Woche 3 der NFL ist weitestgehend im Kasten und die Jets leiden weiter unter ihrer Quarterback-Situation. Brandon Staleys 4th-Down-Entscheidung war trotz Misserfolg richtig und warum sind die Dolphins eigentlich so unglaublich gut? Die wichtigsten Erkenntnisse der Woche.
NFL: Die 4th-Down-Entscheidung von Chargers-Coach Brandon Staley war richtig!
Das Geschrei und der Spott wären mit Sicherheit groß gewesen, hätten die Chargers ein weiteres Spiel verloren, in dem sie eigentlich die produktivere Mannschaft waren. Head Coach Brandon Staley hatte schließlich den Vikings den Ball beim Stand von 28:24 aus Chargers-Sicht auf dem Silbertablett nahe der Red Zone geliefert. Bei 4th&1 an der eigenen 24 entschied er sich dazu, den Versuch auszuspielen und mit einem neuen First Down den Deckel draufzumachen, anstatt das Herkömmlich zu tun und zu punten, um den Vikings das Leben mit mehr Distanz bis zur Endzone das Leben schwerer zu machen. Wie man es eben seit jeher macht im Football ...
Die Nummer ging gut, denn ein finaler Pass von Kirk Cousins landete über Umwege beim Gegner für eine Interception in der Endzone - vom katastrophalen Clock Management der Vikings kurz davor reden wir jetzt gar nicht. Denn ehrlich gesagt ist das, was auf den missglückten vierten Versuch der Chargers folgte, auch irrelevant im Bezug auf die Frage, ob man diese Entscheidung verurteilen sollte.
Die Antwort ist ganz klar nein! Was ist die Hauptaufgabe eines Head Coachs? Er muss seine Spieler in die bestmögliche Position bringen, um erfolgreich zu sein. Und genau das hat Staley mit seiner 4th-Down-Entscheidung getan.
Laut dem "4th Down Decision Calculator" von "rbsdm.com" hat diese Entscheidung die Siegwahrscheinlichkeit der Chargers um 9,5 Prozent erhöht, was ein klares Argument dafür ist, den Versuch auszuspielen anstatt zu punten, analytisch betrachtet. Die Erfolgsquote bei dieser Situation liegt bei 73 Prozent, sodass dies durchaus ein annehmbares Risiko war.
Die Chargers hatten die Chance, das Spiel in dem Moment zu beenden, anstatt Cousins und Jefferson den Ball nochmal zurückzugeben. Es hat nicht funktioniert, doch der Prozess war dennoch der richtige.
NFL: Die New York Jets müssen das Wilson-Experiment beenden
Die New York Jets haben ein sehr talentiertes Team. Das Gerüst steht, daran besteht sicherlich kein Zweifel. Doch als sich Aaron Rodgers in Woche 1 nach nur vier Plays die Achillessehne gerissen hat, wurde aus einem Contender ein Team, das Probleme bekommen wird. Und das ist ignoriert das grundlegende Problem, das auch Rodgers gehabt hätte - die Jets sind mit einer desaströsen Offensive Line in die Saison gegangen, die sich durch den Ausfall von Left Tackle Duane Brown (38) nochmal verschlechtert hat.
Potenziert wird das Problem nun aber durch Zach Wilson, den sich die Jets noch länger schön reden können, was aber nichts daran ändert, dass er einfach nicht die Antwort ist. Fast schon turnusgemäß war er an diesem Sonntag erneut komplett überfordert mit der Patriots-Defense. Er ist nun 0-5 gegen Belichick und kassierte einmal mehr drei Sacks und sieben Hits. Immerhin: Dieses Mal passierte ihm keine Interception, auch wenn da mindestens eine durchaus drin war.
Mehr noch: Wilson schafft es einfach viel zu selten, seine Playmaker anzuspielen. Drei seiner fünf Top-Targets waren meist offen laut "Next Gen Stats", Garrett Wilson etwa kam im Schnitt auf 3,67 Yards Separation und hatte am Ende dennoch nur 48 Yards (5 REC) im Spiel. Die Jets hatten ganze 171 Yards im Spiel und waren nur 2-14 bei 3rd Down. Sie eröffneten das Spiel mit fünf Punts und einem 52-Yard-Field-Goal.
