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Kolumne des NoKo-Bundestrainers für sport.de

Frenzel mahnt: "Wir werden hart arbeiten müssen!"

Eric Frenzel ist Bundestrainer der Nordischen Kombinierer
Eric Frenzel ist Bundestrainer der Nordischen Kombinierer
Foto: © Poolfoto/SVEN SIMON
28. November 2023, 15:08
sport.de
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Eric Frenzel startet in der Nordischen Kombination eine große Herausforderung. Der dreifache Olympiasieger hat nach seiner aktiven Sportlerkarriere das Cheftrainer-Amt im deutschen Team angetreten. Frenzel beschreibt in seiner Kolumne für sport.de den spannenden Seitenwechsel.

Laura ist gerade von der Apotheke zurück; vor mir breiten sich nun Lutschpastillen in allen Farben aus, nach dem Studium der Beipackzettel und nach einer kurzen, intensiven, per Zeichensprache geführten Diskussion mit meiner Tochter Emma, entscheide ich mich für die rosafarbenen Pastillen.

Hätte ich allein entscheiden dürfen, hätte ich mich persönlich wohl für die grünen Schmerzenslinderer entschieden, aber als Patient auf der Flossenbürger Krankenstation kann man nur noch bedingt selbst Einfluss nehmen, da liegen die Entscheidungen offensichtlich in anderen, in diesem Fall in kleineren Händen.

Emma nimmt die Rolle als fürsorgende Krankenschwester an und lenkt mit einer gewissen Strenge meinen Tagesablauf: "Schön zu Ende lutschen, nicht reden, der Tee kommt gleich“. Auch wenn ich eine Stimme hätte, wäre Widerstand zwecklos- Emma kennt bei Rollenspielen keine Kompromisse.

Meine Stimme? Ja, meine Stimme ist in Kuusamo geblieben, beim Nordic Opening. Verloren gegangen war sie am dritten Wettkampftag, irgendwo zwischen Schanzenabwinken und Loipenanfeuerungen. Ersterfahrungen eines Trainers; die besagen, dass man sich auch außerhalb eines Wettkampfs der Nordischen Kombination körperlich verausgaben kann.

Unser Haus ist eingeschneit, der Kamin ist an und Emma zieht mir bei jedem Vorbeigehen die Decke erneut gerade; wenn die leitende Pflegekraft mal für fünf Minuten nicht auf der Krankenstation weilt, habe ich Zeit, über das erste Wettkampfwochenende nachzudenken.

Rückblick auf das erste Weltcup-Wochenende

Erfreuliches und Verbesserungsfähiges – beides haben wir in Finnland gesehen, aber eines ist wie erwartet eingetreten, trotz aller Legendenbildungen im Vorfeld hinsichtlich Formschwächen und krankheitsbedingten Trainingsrückständen sind die Norweger in unveränderter Stärke präsent.

Es riiberte wieder! Die Norweger um Jarl Magnus waren auf der Schanze und in der Loipe in einer guten bis sehr guten Verfassung.

Wir werden hart arbeiten müssen, um den rot-blauen Jungs Paroli bieten zu können - Kopfarbeit ist angesagt. Unsere Spitzenkönner wollten und können auch mehr als sie gezeigt haben; an der Schanze muss gearbeitet werden, damit die Abstände für den Lauf nicht zu große werden.

Nach unseren teamführenden Persönlichkeiten gab es dagegen beim nachwachsenden Personal einen bedeutsamen Leistungsschub. David Mach rechtfertigte das Vertrauen in seine Nominierung und wartete mit gleich zwei Top-Ten-Platzierungen auf und machte sich zumindest an diesem Wochenende in der erweiterten Weltspitze breit. Ein zwölfter Platz im erstmals durchgeführten "Compact Race" rundeten dieses starke Auftaktergebnis ab.

Wie wir mit den ersten Ergebnissen umgehen, welche Ableitungen wir vornehmen, werden wir in den nächsten Tagen in Ruhe analysieren und entwickeln, dann, wenn die letzte Pastille gelutscht ist, meine Stimme wieder vernehmbar ist und Emma mir grünes Licht für die Weiterreise nach Norwegen gegeben hat.

Herzliche Grüße

Eric Frenzel

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