dieser Saison vollbracht hat. Laut dem "Expected W-L"-Modell von "Pro Football Reference", das auf der Punktedifferenz aufbaut, blicken wir hier im Übrigen auf ein 8-9-Team. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass Superstar T.J. Watt mit einer Knieverletzung ausfallen wird und die Defense eben der Hauptgrund war, warum es zu dieser Playoff-Teilnahme überhaupt gekommen ist.
Insofern gehen die Steelers als großer Außenseiter in die Playoffs.
13. Tampa Bay Buccaneers (9-8)
Nicht falsch verstehen, ginge es hier um ein direktes Duell zwischen den Bucs und den Steelers, würde ich immer noch die Steelers vorne sehen, eben weil sie sich in der in diesem Jahr besten Division der NFL als Zweiter durchgeboxt haben, während die Bucs mit Ach und Krach die mit Abstand schlechteste Division gewonnen haben. Doch die Buccaneers spielen eben in der NFC und haben schon deshalb bessere Perspektiven.
Vor allem haben sie mit Baker Mayfield einen durchaus fähigen Quarterback und mit Mike Evans und Chris Gdowin mindestens zwei gefährliche Wide Receiver, dazu eine weiterhin sehr unangenehme Defense. Und das gibt ihnen eine Chance, zumal sie nicht mal die schlechteste Punktedifferenz der NFC unter allen Playoff-Teams haben. Ohne meinen Predictions am Donnerstag vorgreifen zu wollen, sei gesagt, dass ich sie auch gegen die Eagles nicht chancenlos sehe.
12. Philadelphia Eagles (11-6)
Und da sind schon besagte Eagles, die vor nicht allzu langer Zeit noch wie das Überteam der NFC aussahen. Jedenfalls dann, wenn man sich hauptsächlich an Bilanzen orientiert. Wer jedoch genauer hinschaute, wusste schon damals, als sie bei 10-1 standen, das hier nicht alles Gold war, was glänzte. Abzulesen an so Indikatoren wie einer Punktedifferenz von gerade mal +5 oder der Tatsache, dass sie fünf der vergangenen sechs Spiele verloren haben. Oder Rang 14 mit 1,1 Prozent DVOA bei "FTNFantasy".
Wir blicken hier auf ein Team, das womöglich auch zwei bis drei Siege zu viel gefeiert hat und sich gerade defensiv im freien Fall befindet. Spätestens seit Matt Patricia das Play-Calling dort übernommen hat, ist hier kaum noch Stabilität zu finden. Angesichts der jüngsten Verletzungen von Leuten wie A.J. Brown, Reed Blankenship oder Cam Jurgens, die alle fraglich sind für Montag, sehe ich nicht mal einen Sieg in Tampa als garantiert an. Darüber hinaus würde man zudem eine gehörige Portion Glück brauchen, um weit zu kommen.
Die bisherigen Power Rankings zum Nachlesen
11. Houston Texans (10-7)
Das Überraschungsteam der Saison, das gleich mehrere Awards abräumen könnte, ist gefährlich und hat einen ziemlich guten Quarterback, zudem eine Defense, die in mehreren Ebenen gefährlich sein kann. Die Texans sehen aus wie ein Team, das für Furore sorgen könnte, zumal man drei der letzten vier Spiele gewonnen hat und damit in Schwung ist.
Das Problem: die letzte Niederlage passierte gegen die Browns, die am Samstag in Houston aufschlagen werden. Die Hürde ist also schon zu Beginn ziemlich hoch.
10. Green Bay Packers (9-8)
Ich sehe die Texans und Packers in etwa auf Augenhöhe, doch die Packers haben derzeit mehr Feuerpower im Receiving Corps, weshalb ich sie leicht vorne sehe. Generell sind sie offensiv deutlich effizienter, was grundsätzlich von Vorteil ist. Worüber sie am Ende aber stolpern könnten, ist Joe Berrys Defense, die irgendwie 30 Punkte gegen die Panthers zugelassen hat. Die Panthers haben seither in zwei Spielen keinen einzigen Punkt mehr erzielt.
Allerdings fing sich die Unit zuletzt wieder ein wenig gegen allerdings auch eher überschaubare Gegner (Vikings, Bears). Sie treten bei Mike McCarthys früherem Team, den Cowboys, an, was ein schwieriges Pflaster ist. Allerdings spielen die Packers und Jordan Love furchtlos und haben mit Matt LaFleur auch einen Head Coach, der gegen so manch einen Konkurrenten gewisse Vorteile mitbringt.
9. Los Angeles Rams (10-7)
Wer hätte gedacht, dass die Rams in diesem Jahr in die Playoffs kommen würden? Sie sahen aus wie ein Team, das am Anfang eines Umbruchs steht, zumal sie erst im kommenden Draft nach etlichen Jahren mal wieder einen Erstrundenpick haben werden. Und dennoch ließen sie sich auch von einem schwachen Start nicht lumpen und gewannen unterm Strich sieben ihrer letzten acht Spiele der Saison.
