Mitten in der NFL-Saison erfreut sich College Football wachsender Beliebtheit. Für viele Fans gerät der Nachwuchs-Football nun in den Fokus, da das eigene Profiteam derzeit enttäuscht. Daher kann der Blick auf den NFL Draft 2024 nicht früh genug beginnen.
Marvin Harrison Jr. gilt weiterhin als der mit Abstand beste Wide Receiver im kommenden Jahrgang. Er führt das Ranking außerhalb der Quarterbacks an und es müsste schon etwas Unerwartetes passieren, damit sich daran noch etwas ändert. Doch schwache Mannschaften aus der NFL halten vor allem Ausschau nach einem neuen Quarterback. Es erfreut vielleicht so manchen Enthusiasten, dass es neben Caleb Williams noch weitere interessante Spielmacher im Draft gibt, für die sich ein früher Pick lohnt.
College Football Prospect Watch 2023/24 - Volume 2
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1. Caleb Williams - Quarterback, USC Trojans
Caleb Williams spielt in der vertikalen Offense von Lincoln Riley mit vielen Run Pass Options. Sein Coach erlaubt ihm explosive Läufe und Würfe tief in das Feld. So erfolgreich Riley zuvor Kyler Murray, Baker Mayfield und Jalen Hurts für die NFL ausgebildet hat, ist Williams vielleicht sein Meisterstück. Dafür erhält der Trainer allerdings auch einen Playmaker mit den besten athletischen Anlagen.
Wenn das Spiel um Williams zusammenzubrechen droht, nimmt er sein Schicksal selbst in die Hand und führt sein Team mit außergewöhnlichen Plays durch die Luft und am Boden zurück auf die Siegerspur. Doch auch der gefeierte Quarterback von der USC ist noch nicht ausgereift und muss sein Können in den nächsten Wochen weiter unter Beweis stellen. Scouts wollen sehen, dass er auch innerhalb der Struktur ein Spiel einfach managen kann.
Nachdem Williams in der vergangenen Woche seine erste Niederlage einstecken musste, geht es nun gegen die Utah Utes. Die gut gecoachte Truppe besitzt eine sehr gute Defense und stellt einen weiteren wichtigen Gradmesser zur Evaluation des tatsächlichen Talents von Caleb Williams dar.
2. Marvin Harrison Jr. - Wide Receiver, Ohio State Buckeyes
In der Saison 2023 muss Marvin Harrison Jr. NFL-Beobachter eigentlich nur davon überzeugen, dass er keinen Rückschritt in seiner Entwicklung genommen hat. Doch stattdessen hat der Receiver sogar noch ein paar Fähigkeiten ausgebessert und an Qualität zugelegt.
Die Art und Weise, wie er noch die schwierigsten Catches mit herausragender Körperkontrolle fängt, ist phänomenal und zeugt von einer gehörig guten Körperkontrolle. Harrison Jr. gehört nicht in die Kategorie der Speedster wie Tyreek Hill, sondern ist eher ein gut gebauter Allrounder. Da ist ein wenig von Julio Jones in seinem Spiel und auch von Calvin Johnson oder A.J. Green. Er präsentiert das vielleicht beste Videomaterial, das Scouts in den letzten Jahren von einem College-Receiver gesehen haben.
Im direkten Matchup mit Kalen King wird er es am kommenden Wochenende mit den Penn State Nittany Lions aufnehmen. Die Partie hat neben einer Aussagekraft für den Draft-Spot beider Talente vor allem Auswirkungen auf die College Playoffs. Wer gewinnt, darf weiter vom Endspiel träumen.
3. Joe Alt - Offensive Tackle, Notre Dame Fighting Irish
Im Jahrgang 2024 der Offensive Tackle findet sich kein Talent, dass sich so sicher und technisch definiert in seinen Sets bewegt wie Joe Alt. In der Offensive Line der Notre Dame Fighting Irish ist er außerdem bestens ausgebildet und hat bereits ein hohes Spielverständnis für Blitzes, Double-Teams und Blocks im zweiten Level entwickelt.
