Bei den letzten Ski-Rennen des Jahres überzeugt aus dem deutschen Team nur Lena Dürr. Mikaela Shiffrin und Marco Odermatt fahren in einer eigenen Liga.
Wenigstens auf Lena Dürr ist noch Verlass. Während die deutschen Männer beim Weltcup in Bormio von einer Enttäuschung in die nächste rutschten, schloss die beste deutsche Skirennläuferin beim Slalom in Lienz das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere mit einem großartigen zweiten Platz ab. Schneller als die WM-Dritte war allein die überragende Ski-Königin Mikaela Shiffrin, die ebenso in einer eigenen Liga fuhr wie Marco Odermatt bei den Männern.
Dürr, Fünfte nach dem ersten Lauf, riss nach ihrer beeindruckenden, weil furiosen Fahrt im Finale vor den Augen ihrer Familie beide Arme nach oben, zu Recht, wie sich wenige Minuten später herausstellte. "Dass alle meine Leute da unten stehen, das ist schon etwas Besonderes, und dass es sich dann so ausgeht, ist unglaublich", sagte Dürr mit einem Lächeln im Gesicht in der ARD.
Dürr ist in diesem Winter bisher die einzige Konstante eines nicht sehr überzeugenden deutschen Teams. Die 32 Jahre alte Münchnerin fuhr die beiden einzigen Podestplätze und vier von insgesamt zwölf Top-Ten-Platzierungen ein. Ihre Bilanz in den fünf Slaloms ist eindrucksvoll: Dritte, Zweite, Vierte, ausgeschieden, Zweite. Von Shiffrin, die am Schlossberg einen Tag nach dem Erfolg im Riesenslalom zu ihrem 93. Weltcupsieg fuhr, war sie diesmal aber weit entfernt: 2,34 Sekunden.
Odermatt brilliert bei den Herren
Was Shiffrin bei den Frauen, ist Marco Odermatt bei den Männern: "Von oben bis unten eine Klasse für sich", wie ARD-Experte Felix Neureuther im italienischen Bormio beeindruckt sagte. Mit einer Fahrt wie von einem anderen Stern gewann der 26 Jahre alte Schweizer den Super-G auf der eisigen und ruppigen Stelvio, auf der er tags zuvor Zweiter in der Abfahrt geworden war, knapp geschlagen vom Franzosen Cyprien Sarrazin. "Das war eine super Fahrt", lobte sich der Dominator ausnahmsweise selbst.
Traumwandlerisch sicher raste der Doppel-Weltmeister zu seinem vierten Sieg in diesem Winter und seinem 28. insgesamt. Auf den zweitplatzierten Österreicher Raphael Haaser hatte Odermatt 0,98 Sekunden Vorsprung, auf Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen auf Rang drei sogar 1,31 Sekunden. "Er lässt es so einfach aussehen, und man sieht trotzdem, dass er am Limit ist", sagte Andreas Sander und fügte respektvoll hinzu: "Da kann man nur den Hut ziehen."
Sander selbst erwischte in Bormio nach seinem 19. Rang in der Abfahrt einen rabenschwarzen Tag: Mit 3,68 Sekunden Rückstand auf Odermatt kam er als 35. am Ende nicht mal in die Punkteränge. "Ich habe mich von oben bis unten nicht wohl gefühlt. Es passt grad nicht zusammen", sagte der WM-Zweite in der Abfahrt von 2021 in der ARD. Noch langsamer war Romed Baumann (40./+4,23 Sekunden), 2021 WM-Zweiter im Super-G. Josef Ferstl schied aus.
Der beste der vier gestarteten Deutschen war am Ende Simon Jocher. Er fuhr mit der hohen Nummer 43 immerhin noch auf Rang 21 (+2,63). "Es war okay, aber noch immer noch nicht so gut wie im Training", sagte Jocher.

