Skicrosserin Daniela Maier gewinnt erstmals ein Weltcup-Rennen. Die Freude wird etwas getrübt durch die Disqualifikation eines Teamkollegen.
Das Gefühl war aufregend neu, noch nie war Daniela Maier im Weltcup als Erste über die Ziellinie gerast. Als es dann endlich so weit war, konnte die beste deutsche Skicrosserin kaum noch an sich halten: Gleich nach der Fahrt über den roten Strich schrie sie ihre Freude heraus, fuchtelte ausgelassen und wie wild mit den Armen und stieß freudestrahlend noch ein einziges, aber vielsagendes Wort hervor: "Geil!"
Im Schneegestöber von Val Thorens in den Savoyer Alpen lagen sich die Deutschen glückselig in den Armen, schließlich war der Sieg in mehrfacher Hinsicht eine Seltenheit: Als letzte deutsche Skicrosserin hatte 2019 Heidi Zacher im schwedischen Idre Fjäll gewonnen. Und mit dem Triumph von Maier endete nun auch die schier unfassbare Serie der schwedischen Olympiasiegerin Sandra Näslund, die zuvor 18 Rennen nacheinander gewonnen hatte.
"Ich bin überwältigt, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", bekannte Maier nach ihrem größten Erfolg seit dem lange Zeit fraglichen Gewinn von Bronze bei Olympia 2022 in Peking. Jenen dritten Rang hatte sie vor Ort erst zugesprochen bekommen, auch die Medaille war ihr trotz Protesten aus der Schweiz überreicht worden - doch erst nach zähem Ringen auch vor dem Sportgerichtshof CAS durfte sie die Plakette behalten.
Im Weltcup hatte Maier achtmal einen dritten und einmal einen zweiten Rang belegt, ihr erster Sieg, sagte Skicross-Chef Heli Herdt dem "SID", war "überfällig". Am Vortag war die 27-Jährige aus Furtwangen noch ungewöhnlich früh im Viertelfinale gescheitert, "da hat sie den Start versemmelt", berichtete Herdt. Am Freitag war er dann voll des Lobes für Maier. "Da hat sie", sagte er, "ihre Qualitäten im Gleiten und über die Wellen ausgespielt."
Die Freude über den Sieg von Maier kam den deutschen Skicrossern gerade recht, denn: Nach dem Viertelfinale der Männer war Florian Wilmsmann von der Jury disqualifiziert worden. Der Grund: Bei der Überprüfung der Skier hatte das vom Weltverband genutzte Gerät vermeintliche Fluor-Rückstände angezeigt - das Gleitmittel ist seit diesem Jahr verboten. Herdt verstand die Welt nicht mehr: "Natürlich", sagte er, "benutzten wir kein Fluor."
Alle eigenen Tests am Tag vor dem Rennen, beteuerte Herdt, hätten nichts angezeigt. "Wir wissen aber", erklärte er, "dass bestimmte Wachse, die von der Industrie als fluorfrei verkauft werden, dieselben Reflexionen hervorrufen wie Fluor. Es ist und bleibt ein undurchsichtiges Verfahren."