Die Michigan Wolverines haben ihre jahrzehntelange Durststrecke beendet und sich durch einen 34:13-Erfolg über die Washington Huskies zum nationalen Meister im College Football gekrönt. Während beim Gegner ein aussichtsreiches Draft-Prospect enttäuschte, fuhr Head Coach Jim Harbaugh seinen ersten großen Titel ein.
Washington vs. Michigan: Auf einen Blick
- Die Michigan Wolverines zogen ihr Ding durch und dominierten vor allem auf dem Boden auf dem Weg zu ihrem ersten Meistertitel seit 1997.
- Draft-Prospect Quarterback Michael Penix Jr. erwischte einen insgesamt schwachen Tag mit zwei Interceptions und kostete seinem Team damit die Chance auf ein mögliches Comeback.
- Jim Harbaugh feierte den ersten großen Titel seiner Trainerkarriere.
Washington vs. Michigan: Die Analyse
Wer nur die ersten circa 17 Minuten dieses Spiel gesehen hat, wird den Eindruck gewonnen haben, dass Michigan hier alles im Griff hatte. Die Wolverines dominierten mit ihrem Run Game und bestraften Unordnung in der Front der Huskies brutal. Donovan Edwards eröffnete mit einem 41-Yard-Touchdown und nach einem Red-Zone-Drive Washingtons, der mit einem kurzen Field Goal endete, ging es ganz schnell für Michigan: Nur vier Spielzüge später marschierte Edwards erneut unaufhaltsam Richtung Endzone, dieses Mal über 46 Yards.
Nach einem Punt der Huskies folgte dann auch gleich der dritte Score Michigans. Dieses Mal begnügte man sich zwar mit einem 31-Yard-Field-Goal, doch dem vorausgegangen war ein weiterer langer Run. Blake Corum lief über 59 Yards bis in die Red Zone. Dort allerdings versuchte man es dann aus irgendeinem Grund doch mal durch die Luft, was nicht zum Erfolg führte.
In der Folge fing sich Washington ein wenig, kam aber zunächst nicht zu punkten, weil Michael Penix Jr. unter Druck einen weit offenen Rome Odunze auf einer Go-Route samt Busted Coverage der Wolverines bei 4th Down verfehlte und damit einen vielversprechenden Drive beendete. Die Huskies-Defense jedoch blieb danach im Ball und stoppte das Momentum des Big-Ten-Champions. Nach einem Turnover on Downs von Michigan war es dann endlich soweit: Washington fand die Endzone.
Man erhöhte das Tempo, warf schnellere, kürzere Pässe und kam so besser in Schwung. 42 Sekunden vor der Pause fand Penix schließlich Jalen McMillan über drei Yards in der Endzone zum 10:17-Pausenstand.
Washington vs. Michigan: Penix-Interceptions besiegeln Niederlage
Die zweite Hälfte begann jedoch mit einer Interception von Penix zu Will Johnson beim ersten Spielzug nach dem Break. Michigan bestrafte dies aber nur bedingt. Nach zwei False Starts und erneut erfolglosen Passversuchen stand letztlich nur das zweite Field Goal von James Turner auf dem Zettel. Die Huskies antworteten mit einem 45-Yard-Field-Goal von Grady Gross, woraufhin eine Defensivschlacht ausbrach, die sich bis ins vierte Viertel zog.
Bis auf ein paar vereinzelte Nadelstiche hier und da, kam keine Offense wirklich voran und man sah sechs Punts am Stück. Erst ein Laser von J.J. McCarthy auf Tight End Colston Loveland über 41 Yards brach den Bann und hauchte Michigans Offense neues Leben ein. Kurz darauf lief Corum über zwölf Yards zum Touchdown, der für die Vorentscheidung sorgte.
Die Entscheidung wiederum besorgte schließlich Cornerback Mike Sainristil, der bei 4th&13 tief in der eigenen Hälfte eine Interception fing und den Ball bis kurz vor die andere Endzone über 80 Yards zurücktrug. Kurz darauf machte Corum mit seinem zweiten Touchdown den Deckel endgültig drauf.
