Die zweite Saisonhälfte der NFL-Saison 2023 ist angebrochen, Zeit einen Blick auf das bisher Gesehenen zurückzublicken und Midseason Awards zu verteilen.
Nach zehn Wochen der NFL-Saison kann man mal durchschnaufen und einen Blick werfen auf die herausragendsten Spieler der bisherigen Spielzeit. Wer hat in den üblichen Award-Kategorien bislang am meisten überzeugt und wie äußerte sich das? sport.de-Redakteur Marcus Blumberg vergibt seine Midseason Awards 2023.
NFL: Midseason Awards 2023
Wir beginnen unsere fiktive Award-Vergabe mit den Rookies.
NFL Midseason Awards 2023: Offensive Rookie of the Year
Hier kann es eigentlich nur einen geben: Quarterback C.J. Stroud von den Houston Texans. Dieser Award ist zwar ausdrücklich kein Quarterback-Award - in den letzten zehn Jahren gewannen ihn lediglich Dak Prescott (2016), Kyler Murray (2019) und Justin Herbert (2020), doch in diesem Jahr scheint kein Weg am zweiten Pick insgesamt im Draft vorbei zu führen.
Stroud spielte bislang so gut, dass er legitim auch in Sachen MVP mindestens mal über ihn reden müssen. Stroud hat nach Woche 10 die zweitmeisten Passing Yards (2.626), das sechstbeste Passer Rating (101,0) und ein Touchdown-Interception-Verhältnis, das Brady-esque wirkt mit 15:2. Und als Kirsche auf der Torte hat er sein Team damit bereits zu fünf Siegen geführt - so viele wie seit 2019 nicht mehr. Im Vorjahr waren es drei insgesamt.
Die Texans sind damit aktuell sogar in Schlagdistanz, was die Playoff-Ränge angeht. Man durfte von den Texans eine Leistungssteigerung zur Vorsaison erwarten. Doch Strouds Aufschwung ist überraschend und aller Ehren wert.
NFL Midseason Awards 2023: Defensive Rookie of the Year
Zwei Spieler kommen hierfür in Frage: Seahawks-Cornerback Devon Witherspoon und Eagles-Defensive-Lineman Jalen Carter. Meine Wahl fällt für den Moment auf Jalen Carter, denn er ragt nicht nur unter allen Rookies auf seiner Position heraus. Im Grunde spielt Carter schon jetzt auf Top-Niveau auf Defensive Tackle. Sein Defense-Gesamt-Grade von 90,6 ist das zweitbeste aller Defensive Linemen bei "PFF", sein Pass-Rush-Grade (87,9) belegt Platz 5. Er hat die neuntmeisten Pressures und siebtmeisten Sacks.
Auch wenn er in Sachen Run Stopping noch nachlegen muss, ist er im Bereich Inside-Pass-Rush schon jetzt eine Macht und genau das, was sich die Eagles bei ihm erhofft hatten.
NFL Midseason Awards 2023: Offensive Player of the Year
Gemessen an dem, was A.J. Brown und auch CeeDee Lamb in letzter Zeit gespielt haben, wird sich hier bis Saisonende sicher noch ein enges Rennen ergeben. Schauen wir aber primär auf die erste Saisonhälfte, dann kann es hier nur Wide Receiver Tyreek Hill von den Miami Dolphins geben.
Hill ist der erste Spieler der NFL-Geschichte, der die 1000-Receiving-Yard-Grenze nach acht Spielen geknackt hat. Er führt die Liga mit 1.075 Yards und acht Touchdowns an und ist auch der mit Abstand effizienteste Receiver mit 3,95 Yards per Route Run. Selbstredend kommt er auch auf die meisten Yards nach dem Catch. Hill ist ein Cheatcode, der die explosivste Offense der Liga sozusagen als Turbo befeuert und es seinen Mitspielern damit deutlich leichter macht, produktiv zu sein.
NFL Midseason Awards 2023: Defensive Player of the Year
Was den DPOY angeht, dürfen wir uns schon jetzt auf einen spektakulären Schlussspurt einstellen. Nick Bosa, T.J. Watt und auch Danielle Hunter spielen allesamt herausragend und auch Trey Hendrickson und Maxx Crosby werden ein Wörtchen mitreden. Zudem muss man auf Cornerback vor allem DaRon Bland im Auge behalten. Aber Stand jetzt muss dieser Award an Myles Garrett von den Cleveland Browns gehen.
Garrett führt die Liga mit elf Sacks an. Er ist der ultimative Gamewrecker und führt auch mit vier Forced Fumbles. Zudem hat er ein Field Goal geblockt. Garrett tut alles dafür, dass eine der besten Defenses der NFL ihr Ding macht und eine Offense unterstützt, die nicht immer überzeugt hat. Wenn wir bei den Browns von einem Team-MVP reden, ist Garett der Favorit darauf.
NFL Midseason Awards 2023: Coach of the Year
Für mich ist ein Coach of the Year nicht zwingend derjenige, der einen Topfavoriten zu einer starken Saison und damit einhergehend in die Playoffs führt. Er tut dann nämlich genau das, was von ihm erwartet wird. Ein Coach of the Year ist für mich jemand, der Erwartungen übertrifft. Der mehr als seinem Team herausholt als andere vor ihm. Keiner passt derzeit besser zu dieser Beschreibung wie DeMeco Ryans von den Houston Texans.
Ryans wurde wie der zurückgekehrte verlorene Sohn gefeiert, als er im Frühjahr nach seiner erfolgreichen Spielerkarriere (2006-2011) bei Texans nach Houston zurückkehrte und neue Konstanz in die Truppe bringen sollte, die zuletzt zwei Coaches in zwei Jahren verschlissen hatte. Und bis jetzt ist Ryans das auch sehr gut gelungen. Die Texans stehen bei 5-4 und sind zumindest mal Teil der Playoff-Konversation. Das war zuletzt 2019 der Fall.
Egal, wie das nun ausgeht, herrscht Aufbruchstimmung in Houston. Und das ist ebenfalls etwas, was man seit dem unrühmlichen Abgang von Deshaun Watson nicht mehr verspürte.
NFL Midseason Awards 2023: Der MVP
Kommen wir zum wertvollsten Spieler der NFL. Und hier habe ich mich auch aufgrund der Leistungen aus Woche 10 sehr schwer getan. Es gibt einige interessante Kandidaten, sei es ein Lamar Jackson, ein Tua Tagovailoa oder auch Stroud und Jalen Hurts. Doch für den Moment lande ich wieder beim offensichtlichen Kandidaten: Patrick Mahomes.
Mahomes spielt wahrlich nicht seine beste Saison. Er hat weder die meisten Touchdowns, noch das beste Rating oder die beste Bewertung bei "PFF". Was er aber hat, ist seine generelle Coolness und sein Selbstvertrauen. Er sieht das Feld wie kein Zweiter und versteht das Spiel wie kaum jemand in der aktuellen NFL. Es ist auch nicht abwegig, zu behaupten, dass Mahomes unter allen Genannten Kandidaten - auch Dak Prescott sollte man nicht vergessen - den wohl schlechtesten Receiving Corps zur Verfügung hat.
Entsprechend muss man das, was Mahomes derzeit macht, umso höher einschätzen. Mahomes trägt dieses Team, obwohl er sein Spiel umstellen und etwa kürzer werfen muss als in den vergangenen paar Jahren. Er findet einen Weg, seine Offense auf Kurs zu halten, selbst wenn er dafür mehr Aufwand betreiben muss als früher. Er macht seine Mitspieler merklich besser als sie sind und das ist die Definition für einen MVP.
Marcus Blumberg