Obwohl die neue Saison in der NFL gerade erst begonnen hat, blicken die Teams hinter den Kulissen schon Richtung Draft 2024, Doch welche Spieler werden derzeit am höchsten gehandelt? Sport.de stellt die aktuellen Toptalente in der ersten Prospect Watch vor.
Dominiert wird unsere erste Top 10 für den kommenden Draft mal wieder von der Offense, wo Quarterback Caleb Williams und Wide Receiver Marvin Harrison Jr. nicht nur die bekanntesten Namen sind. Doch auch der eine oder andere Verteidiger schafft es in die Liste.
College Football Prospect Watch 2023/24
1. Caleb Williams - Quarterback, USC Trojans
Der Heisman-Gewinner 2022 wäre bereits in diesem Jahr gedraftet worden, hätte er sich anmelden dürfen. Doch als Sophomore hatte er seine drei Spielzeiten noch nicht absolviert und darf deshalb die College-Fans an der Westküste weiter mit seinem Spiel verzücken.
Caleb Williams entweicht jeglichem Druck aus der Pocket spielerisch und sorgt mit mächtigen Würfen immer wieder für Highlights. Er macht in diesem Jahr genau dort weiter, wo er zuletzt aufgehört hatte. Seine Qualitäten in den Bereichen Improvisation, Kreativität und Entscheidungsfindung sind außergewöhnlich. Hier kann er sich mit den besten Talenten wie Trevor Lawrence vor drei Jahren messen.
2. Marvin Harrison Jr. - Wide Receiver, Ohio State Buckeyes
Marvin Harrison Jr. dürfte im nächsten Draft in den Top 3 gehen und zählt definitiv zu den größten Talenten seines Jahrgangs. Der Hype um ihn ist durchaus berechtigt und lässt sich nicht allein darauf zurückführen, dass er der Sohn des Hall-of-Famers Marvin Harrison ist.
Mit 1,93 Metern Größe und einem Gewicht von 95 Kilogramm erfüllt Harrison Jr. das Anforderungsprofils eines künftigen Nummer-Eins-Receivers. Seine Hände sind exzellent. Er fängt auch in dichter Bedrängnis praktisch jeden Ball. Dazu kommt es aber selten, weil er gleichzeitig zu den explosivsten Wideouts im College Football zählt. Bei seiner Athletik darf er aktuell mit ehemaligen Profis wie A.J. Green verglichen werden.
3. Drake Maye - Quarterback, North Carolina Tar Heels
Drake Maye spielt ohne viel Aufhebens und ist dabei sehr zuverlässig. Ohne große Höhepunkte in seinem Spiel wirft er zunächst sichere Pässe auf kurzen und mittleren Ebenen, ehe er plötzlich seinen starken Arm herausholt und tiefe Bereiche des Feldes gefährlich attackiert. Hierin kommt er einem zukünftigen NFL-Quarterback von allen Talenten zum Draft 2024 am nächsten.
Im vergangenen Jahr komplettierte er über 66 Prozent seiner Pässe. 2023 kommt er, obwohl er mit den Minnesota Golden Gophers bereits einen schweren Brocken aus dem Weg räumen musste, bisher auf über 72 Prozent. Seine Rate von 43 Touchdowns zu elf Interceptions ist bestechend, auch wenn er in diesem Jahr noch nicht so sicher wirkt wie in der Vorsaison.
Bei seiner Athletik und seiner Passgenauigkeit hat man nie das Gefühl, das Spiel könnte zu schwer für ihn sein. Mit dem Fortschreiten der Saison dürfte Maye sich daher weiter stabilisieren und gewohnt sicher aufspielen.
4. Joe Alt - Offensive Tackle, Notre Dame Fighting Irish
Mit 2,03 Metern Körpergröße muss Joe Alt gar nicht auffällig spielen, um von Scouts gesehen zu werden. An der altehrwürdigen Notre Dame University erhalten Offensive Linemen ohnehin viel Aufmerksamkeit und so wundern frühe Vergleiche zu seinem Vorgänger Mike McGlinchey kaum.
Alt ist sehr leichtfüßig für einen Spieler seiner Größe und er spielt stets sehr kontrolliert und souverän. Man hat nicht das Gefühl, dass er vielleicht schwerfällig oder zu groß für die Position eines NFL-Tackles sein könnte. Denn seine Athletik legt er in jede seiner spritzigen Bewegungen, sodass es sehr gut vorstellbar ist, wie gut er bei den Profis in Zukunft blocken kann.
5. Brock Bowers - Tight End, Georgia Bulldogs
Vor zwei Jahren wurde Kyle Pitts an vierter Stelle gedraftet, doch es würde momentan kaum einen Insider verwundern, wenn Brock Bowers noch früher ausgewählt werden würde. Hätte er sich im letzten Jahr anmelden dürfen, wäre er wahrscheinlich bereits in den Top 10 gegangen. Denn seine Explosivität sucht unter den Tight Ends ihresgleichen.
In 33 Einsätzen steht Bowers nun im Spiel gegen die UAB Blazers in Woche 4 unmittelbar davor, die Schallmauer von 2000 Receiving Yards in seiner College-Karriere zu brechen. Außerdem bringt er es bereits auf 25 Touchdowns.