Zusätzlich helfen ihm seine enormen Körpermaße bei seinen schnellen Beinen, abrupt am Pad des Gegenspielers einzutreffen. Es mag NFL-Teams geben, die einen gedrungeneren Tackle und keinen Hünen über zwei Meter Größe suchen. Aber die lassen sich den besten Spieler in den Trenches entgehen.
4. Brock Bowers - Tight End, Georgia Bulldogs
Es findet sich selbst unter den reinen Wide Receivern kaum ein dynamischerer und explosiverer Playmaker als Tight End Brock Bowers. Wenn er auf seinen Routen den Ball gefangen und verarbeitet hat, kann er sogar nochmal einen Gang hochschalten. Bowers ist aber auch ein sicherer Catcher, wenn es darum geht, in dichter Bedrängnis einen Pass zu empfangen.
Für die Georgia Bulldogs kann das erst 20-jährige Talent Mismatches in Sachen Physis und Geschwindigkeit kreieren. Für die NFL ist er damit bestens als moderner Tight End geeignet. Viele Teams können mittlerweile vernachlässigen, dass ein Spieler "in-Line" sicher blocken kann. Obwohl Bowers auch darin besser ist, als sein Ruf ihm nachsagt.
Derzeit ist Bowers allerdings am Sprunggelenk verletzt und muss operiert werden. Wie lange er danach ausfällt, ist unklar. Prognosen reichen derzeit von vier bis sechs Wochen bis hin zum vorzeitigen Saisonende. Letztlich wird seine Genesung auch von der NFL kritisch beäugt werden, denn sie wird Aufschluss darüber geben, ob er am Ende tatsächlich in den Top 10 gedraftet wird oder tiefer fällt.
5. Drake Maye - Quarterback, North Carolina Tar Heels
Drake Maye ist ein sauber definierter und gut gebauter Passer, der mit einer flüssigen Wurfbewegung sowohl außerhalb als auch innerhalb der Struktur für wichtige Plays sorgen kann. Darin hat er sogar Caleb Williams etwas voraus und könnte trotz des derzeitigen Hypes einige Entscheidungsträger in der NFL eher von seinem Talent überzeugen als der Heisman-Gewinner von der USC.
Zur Arbeit eines Quarterbacks gehört aber mehr als Bälle werfen. Gegen den Druck wünscht man sich mehr Ruhe und Gelassenheit. Doch wenn sein Rhythmus nicht gestört wird, kann er auch die schwierigsten Pässe überall auf dem Feld in die kleinsten Passfenster anbringen. Eine Qualität, die auf dem nächsten Level nicht mehr verbessert werden muss.
6. Jared Verse - Edge Rusher, Florida State Seminoles
Es gibt Pass Rusher, die haben eine Trumpfkarte und sind darin einfach besonders gut. Doch Jared Verse kann seine Matchups auf unterschiedlichen Wegen gewinnen. Er ist ein natürlicher Athlet mit hoher Beweglichkeit, womit er am College regelmäßig gewinnt. Doch in der NFL werden ihm hierin ebenbürtige Offensive Tackles begegnen, weshalb es ihm dort helfen wird, dass er bereits ein vielseitiges und gut ausgebildetes Repertoire an Pass-Rush-Moves verinnerlicht hat.
Verse kann nicht nur außen um die Ecke zum Quarterback ziehen, sondern mit kräftigen Aktionen durch den Gegenspieler hindurch und sogar innen zum Ballträger schießen. Das macht ihn einzigartig in diesem Jahrgang und liefert das Potenzial, bei den Profis ein ganz besonderer Edge Defender zu werden.
7. Olu Fashanu - Offensive Tackle, Penn State Nittany Lions
Olu Fashanu spielt an der Penn State auf der Position des Left Tackles und ist auch für eine Profikarriere bestens ausgestattet. Seine Proportionen und seine Athletik sorgten bereits vor einem Jahr dafür, dass Fashanu zu den von der NFL gefragtesten College-Spielern gehörte. In den letzten Wochen konnte er auch in technischer Hinsicht nochmal einen Schritt nach vorne machen, was ihn zu einer noch zuverlässigeren Option für den kommenden Draft macht.
