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Last Man Standing Philipp Göthert im Interview nach dem Finale

Ninja-Sieger Göthert: "Ich habe mich schon geärgert"

Philipp Göthert hat es bis an den Mount Midoriyama geschafft
Philipp Göthert hat es bis an den Mount Midoriyama geschafft
Foto: © RTL/Markus Hertrich
17. Dezember 2023, 07:12
sport.de
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Nachdem er in drei Anläufen immer erst in der letzten Finalstage gescheitert ist, hat es Philipp Göthert nun geschafft: Der 22-jährige Student wird in der 8. Staffel von Ninja Warrior Germany Last Man Standing und scheitert nur knapp am Mount Midoriyama.

Im exklusiven Sieger-Interview erklärt der Kletterer, was dieses Jahr besser lief und gibt einen Einblick in sein Wechselbad der Gefühle am Finalabend. Außerdem verrät er, wie genau er jeden Parcours vorab studiert, wann er selbst in dieser Staffel gezittert hat und welches Hindernis ihm wortwörtlich Kopfschmerzen bereitet.

Philipp, herzlichen Glückwunsch zum Titel: Wie fühlt man sich so als Last Man Standing? 

Philipp Göthert: Nach Stage III bin ich ganz schön ausgerastet, weil ich im vierten Jahr endlich diese Stage geschafft habe und am Mount stand. Ich habe mich total gefreut, Last Man Standing zu sein. Aber als ich dann zum Mount bin, hat in meinem Kopf wieder ein neuer Wettkampf für mich angefangen. 

Was war dein erster Gedanke, nach dem Mount: gewonnen oder verloren? 

Ich habe mich schon geärgert, natürlich wollte ich den Mount in der Zeitvorgabe schaffen – oder zumindest einen guten Versuch machen. Dass ich das dann nicht geschafft habe, war eine Niederlage für mich. Ich habe alle anderen geschlagen, aber nicht den Parcours. 

Hast du beim Hochklettern gedacht, dass es knapp werden könnte?

Ja, ich habe gemerkt, dass ich viel zu langsam war. Als ich die erste Himmelsleiter-Sprosse verzogen habe, wusste ich schon, dass es vorbei ist.

Neben dem Wackler an der einen Sprosse wirkte es so, als hättest du den Übergang zum Seil nicht optimal erwischt. Hat das eine Rolle gespielt? 

Ja, ich wollte einen Muscle-Up machen und direkt auf die Stange springen, das hatte ich mir vorab mit Simi [Simon Brunner, Anm.d. Red.] überlegt. Das hat aber nicht geklappt wegen des Gurtes, der quer über die Brust ging. So konnte ich mich nicht an der Stange vorbeischieben. Ich dachte, dass ich durch diesen Move ein, zwei Sekunden sparen könnte. Wenn man den Mount in 30 Sekunden schaffen will, muss man so etwas probieren, aber wir hatten im Training nicht an diesen Gurt gedacht. 

Glaubst du, dass du den Mount in der Zeit schaffen kannst, wenn du keinen Fehler machst? 

Ja, das ist zu schaffen, aber da muss wirklich alles perfekt laufen und man muss richtig fit sein.  

Warst du richtig fit? 

Dadurch, dass ich wegen meiner Fingerverletzung noch keine Kletter-Wettkämpfe machen kann, habe ich mich in diesem Jahr zum ersten Mal ein bisschen spezifischer auf die Show und den Mount vorbereitet. Aber ich bin diese Belastung nicht gewöhnt und hatte keine Erfahrung mit dem gezielten Ninja-Training. Das hat mich immer ganz schön plattgemacht, gerade die Bizepsansätze waren immer für mehrere Tage zu. Dadurch konnte ich nicht richtig Maximal- oder Schnellkraft trainieren, was mir die Shape etwas kaputtgemacht hat. Meine Form war nicht perfekt, sonst wäre ich die Himmelsleiter schneller und sicherer hochgekommen. 

Welche Rolle spielt die Vorbelastung? Du hattest zwei Stages in den Knochen und auch Stage I war ja noch nicht lange her. 

Die kommt natürlich hinzu. Man steht morgens früh auf, hat zwei Stages, wärmt sich zwischendurch auf und es ist ein langer Tag. Ich hatte noch einen leichten Muskelkater von Stage I und vom Halbfinale. Ich habe mich nicht mega platt gefühlt, als ich am Mount stand, aber auch nicht topfit. Und es ist ja einfach Teil der Challenge, dass man die beiden Stages und den Mount an einem Tag machen muss. 

Du bist in drei Anläufen zuvor dreimal nur knapp vor dem Mount gescheitert. Was lief dieses Jahr besser? 

Es war eine Mischung aus Erfahrung und Fitness. Im Vergleich zu Staffel 7 war ich einfach fitter, weil ich letztes Jahr wegen meiner Fingerverletzung zwischendurch komplett pausieren musste. Da fehlte mir die Ausdauer in den Unterarmen, sonst hätte es wahrscheinlich damals schon für den Mount gereicht. In Staffel 6 hätte ich es mir auch zugetraut, da habe ich aber einen Fehler an den Leisten gemacht. Der hat mich schon überrascht. Und im ersten Jahr hatte ich nicht die richtige Technik an den Schwebenden Türen.  

Bei der Parcours-Einweisung in Stage III wirktest du gerade vor den Steckkästen sehr konzentriert. Ich glaube, du hattest als einziger einen Notizblock dabei. Was hast du notiert? 