Die Georgia Bulldogs haben immer Möglichkeiten geschaffen, ihren besten Angriffsspieler in ihr Spiel zu integrieren, sodass er sogar manchmal bei End Arounds als Ballträger ins Laufspiel eingebunden wird. Bowers beschleunigt zügig sehr hoch und spielt dabei trotzdem mit einer stabilen Körperkontrolle. Sein Gefühl, die Lücken in der Abwehr zu attackieren, ist genauso weit ausgeprägt wie seine hervorragenden und sicheren Fanghände.
6. Kalen King - Cornerback, Penn State Nittany Lions
Kalen King spielt rasch und mit enormer Explosivität, um jede Bewegung des gegnerischen Wide Receivers zu spiegeln. Außerdem bringt er seine Gegenspieler gern mit kleinen Scharmützeln aus der Konzentration. Diese Mischung ist wie geschaffen für die NFL.
Im letzten Jahr profitierte er von der Anwesenheit von Joey Porter Jr. Denn Quarterbacks warfen lieber in die Richtung des unbekannten King, statt Porter den Ball direkt in die Arme zu werfen. Dies führte zu drei Interceptions und sagenhaften 18 abgewehrten Pässen von King.
Jetzt gibt er den Ton in seiner Defense an und dementsprechend ist er nun der Spieler, der gemieden wird. Quarterbacks werfen nicht in seine Richtung. Für Scouts ist es ein gutes Zeichen, wenn ein Cornerback über das ganze Spiel nicht gesehen wird. Dann hat er seine Gegenspieler nämlich komplett in Schach gehalten. King gelingt das aktuell von Woche zu Woche.

7. Jared Verse - Edge Rusher, Florida State Seminoles
Vor der vergangenen Saison wechselte Jared Verse vom kleineren FCS-Level aus Albany an die Florida State. Obwohl er deshalb erst ein Jahr auf höchstem College-Niveau spielen konnte, hinterließ er sofort einen bleibenden Eindruck.
Seine Fähigkeiten im Pass Rush sind viel besser ausgebildet als erwartet. In 15 Spielen erzielte er bis jetzt 18,5 Tackles for Loss und neun Sacks. Er wäre bereits nach seiner ersten starken Saison in der Atlantic Coast Conference (ACC) in den Top 10 ausgewählt worden. Doch laut eigener Aussage haben die Seminoles und er in diesem Jahr noch etwas vor. Von “unfinished Business” ist die Rede. Dann geht er eben im Draft 2024 auf den ersten zehn Plätzen vom Board.
8. Olu Fashanu - Offensive Tackle, Penn State Nittany Lions
Olu Fashanu ist mit 1,98 Metern und 145 Kilogramm ein überdurchschnittlicher Athlet auf der Position des Offensive Tackles. Mit seiner Beinarbeit erzielt er eine enorm hohe Reichweite und er verliert nie die Kontrolle, wenn es zum Kontakt mit dem Gegenspieler kommt.
Er hat ein Verständnis, von wo der größte Druck auf den Quarterback kommt und versteht es, seine Mitspieler danach auszurichten. Hier spricht bereits viel Spielerfahrung aus dem groß gewachsenen College-Spieler, der zum NFL Draft 2024 erst 21 Jahre alt sein wird.
9. Kool-Aid McKinstry - Cornerback, Alabama Crimson Tide
Für einen Cornerback, der so häufig in physischen Press Coverages eingesetzt wird, kann Kool-Aid McKinstry überraschend sicher die Bewegungen seiner Gegenspieler spiegeln. Doch insgesamt dürfte er unter den Top-10-Talenten zum NFL Draft 2024 am kritischsten gesehen werden.
Mit 85 Kilogramm ist er nicht sonderlich kräftig gebaut und einige Matchups haben ihn in diesem Jahr bereits vor Probleme gestellt. Trotz seiner Technik und seiner hohen Beweglichkeit hat er im bisher wichtigsten Spiel gegen die Receiver Xavier Worthy und Adonai Mitchell aus Texas nicht gut ausgesehen. Es ist vor allem seine vorherige Saison, die ihm aktuell noch genügend Vorschuss einbringt.
10. JC Latham - Offensive Tackle, Alabama Crimson Tide
Als hochdekorierter Fünf-Sterne-Rekrut wurde JC Latham von den Alabama Crimson Tide rekrutiert. Im letzten Jahr durfte Latham dann auch starten und erlaubte auf Right Tackle keinen einzigen Sack.
Es mag schnellere Tackles auf seiner Position geben. Doch mit Kontrolle und Physis macht er solche Schwächen weg. Ein Team, das kräftige Run-Blocker über filigrane Pass-Protectors stellt, könnte Latham sogar höher ranken als Fashanu oder Alt.
Seine Nennung zeigt aber auch, wie unterschiedlich Talente auf der gleichen Position sein können und dennoch zu den besten ihres Jahrgangs gehören. Vor allem die Positionsgruppe der Offensive Tackle ist in diesem Jahr bemerkenswert gut besetzt in der Spitze.
Philipp Forstner