Und hier ist das, was die Situation und eigene Wahrnehmung der Jets perfekt zusammenfasst. NFL-Network-Moderator Andrew Siciliano umschrieb es in einem Post auf X im Grunde perfekt: "Zach Wilson wird die Jets hier zu einem Touchdown führen ... Die Patriots gewinnen ein enges Spiel ... und die Jets werden die ganze Woche über Wilsons Drive im vierten Viertel als ein Zeichen von Fortschritt sprechen." Und genau diesen Gedanken hatte ich auch.
Siciliano sollte Recht behalten: der besagte Drive über 13 Plays und 87 Yards mündete tatsächlich in einen Touchdown und zwischenzeitlichen 10:13 aus Jets-Sicht. Es war ein guter Drive, in dem die Jets das Tempo erhöhten und damit dem Pass Rush aus dem Weg gingen. Zudem brachte Wilson zur Abwechslung mal ein paar gute und längere Pässe an. Dass den Patriots im ganzen Spiel gleich mehrere Starter in der Secondary fehlten und im Laufe der zweiten Hälfte mit Godchaux und Ekuale gleich zwei wichtige Stützen der Defensive Line wegbrachen, half dann in der Situation auch mit.
Danach aber ging es zurück in den alten Trott für Wilson und Co. - ein Sack von Matt Judon resultierte sogar noch in einen Safety.
Unterm Strich ist es offensichtlich, dass die Kombination aus Wilson, der zerschossenen O-Line und Nathaniel Hackett, der erwiesenermaßen ein schrecklicher Play Caller ist, die Jets vermutlich nicht allzu weit voranbringen wird. Die Frage nun ist, ob sich die Jets weiter einreden wollen, dass Wilson irgendwie doch Fortschritte macht und man auf dem richtigen Weg sei, oder ob man vielleicht doch irgendwo einen bessere QB auftreibt. Wir haben an diesem Wochenende gleich mehrere Backups gesehen, die um einiges besser sind als der aktuelle Starter der Jets.
NFL: Pure Angst vor den Dolphins ist angebracht
Die Miami Dolphins schockten die NFL an diesem Sonntag mit sage und schreibe 70 Punkten gegen völlig überforderte Denver Broncos. Zur Pause war die Geschichte bereits durch, doch die Dolphins hielten den Fuß auf dem Gas, was ich nur bedingt verstanden habe. Klar, warum nicht einen Gegner überfahren, der sich vor zwei Jahren vom heutigen Defensive Coordinator der Dolphins, Vic Fangio, als Head Coach getrennt hatte? Überfahren, zurücksetzen, erneut drüber fahren, zurücksetzen und so weiter, um genau zu sein.
Bemerkenswert war, dass Coach Mike McDaniel am Ende noch nobel erklärte, dass es mit Fairness zu tun habe, dass er Mike White hat abknien lassen 33 Sekunden vor Schluss an der gegnerischen 27, anstatt zu versuchen, den NFL-Rekord von 73 Punkten einzustellen oder gar zu brechen. 33 Sekunden vor Ende kam ihm also der Gedanke, mal locker zu machen. Fantastisch!
Doch angesichts der bekannten Verletzungsproblematik von Tua Tagovailoa, ohne den diese Hochgeschwindigkeitsmaschine sicher nicht so effizient funktionieren würde, wäre es vielleicht durchaus sinnvoll gewesen, den QB schon früher rauszunehmen. Doch sei es drum. Man entschied sich dazu, den Fuß auf dem Gas zu halten und der Gegner hatte keine Antwort. Nicht mal annähernd.
Doch was macht diese Offense so besonders? Zwei Dinge stechen - neben den schnellen, präzisen Pässen von Tagovailoa - heraus. Zum einen das innovative Scheme samt Play Calling von McDaniel. Der Mann ist äußerst kreativ und beherrscht die moderne NFL perfekt. Die Dolphins hatten 71 Offensiv-Plays und waren gerade in early Downs extrem effizient - sie hatten unglaubliche 0,58 EPA/Play in frühen Downs, was zur Folge hatte, dass sie allen Ernstes nur neunmal einem dritten Versuch gegenüberstanden (5-9) und dreimal einen vierten Versuch ausspielten (1-3).
