Weil auf die Formel 1 im kommenden Jahr ein Mega-Kalender zukommt, müssen die F1-Renställe genau planen, wie sie ihre (menschlichen) Ressourcen einsetzen wollen. Deshalb wird derzeit offenbar auch über ein mögliches Crew-Beben diskutiert, wie Mercedes-Technikchef James Allison nun verriet. Pausieren Toto Wolff und Co. bald an mehreren GP-Wochenenden?
Schon am Ende der vor Kurzem abgeschlossenen Formel-1-Saison wirkten Piloten wie Mechaniker und auch das sonstige Personal ausgelaugt. 22 Grands Prix standen an, immer wieder ging es mit dem ganzen Material quer über den Globus von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort.
Und der Stress wird nicht geringer: In 2024 fasst der F1-Kalender sogar 24 Rennen. Können die Beteiligten die damit zusammenhängen Belastungen überhaupt noch verkraften? Und was könnte der Ausweg sein? Diese Fragen werden offenbar gerade in der Formel 1 diskutiert.
"Wenn man bedenkt, dass auch Wintertests durchgeführt werden müssen, dann verbringt man als Reisender mehr als die Hälfte des Jahres auf der Straße und in einer Arbeitsweise, die ziemlich ermüdend und anstrengend ist", erklärte Mercedes-Technikchef James Allison im "Performance People"-Podcast.
Das gelte nicht nur für das Personal, das mit dem F1-Tross unterwegs ist, sondern auch für "all die Leute in den Fabriken, die das Ganze live begleiten und unterstützen und all die Last auf ihre Schultern nehmen müssen."
Formel 1 diskutiert über neue Regeln
Das Problem: Durch die Kostenobergrenze in der Königsklasse des Motorsports sind die Teams gehandicapt, können nicht einfach deutlich mehr Personal einstellen, um Mechaniker, Techniker und Co. nicht zu verheizen.
"Die finanzielle Realität macht das innerhalb des Kostendeckels unerschwinglich. Um also zu versuchen, eine ansonsten sehr schwer zu verwaltende Saison zu entlasten, hat der Sport gerade begonnen, intern darüber zu diskutieren, ob wir Regeln haben sollten", verriet Allison.
Auch wie diese "Regeln" aussehen könnten, nämlich in Form eines Personaldeckels, führte der Mercedes-Technikchef beispielhaft aus: "In einer Saison mit 24 Rennen würde dies bedeuten, dass keine Person - außer den Fahrern - alle 24 Rennen bestreiten darf. Es würde eine Obergrenze von vielleicht 20 Rennen eingeführt, um mal eine Zahl aus der Luft zu greifen", sagte er.
Wie das genau ablaufen könnte, konnte Allison noch nicht sagen. Die neuen Anti-Stress-Regeln würde aber - die Fahrer ausgenommen - für das gesamte Personal gelten. Heißt: "Das bedeutet, dass Leute wie Toto [Wolff] als Teamchef dies ebenfalls respektieren müssen", betonte der 55-Jährige.
Viermal im F1-Jahr müssten Lewis Hamilton, George Russell und Co. also ohne Wolff auskommen. Doch nicht nur ohne den Teamchef.
"Die Renningenieure, die die engste Beziehung zu den Fahrern haben, Bono [Pete Bonington] und Shov [Andrew Shovlin], eine Beziehung, von der viele Leute wissen, weil sie sie im Radio hören ... die Fahrer müssten viermal im Jahr eine andere Stimme hören", erklärte Allison.
Ob das alles möglich ist, um das Personal nicht zu verheizen? Offen. Allison jedenfalls will nicht aufgeben, bis es eine Lösung gibt: "Wir müssen rausfinden, wie wir das gut hinbekommen."