Ich mache mir immer einen genauen Plan für den Parcours. Natürlich gibt es auch Straight-Forward-Hindernisse, bei denen man sich vorher nicht so viel überlegen muss. Aber bei den Steckkästen war das zum Beispiel besonders wichtig, weil man sich merken muss, wo die Löcher sind, die man im Hindernis nicht sieht. Ich habe mir aber auch unabhängig von den Löchern grob die Positionen der Kästen notiert, damit ich mir überlegen kann, mit welcher Handsequenz ich da durchgehe. 

Spielt deine Kletter-Erfahrung eine Rolle dabei, dass du dir einen Plan zurechtlegst? 

Das kann gut sein. Beim Klettern hat man im Wettkampf vorab auch eine Besichtigungszeit. Dort sind es sechs Minuten, in denen man sich die Tour anschaut. Da gehe ich auch die Sequenzen vorab durch. Im Vergleich dazu kann man es bei Ninja noch genauer planen, weil es nicht ganz so komplex ist. Beim Klettern hat man noch mehr Möglichkeiten, die Züge auszuführen. 

Wie sehr beschäftigt dich der Parcours dann noch in den Stunden vor deinem Run? 

Nach der Parcours-Einweisung redet man mit den anderen eigentlich die ganze Zeit über die Stage und spricht über seinen Plan oder mögliche Schwierigkeiten. Sicherlich hole ich mir auch mal ein Tipp von den anderen, aber letztlich schätze ich die Situation immer selbst ein und mache nie blind, was andere sagen. Manche Sachen kann ich halt auch gar nicht so machen, wie andere es können. 

Mit Blick auf die gesamte Staffel, in der du zweimal vorzeitig nass geworden bist: Welches war das kritischste Hindernis? 

Die Stammrolle aus Stage II mag ich wirklich gar nicht, vor allem nicht in einer Stage mit Zeitlimit. Mir ist danach immer so schwindelig und man muss trotzdem weitermachen. Ich glaube, dass Leute da ein unterschiedliches Empfinden haben, aber ich fand es echt unangenehm und bin dann mit Schwindel durch den restlichen Parcours. Ich habe das selbst nach Stage III noch ein bisschen im Kopf gemerkt. 

Warst du irgendwann in dieser Staffel mal nervös? 

Bei der Vorrunde hatte ich schon ein bisschen Muffe nach dem Run, da bin ich als Zwölfter von 13 weitergekommen. Das war ganz schön eng, ich kann es mir auch immer noch nicht erklären. In Stage I bin ich dann fast am Balance-Hindernis ins Wasser gefallen. Aber im Finale war ich die ganze Zeit im Performance-Modus. 

Bringen drei erfolgreiche NWG-Teilnahmen eher Ruhe durch die Erfahrung oder erhöhen sie den Druck durch die Erwartungshaltung? 

Ich habe gar keinen Druck, das ist mir relativ egal. Aber die Routine und die Erfahrung hilft sicherlich. 

Macht dir auch das Geld keinen Stress? Hast du über den Unterschied von 25.000 und 300.000 Euro nachgedacht? 

Natürlich hatte ich das im Kopf, das Geld ist ja auch eine zusätzliche Motivation. Aber im Parcours selbst spielt das keine Rolle, daran denke ich gar nicht. 

Hast du dich denn in einer ruhigen Minute schon mal gefragt, was du mit 300.000 Euro machen würdest? 

Ich habe mir nichts Konkretes überlegt, vielleicht würde ich mir einen Bus kaufen, in dem ich schlafen kann. Ich bin aber auch nicht der Typ, der gerne viel Geld ausgibt. Ich glaube, ich würde es einfach anlegen und mir immer dann etwas nehmen, wenn ich was brauche. 

Du bist Kletterer und für deinen Sport vom Ruhrgebiet nach Innsbruck gezogen. Welchen Stellenwert hat der Ninja-Sport mittlerweile für dich? 

Seitdem ich die Verletzung habe, hat sich der Stellenwert auf jeden Fall verändert, weil ich nicht richtig an Kletterwettkämpfen teilnehmen kann. Ninja ist für mich eine coole Alternative, um trotzdem Herausforderungen zu haben. Dafür bin ich echt dankbar. Es macht voll Spaß! Aber es ist noch nicht so, dass ich mit vollem Fokus Ninja trainiere, weil ich schon noch vorhabe, meine Ziele im Klettern zu erreichen – wenn mein Finger irgendwann wieder heile ist. 

Was sind deine Ziele im Klettern, wenn deine Verletzung abgeheilt ist? 

Ich möchte auf jeden Fall wieder an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, am besten im Weltcup oder auch Europacup. Regelmäßig starten und mich verbessern, das ist eigentlich mein Ziel. 

Wie kommst du mental damit zurecht, dass sich die Verletzung seit über zwei Jahren hinzieht und du nicht weißt, wann es wieder geht? 

Es ist halt so, wie es ist und ich habe mich ein bisschen daran gewöhnt. Natürlich ist es schwer, aber ich komme damit klar und lebe mit der Situation. Ich probiere, das Beste daraus zu machen und ich kann ja auch noch klettern, aber nicht an Leisten. 

Hat dich die Verletzung in dieser Staffel und gerade in der kletterlastigen Stage III nicht beeinträchtigt? 

Im Parcours hat es mich nicht direkt beeinflusst. Aber ich konnte im Vorfeld nicht so fingerintensiv und leistenlastig trainieren. Dadurch waren die Kraft und die Ausdauer nicht so da. Natürlich wäre es besser ohne Fingerverletzung gewesen, aber es hat ja trotzdem geklappt.

Das Gespräch führte Maike Falkenberg

Einzel 2023

1DeutschlandRené Casselly2:11.37m
2SchweizSandro Scheibler2:32.18m
3DeutschlandLukas Homann2:36.22m
4DeutschlandJona Schöne2:47.68m
5DeutschlandPhilipp Göthert2:49.96m

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