Und hier kommt der Part, der bei der Konkurrenz mindestens mal für Respekt sorgen wird: Sie haben mit Matthew Stafford einen Quarterback, der sogar schon einen Super Bowl gewonnen hat. Er ist genau genommen der einzige NFC-Quarterback, der einen Ring sein eigen nennen kann im aktuellen Feld. Er befindet sich in sehr guter Verfassung und hat mit Cooper Kupp und Rookie-Sensation Puka Nacua zwei brandgefährliche Waffen, zudem mit Sean McVay einen weiterhin herausragenden Play-Caller. Und da auch die Defense um Aaron Donald zuletzt auf gutem Niveau unterwegs war, will sicherlich kaum jemand gegen dieses Team spielen.
8. Miami Dolphins (11-6)
Die Dolphins haben in dieser Saison beeindruckende Zahlen aufgelegt, keine Frage. Sie stellen mit Tyreek Hill den Receiving Leader und Tua Tagovailoa hat die meisten Pass-Yards gesammelt. Wahr ist aber auch, dass sie bei geringstem Widerstand mitunter wie ein Kartenhaus zusammengefallen sind. Sie haben genau ein Spiel gegen ein Team mit am Saisonende positiver Bilanz gewonnen - an Heiligabend gegen die Cowboys. Zuletzt jedoch kamen sie in Baltimore böse unter die Räder und verloren auf letztem Drücker die AFC East durch ihre Niederlage gegen die Bills, die nur auf dem Papier knapp ausfiel.
Die Dolphins können richtig gut sein, wenn es läuft. Doch in den Playoffs läuft selten alles rund, zumal sie durch ihren späten Kollaps nun auswärts antreten müssen. Und da sie auch gegen gute Teams spielen, sollte man trotz des großen Potenzials nicht zu große Erwartungen hegen.
7. Cleveland Browns (11-6)
Was die Browns in dieser Saison geleistet haben, ist einfach bemerkenswert. Mit insgesamt fünf Starting Quarterbacks haben sie elf Spiele gewonnen und der beste davon ist mit Joe Flacco (38), den man im Grunde vom Sofa geholt hat, immer noch fit und aktiv. Er machte die Offense mit kompetentem QB-Spiel wieder brauchbar und mitunter sogar gefährlich, vor allem, weil es ihm wie keinem seiner Kollegen in dieser Saison gelungen ist, Star-Receiver Amari Cooper in Szene zu setzen. Jener spielte gegen Saisonende auf wie zu seinen besten Zeiten.
Die Defense der Browns ist darüber hinaus ohnehin eine der absolut besten in der NFL und nimmt man das alles zusammen, haben wir hier ein sehr gefährliches Team, das auch gegen die Favoriten nicht chancenlos sein dürfte. In Woche 10 haben sie sogar die Ravens in Baltimore (!) geschlagen.
6. Detroit Lions (12-5)
Nach gutem Start hatten die Lions zwischendrin mal einen Durchhänger, was vor allem daran lag, dass die Defense merklich schwächelte. Die Offense war dagegen immer auf recht hohem Niveau unterwegs. Defensiv hat man sich wieder einigermaßen gefangen, sollte sich aber nicht unbedingt auf diese Unit verlassen, wenn es hart auf hart kommt.
Die Offense allerdings zeigte in der gesamten Saison, dass sie auch in Shootouts mithalten kann. Die Frage wird nun natürlich sein, ob Tight End Sam LaPorta rechtzeitig von seiner am Sonntag erlittenen Knieverletzung zurückkommen wird. Head Coach Dan Campbell jedenfalls sprach davon, dass eher um Tage als um Wochen gehe, aber noch sei unklar, ob es bis zum Rams-Spiel reichen werde. Sein Ausfall wäre ein herber Schlag für dieses Team, zumal nur David Montgomery (13) und Jahmyr Gibbs (11) mehr Touchdowns erzielt haben als LaPorta (10).
5. Kansas City Chiefs (11-6)
Am Ende reichte es dann doch wieder für die AFC West, wenn auch alles andere als souverän und hauptsächlich deshalb, weil die Konkurrenz mal wieder zu schwach war. Die Chiefs hatten offensiv immer wieder enorme Probleme mit Drops, illegal Formations und ähnlichen Disziplinlosigkeiten. Und diese werden sie vermutlich auch in den Playoffs nicht vollends loswerden.
Die Chiefs stellten untypisch für sie aber auch eine ziemlich gute Defense, die sie in vielen engen Spielen hielt. Zudem funktioniert das Run Game, was in den Playoffs viel wert sein wird. Wollte man die Chiefs in diesem Jahr kurz umschreiben, müsste man konstatieren, dass ihr Ruf derzeit gefährlicher ist als ihr sportliches Niveau. Allerdings besteht immer die Möglichkeit, dass Patrick Mahomes Feuer fängt und ein Spiel zu ihren Gunsten drehen kann. Jedoch sind seine Waffen in diesem Jahr nicht so gefährlich wie sonst.