Es ist der insgesamt zwölfte nationale Meistertitel für Michigan und der erste seit 1997. Zudem ist es der erste Titel für Head Coach Jim Harbaugh, der neben Pete Carroll (USC, Seahawks) erst der zweite Coach ist, der sowohl einen Super Bowl als auch ein National Championship Game im College Football erreicht hat.
#2 Washington Huskies (14-1) vs. #1 Michigan Wolverines (15-0)
Ergebnis: 13:34 (3:14, 7:3, 3:3, 0:14) BOXSCORE
Washington vs. Michigan: Die wichtigsten Statistiken
- Es war wie verhext: Michigan war in frühen Downs extrem effektiv, bei 3rd Down jedoch blieb es glücklos. bei zehn Versuchen gelang bei 3rd Down nur ein neues 1st Down. Zudem vergab man seinen einzigen Versuch bei 4th Down. Aber auch Washington war bei 3rd Down nur bedingt besser (2-14).
- Michigan hat nun in 15 Spielen jeweils seinen Gegner bei weniger als 25 Punkten gehalten. Das hatte zuletzt Minnesota im Jahr 1903 geschafft.
Der Star des Spiels: Run Game (Michigan)
Es ist die große Stärke der Wolverines und das stellten sie auch gegen Washington unter Beweis. Sowohl Edwards als auch Corum (je 2 TD) liefen jeweils für mehr als 100 Yards und auch McCarthy zeigte gegen Ende seine Dynamik auf dem Boden. Als Team kam man auf 303 Rushing Yards. Washington war zwar zeitweise in der Lage, den Lauf der Wolverines zu stoppen, doch den größten Schaden richteten sie damit dennoch an.
Der Flop des Spiels: Michael Penix Jr. (Quarterback, Washington)
Der Heisman-Finalist hatte nicht seinen besten Tag in seinem letzten Spiel für Washington. Er übersah immer wieder offene Receiver für potenzielle Chunk-Plays und verfehlte andere in kritischen Situationen, unabhängig davon, ob er unter Druck stand oder auch nicht. Seine zwei Interceptions gingen ebenfalls auf seine Kappe, die zweite brach seinem Team endgültig das Genick. Es war von vornherein klar, dass die Huskies nur hätten mithalten können, wenn Penix seine Topform erreicht. Doch das war nicht der Fall.
Analyse: Washington vs. Michigan - das fiel taktisch auf
- Die Wolverines hatten zu Beginn sehr viel Erfolg mit dem Run Game, was hauptsächlich daran lag, dass sie gegen meist leichte Boxes der Huskies die Gaps attackierten und Washington hier schlicht nicht sonderlich diszipliniert auftrat. Teilweise wurden einzelne Gaps doppelt gedeckt, andere gar nicht. Zudem stürzte sich die Front der Huskies meist auf den ersten Move des Running Backs, der gerade im Fall von Edwards nach einem Cut und mit viel Geduld dann klaffende Lücken fand.
- Ebenfalls hilfreich waren viele Shifts und Pre-Snap Motion, was die Washington-Defense zusätzlich verunsicherte. Sie spielten viel Nickel, sehr viel Off-Coverage und teilweise sogar Cover-4, gerade auch in der Red Zone. Mit fortlaufender Spieldauer stellten sie dann aber auf mehr Press Coverage um, was half, Underneath-Würfe einzudämmen. Zudem machten sie dann auch weniger Fehler gegen den Run, indem sie geordneter auftraten und die Gaps besser bewachte.
- Michigan blitzte gerade zu Beginn kaum und vertraute auf seine Vier-Mann-Front für den Pass Rush. Dahinter setzte man auf 2-High-Looks sowie häufig auch auf Cover-3 und ließ häufig sieben Spieler in Coverage fallen, was Washington auch erst recht spät in der ersten Hälfte mit schnelleren, kürzeren Pässen ausnutzte. Das Run Game profitierte indes nicht von so leichten Boxes, weil die D-Line sehr dominant auftrat und mögliche Lücken schnell schloss.
- Ein Mittel, das Washington in der zweiten Hälfte half, den Run zu stoppen, waren Run-Blitzes, die zu Tackles im Backfield geführt haben. Generell verteidigte man aggressiver und las das Spiel besser, etwa bei Screens, wo Safetys sehr schnell zum Tackle parat standen.