Am Sonntag erschütterte ein Beben den ohnehin krisengeschüttelten Deutschen Fußball-Bund. Zwei Tage nach der Ernennung von Andreas Rettig zum Geschäftsführer Sport des DFB zogen sich mit Karl-Heinz Rummenigge (Aussichtsratsmitglied des FC Bayern) und Oliver Mintzlaff (Aufsichtsratsvorsitzender von RB Leipzig) zwei wichtige Vertreter der Großklubs freiwillig aus der Taskforce des Verbands zurück. Stein des Anstoßes: Die Personalie Rettig. Vor allem in München soll man not amused sein - mit weitreichenden Konsequenzen?
"Der aktuelle, für den DFB öffentlichkeitswirksame Expertenrat, ist nie mit den entsprechenden Entscheidungskompetenzen ausgestattet worden, um effektiv, wirksam und zielstrebig arbeiten zu können", begründete Rummenigge seinen Entschluss am Sonntag.
Und weiter: "Zudem wurde die Taskforce in wichtige Beschlüsse des DFB nicht eingebunden, teilweise nicht einmal informiert. So haben wir von der Installation Andreas Rettigs als Geschäftsführer Sport des DFB, eine durchaus sensible Personalie und diskussionswürdige Entscheidung, durch die Medien erfahren. Auf dieser Basis ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht möglich", so der 67-Jährige, der die Erfolgsgeschichte des FC Bayern über Jahrzehnte prägte.
Dass mit Rettig nun ausgerechnet ein Mann zum DFB geholt wurde, der dafür bekannt ist, die Interessen der kleineren Vereine in den Fokus zu stellen und der in der Vergangenheit nicht selten mit deutlicher Kritik am FC Bayern und Co. sowie sogar Rummenigge persönlich gespart hat, soll man beim deutschen Rekordmeister als "Affront gewertet haben". Das berichtet der "kicker".
Stellt sich der FC Bayern bei Nagelsmann nun quer?
Ein Umstand, der für den DFB angeblich noch größere Auswirkungen haben könnte.
Mit Julian Nagelsmann galt ausgerechnet der Coach als Favorit auf den seit kurzem vakanten Bundestrainerposten, der vom FC Bayern zwar im März 2023 beurlaubt wurde, dessen Vertrag an der Säbener Straße allerdings erst 2026 ausläuft.
Die Münchner könnten für Nagelsmann, für den sie selbst 2021 eine Rekordsumme (etwa 20 Millionen Euro) an RB Leipzig überwiesen haben sollen, somit eine satte Ablöse verlangen. Der "kicker" verweist zwar darauf, dass man in der bayerischen Landeshauptstadt sogar bereit gewesen sein soll, auf eine Ablöse zu verzichten, sollte es Nagelsmann zum DFB ziehen. Das Fachmagazin erwähnt jedoch explizit, dass die "vor Bekanntwerden der Personalie Rettig" der Fall war.
Allerdings, so der Bericht, könnte Nagelsmann so oder so zu teuer für den klammen Verband sein. Ein Gehalt, wie das des Vorgängers Hansi Flick (etwa 6,5 Millionen Euro) könne man dem neuen Bundestrainer wohl nicht einmal im Ansatz zahlen, heißt es. Nagelsmann müsste daher zu großen Abstrichen bereit sein.