4. Dallas Cowboys (12-5)
Nur ein Team hat in dieser Saison eine bessere Punktedifferenz als die Cowboys (+195). Das allein unterstreicht schon, wie gut sie in dieser Saison gespielt haben. Ihre Defense verfügt vor allem über einen explosiven Pass Rush und eine Secondary, die Fehler bestraft. Und offensiv haben Dak Prescott und CeeDee Lamb das eine oder andere Feuerwerk abgefackelt. Die Cowboys allerdings hatten auch so ihre Probleme mit richtig guten Gegnern. Während die schwache Teams teils überrollten, setzte es deutliche Klatschen in San Francisco und Buffalo. Zudem verlor man an Heiligabend knapp in Miami.
Das heißt allerdings auch, dass sie zuhause ungeschlagen sind und als Nummer 2 der NFC werden sie damit im Idealfall mindestens mal zwei weitere Heimspiele haben, erst dann ginge es zum Angstgegner nach San Francisco, gegen den in den vergangenen zwei Jahren jeweils Endstation war. Doch wer weiß, ob es überhaupt soweit kommt, denn auch die Packers haben eine positive Bilanz und schon vor zwei Wochen brauchte es sehr viel Glück, um selbst daheim die Lions zu bezwingen. Auch hier gilt, dass vieles möglich ist, aber auch schnell Schluss sein könnte.
3. San Francisco 49ers (12-5)
Der Top-Seed der NFC stellt eine Offense, die wie auf Schienen fährt und die effizienteste überhaupt der NFL ist in dieser Saison. Die Niners sind sicherlich der klare Super-Bowl-Favorit der AFC, nachdem sie nur ganze zwei Spiele innerhalb der Conference verloren haben und das zweite davon schon gar nicht mehr wirklich zählte (Woche 18 gegen die Rams). Die ärgsten Kontrahenten aus Dallas und Philly wurden mit jeweils 42 erzielten Punkten zerstört und auch sonst ließ man sehr wenig anbrennen. Zudem sind die meisten Leistungsträger fit - Christian McCaffrey sollte nach zwei Wochen Pause auch wieder dabei sein.
Das Problem bei den Niners ist jedoch, dass sie aus der AFC nur die Steelers und Jaguars geschlagen haben. Gegen die Ravens kassierten sie hingegen eine deutliche Klatsche an Weihnachten, was zumindest mal kein gutes Omen für einen möglichen Super-Bowl-Run ist. Bis dahin allerdings geht der Weg nach Vegas nur durch die Bay Area.
2. Buffalo Bills (11-6)
Nach der bitteren Overtime-Pleite in Philadelphia in Woche 12 sah es düster aus für die Bills. Sie hätten schon alle ihrer letzten fünf Spiele gewinnen müssen, um es doch noch irgendwie in die Playoffs zu schaffen, was ziemlich unwahrscheinlich war mit Duellen gegen die Chiefs, Cowboys und Dolphins in Miami auf dem Plan. Und genau das haben sie getan - sie haben alle fünf Spiele gewonnen und sich am Ende sogar noch zum vierten Mal in Serie die AFC East gesichert.
Wenn Josh Allen nicht so viele unnötige Interceptions geworfen hätte, die Spiele spannender gemacht haben als nötig, würden wir jetzt vermutlich ernsthaft über ihn als MVP reden, zumal kein Quarterback an mehr Touchdowns beteiligt war als er (44). Allen hat dieses Team trotz zahlreicher Verletzungen in die Playoffs getragen und hat das Zeug dazu, sie auch dort lange am Leben zu halten. Selbst wenn sie am Ende nur die Nummer 6 gewesen wären, wären die Bills wohl die gefährlichste Nummer 6 im Feld gewesen - so sind sie als Nummer 2 der AFC einer der ganz heißen Favoriten.
1. Baltimore Ravens (13-4)
Übertroffen werden sie nur von den Ravens, die zwar nicht die effizienteste Offense stellen, aber dafür die je nach Metrik beste (-23,3 Prozent DVOA) oder zweitbeste Defense (-0,127 EPA/Play) der NFL stellen. Sie haben ein dominantes Run Game, ein Passspiel, in dem Lamar Jackson kaum zu stoppen ist, wenn es zählt und führen die Liga mit einem Turnover-Verhältnis von +12 an. Sie sind derzeit wohl das brutalste Team der Liga und zwingen den Gegnern ihren Willen auf.
Ihre Punktedifferenz ist mit +201 die beste der NFL und sie liegen mit 45,5 Prozent DVOA auch an der Spitze im Team-Ranking von "FTNFantasy". Die Ravens sind der Topfavorit auf den Super-Bowl-Triumph.
Marcus Blumberg






