Mehr noch: Sie arbeiteten in 49 Plays mit Pre-Snap Motion, was ein perfekter Weg ist, um Klarheit für den Quarterback und Unruhe beim Gegner zu schaffen. Das Ergebnis: 553 der 726 Yards kamen hierdurch zustande - inklusive sieben der zehn Touchdowns.
Und der zweite Punkt - McDaniel betont immer, wie wichtig die Spieler und deren Production ist - war Speed, der bekanntlich "killt". Laut "Next Gen Stats" haben die Dolphins nach Ende des Broncos-Spiels die sechs schnellsten Ballträger-Geschwindigkeiten dieser Saison. Und drei davon kamen in diesem Spiel allein, angeführt von Tyreek Hill mit 22,07 Meilen pro Stunde.
Und nebenbei bemerkt: Sie lieferten diese fantastische Leistung ohne ihren Nummer-2-Receiver Jaylen Waddle ab, der abgesehen von Hill der größte Cheatcode dieser Offense ist. Dieses Team wird schwer zu stoppen sein. Umso spannender wird nun das Duell mit den Buffalo Bills am kommenden Sonntag!
NFL: Junge Quarterbacks machen Schritt zurück
Wir sprachen bereits über Zach Wilson, der in seinem dritten Jahr Fortschritte vermissen lässt. Doch was ist eigentlich mit den Sorgenkindern, die in ihrem zweiten Jahr sind? Ich denke hier speziell an Sam Howell von den Washington Commanders und Desmond Ridder von den Atlanta Falcons.
Sam Howell
Nein, Sam Howell hatte keinen sonderlich guten Nachmittag gegen die Bills. Er warf vier Interceptions und kassierte neun Sacks und 15 QB-Hits. Damit nicht genug, denn die Bills haben in 27 von 39 Dropbacks Pressure gegen Howell erzeugt (69,2 Prozent). Das ist die zweithöchste Pressure Rate seit Einführung von "Next Gen Stats". Sieben Bills hatten mindestens vier Pressures, Defensive Tackle Ed Oliver sogar sieben. Howell sah unter Druck nicht sonderlich gut aus und machte sehr viele Fehler. Entsprechend muss man hier dann doch mal nachfragen, ob der Optimismus der vergangenen zwei Wochen nicht etwas voreilig kam.
Howell wird sicherlich nicht zeitnah entthront werden, schließlich gibt es mit Jacoby Brissett keine enorme Konkurrenz im Kader. Aber sollte sich das Gesehene fortsetzen, müssten die Commanders intensiv nach einem Nachfolger suchen.
Desmond Ridder
Ridder und das Passspiel sind nicht so wichtig, schließlich sind die Falcons ein Run-heavy Team. Das wird einem immer wieder erklärt mit Blick nach Atlanta. Doch was, wenn das Run Game nicht funktioniert? Die Falcons hatten gegen die Lions ganze 44 Rushing Yards (2,2 AVG), sodass ein funktionales Passspiel von Vorteil gewesen wäre. Doch das blieb ein frommer Wunsch.
Ridder stand unter heftigem Beschuss und steckte sieben Sacks ein. Er kam gerade mal auf 201 Yards und seine Pässe waren alles andere als genau. Am Ende stand da eine Completion Percentage over expected von -14,2 Prozent. Das spricht nicht für präzise Pässe. Auch hier muss man sich nochmal die Frage stellen, ob Ridder wirklich die Zukunft ist.
Bryce Young
Young fiel verletzt aus und wurde durch Andy Dalton bei den Panthers ersetzt. und der zeigte mal kurz, dass mit dieser Offense durchaus etwas möglich ist. Er warf für 361 Yards und zwei Touchdowns. Vor allem sah er gut aus bei Deep Balls (mehr als 20 Air Yards) und kreierte letztlich 0,14 EPA/Play, Young produzierte in der Statistik bislang nur negative Outputs.
Young ist die Zukunft der Panthers, aber wenn sie in der Gegenwart angreifen wollen, macht es vielleicht sogar Sinn, erstmal auf die Red Rifle zu setzen. Die Panthers verloren zwar in Seattle, Dalton gab ihnen jedoch eine Chance.
Marcus Blumberg





