Fashanu kann gegen kräftige Pass Rusher seinen Anker auswerfen und sich mit hoher Beweglichkeit auch mit schnellen Speed-Rushern messen. Dank seiner Technik, die sich allerdings noch in der Entwicklung befindet, steht er nun auch gegen erfahrene College-Rusher seinen Mann.
8. Keon Coleman - Wide Receiver, Florida State Seminoles
Keon Coleman fing in seinem letzten Jahr an der Michigan State 58 Pässe für 798 Yards und sieben Touchdowns. Vor allem gegen den Rivalen aus Ann Arbor, den Michigan Wolverines, deutete er an, wozu er als Receiver fähig ist. Nach seinem Wechsel an die Florida State beweist der ehemalige Basketballspieler nun, dass er mit dem richtigen Quarterback, sowohl Bälle am höchsten Punkt verarbeiten kann als auch Pässe in voller Geschwindigkeit aufnimmt, um sie für viele Yards nach dem Catch in die Endzone zu tragen.
Bei den Seminoles wird er endlich gemäß seiner Stärken eingesetzt und hat mit Quarterback Jordan Travis den passgenauen Spielmacher, den er benötigt, um sein volles Potenzial auszuschöpfen. Für die Offense der Houston Texans, Miami Dolphins oder San Francisco 49ers wäre er mit seinem Profil wie geschaffen.
9. Kalen King - Cornerback, Penn State Nittany Lions
In der Defense der Penn State Nittany Lions ist Kalen King der wichtigste Verteidiger seines Teams. Nicht selten läuft er am College die Passrouten sauberer aus als seine unmittelbaren Gegenspieler. Er spielt aber nicht nur reine Manndeckung, sondern kann genauso als Raumverteidiger eingesetzt werden.
King ist auch Sprachrohr der Abwehr und liefert sich auf dem Feld gern einen verbalen Schlagabtausch mit seinem Gegenspieler. Manche NFL-Coaches werden das kritisieren. Andere wiederum werden genau diese Einstellung an ihm lieben. Kalen King ist so oder so der beste Cornerback seines Jahrgangs.
10. JC Latham - Offensive Tackle, Alabama Crimson Tide
JC Latham spielt für Alabama auf Left Tackle. Er ist kräftig gebaut und groß gewachsen. An ihm werden sich dennoch die Geister bei der Frage scheiden, ob er nicht besser innen auf Guard aufgehoben sei. Den Ton würde er auf alle Fälle innen wie außen angeben. Denn er ist ein Offensive Linemen, den man gern als “Big Mauler” bezeichnet.
Mit kräftigen Schlägen und starkem Einsatz seiner Hände lässt sich Latham nicht mehr abschütteln, wenn er einmal an das Pad des Gegenspielers gelangt ist. Vielleicht wird es in der NFL Matchups geben, deren Speed er über außen nicht gewachsen sein wird. Aber auf Guard hat er eine große Zukunft in der NFL vor sich.
Weitere Quarterbacks außerhalb der Top 10:
Quinn Ewers, Texas Longhorns
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie Quarterbacks mit ihrem Arm das gesamte Feld attackieren können. Quinn Ewers kann das nicht über pure Armstärke lösen, weshalb er mit viel Ballgefühl und hoher Genauigkeit wirft, um ebenso effektiv wie andere Spielmacher zu sein.
Michael Penix Jr., Washington Huskies
Michael Penix Jr. ist ein disziplinierter Pocket Passer, der überraschend effektiv mit seinem Arm aber auch mit seinen Beinen Raumgewinn erzielen kann. Für ihn werden die medizinischen Untersuchungen ausschlaggebend in Sachen Draft-Spot sein. Mehrere Vor-Verletzungen bereiten der NFL Sorgen.
Shedeur Sanders, Colorado Buffaloes
Ein großartiger Athlet ist Shedeur Sanders bereits. In einer breiten Quarterback-Klasse fehlt ihm aber nach seinem Wechsel vom unterklassigen FCS-Level nach Colorado noch die Kontinuität, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Vielleicht bleibt er deshalb noch ein weiteres Jahr am College.
Philipp Forstner
