Im NFL Draft 2021 machten die Atlanta Falcons Kyle Pitts zum höchst-gedrafteten Tight End der Super-Bowl-Ära. Nach einem Raketenstart stellte sich für das Ausnahmetalent Tristesse ein. Nun scheint das "Unicorn" der Falcons endlich wieder auf dem aufsteigenden Ast zu sein.
Vor dem Draft 2021 war der Hype um Kyle Pitts riesig. Der Tight End der Florida Gators wurde als "Generational Talent" und als "Unicorn" gefeiert. Dass Pitts aber mit dem vierten Pick bei den Atlanta Falcons landete, war dennoch eine Überraschung. Schließlich hätten die Falcons auch einen Quarterback oder einen Pass Rusher gut gebrauchen können. Und einen Tight End in den Top 5 nehmen? Das macht man eigentlich nicht. Doch es kam anders und Pitts wurde tatsächlich ein Falcon.
Und er zahlte das Vertrauen umgehend zurück. 68 Catches für 1.026 Yards waren die eindrucksvollen Statistiken des Rookies in seiner ersten NFL-Saison. Neben Hall-of-Famer Mike Ditka war Pitts der erste Tight End, dem 1.000 Yards als Rookie gelungen sind. Lediglich seine Touchdown-Ausbeute war ausbaufähig, nur ein einziges Mal fand Pitts den Weg in die Endzone.
Mit dem Weggang von Falcons-Legende Matt Ryan verschlechterte sich allerdings die Situation für Kyle Pitts drastisch. Und nicht nur für Pitts, viel mehr hatte die gesamte Falcons-Offense am Abschied des jahrelangen Quarterbacks zu knabbern.
Dessen Nachfolger wurde Marcus Mariota, der allerdings alles andere als eine gute Saison spielte. Leidtragender davon war auch Pitts, der es auf 28 Catches, 356 Yards und zwei Touchdowns brachte, die letzten sieben Partien allerdings auch allesamt verpasste.
Im Spiel gegen die Chicago Bears in Woche elf hatte sich Pitts nämlich am rechten Knie verletzt und musste in der Folge sogar am Meniskus operiert werden. Seine Saison war damit vorzeitig beendet.
NFL: Pitts kämpft mit den Folgen einer Knie-Verletzung
Von den Folgen dieser Verletzung schien sich Pitts lange Zeit nicht erholt zu haben. Noch nach dem London Game der Falcons gegen die Jacksonville Jaguars hatte Head Coach Arthur Smith angedeutet, Pitts sei noch nicht wieder zurück bei voller Fitness.
"Schaut, er ist da draußen", so Smith. "Es gibt keinen perfekten Zeitplan. Aber es gibt bestimmte Dinge, die er im Moment wirklich gut macht und es gibt bestimmte Dinge, die er nicht gut machen kann. Es war eine lange Reise zurück. Er wird es schaffen", erklärte der Übungsleiter.
Zum damaligen Zeitpunkt war Pitts "nah dran" wieder gesund zu sein. "ich hasse es, Prozentzahlen zu nennen, aber man muss zugeben, dass es gegen Jacksonville einige Dinge gab, bei denen er so schnell aussah wie als Rookie", zeigte sich Smith nach dem Spiel in Woche 5 vorsichtig optimistisch.
Auf dem Wege der Besserung
Und er sollte Recht behalten: Pitts ließ in Woche 6 gegen die Texans die beste Saison-Leistung folgen. Beim 21:19-Erfolg gegen Houston hatte er sieben Catches für 87 Yards. Insgesamt elf Targets zeigten, dass die Falcons ihrem Tight End endlich wieder mehr zutrauten.
In Woche 6 ließ Pitts dann auch seinen ersten Touchdown der Saison folgen. Auch wenn die Commanders Pitts etwas besser im Griff hatten als die Texans, war in den Abläufen von Pitts abermals eine Steigerung zu erkennen.
Offenbar war es also bewusst gewählt, dass Pitts in der Offense der Falcons in den ersten Partien nur eine Nebenrolle spielte. Freiwillig wird Arthur Smith höchstwahrscheinlich nicht darauf verzichtet haben, Pitts seinen Stärken entsprechend einzusetzen.
Schließlich war Smith selbst es, der sich in seinem ersten Draft als NFL-Head-Coach 2021 gemeinsam mit seinem Staff für Pitts entschied. Und das im Übrigen nicht ohne Kritik. Selbst wenn keiner der unzähligen Draft-Experten das Talent von Pitts schmälern wollte, einen Top-5-Pick für einen Tight End zu nutzen, schien für einige dann doch ein zu großes Investment zu sein.
Der "Falcons Way of Drafting"
Hier lassen sich einige Parallelen zum diesjährigen Draft ziehen. Wieder hatten die Falcons einen Top-10-Pick, wieder hätte man einen Pass Rusher oder womöglich auch einen Quarterback gebrauchen können.
Doch in Bijan Robinson war wieder ein solches "Generational Talent" zu haben und wieder schlugen die Falcons zu. Einen Running Back mit Pick acht nehmen? Und das, obwohl man erst im Vorjahr mit Tyler Allgeier einen 1.000-Yard-Rookie auf Running Back bekommen hatte?
Unabhängig von den taktischen Überlegungen, das ohnehin starke Running Game weiter voranzutreiben, scheint es unter Arthur Smith und GM Terry Fontenot der Weg zu sein, hochtalentierte Athleten zu draften, auch wenn es im Kader sicherlich größere Baustellen gibt. Ein spannender Ansatz, der nicht immer auf Zustimmung stößt.
Bijan Robinson allerdings zeigt derweil, dass auch seine Wahl alles andere als ein Fehler war. Der Running Back hat bereits 590 Scrimmage-Yards auf dem Konto und lieferte stellenweise spektakuläre Plays ab.
Spektakuläre Plays wünschen sich die Falcons-Fans auch wieder von Kyle Pitts, doch sie können beruhigt sein. Die Kyle-Pitts-Seite im Playbook der Falcons, die auch am Sonntag in Tampa Bay (ab 19 Uhr live auf RTL+) zum Einsatz kommen sollte, hat seit zwei Wochen wieder ein Lesezeichen.
Marcel Schmidt





































