Markus Wasmeier wird 60 Jahre alt. Die Entwicklungen im Skisport verfolgt er kritisch, wichtiger aber sind ihm die Familie, sein Freilandmuseum und die Ukraine-Hilfe.
Ursprünglich, sagt Markus Wasmeier, habe er nur etwas "ganz, ganz Kleines geplant". Aber daraus, das ahnt er, wird wohl nichts werden. Mittlerweile ist ihm zu Ohren gekommen, dass die Feier zu seinem 60. Geburtstag am Samstag wohl doch größer ausfällt. Wie groß? Nichts Genaues weiß er nicht, "aber ich bin zufällig da". Tatsächlich wäre es seltsam, wenn es beschaulich bliebe, dafür kennt der "Wasi" viel zu viele Leute, die ihm gratulieren wollen.
Seine ungebrochene Beliebtheit speist sich nach wie vor aus seiner bewegten Zeit als Skirennläufer. Da war das völlig überraschende WM-Gold im Riesenslalom 1985, als er beinahe zu spät zum Start gekommen wäre und bei seinem wilden Ritt Brille und Mütze verlor. Und da war am Ende der Karriere zunächst das Debakel bei Olympia 1994, als er in der Abfahrt Rang 36 belegte - und danach wie Phoenix aus der Asche stieg und Gold im Super-G und sensationell im Riesenslalom gewann.
Schon als Sportler bewegte Wasmeier die Menschen, auch, weil er neben vielen Höhen auch einige Täler durchschreiten musste. 1987 stand der Schlierseer vor dem totalen Triumph im Weltcup: Er führte in Gesamtwertung, in der Abfahrt, im Riesenslalom, im Super-G. Dann stürzte er im japanischen Furano schwer: zwei Rückenwirbel gebrochen, nur knapp am Rollstuhl vorbei. "Aber keine Sekunde habe ich ans Ende gedacht." Doch seine Siegerski waren kaputt.
Heute? Ist Wasmeier ein vielbeschäftigter Mann. Zentrum seines Schaffens ist sein Freilandmuseum am Schliersee. Der Laden brummt. Vor allem an schönen Tagen ist der Parkplatz voll, demzufolge auch der Biergarten auf dem Gelände. "Wir haben", sagt Wasmeier stolz, "viele Veranstaltungen, viele Hochzeiten". 97 Angestellte kümmern sich, und der Chef ist "froh, dass ich keine Personalprobleme habe". Scheint so, als arbeiten die Leute gerne und gut für ihn.
Wintersport: "Das macht mich schon stolz"
Das gilt auch für sein zweites Dauerprojekt. Schon seit Jahren, verstärkt aber seit Beginn des Angriffskriegs von Russland, unterstützt er mit vielen Helfern die Menschen in der Ukraine mit allem was benötigt wird. "Wir haben ganze Krankenhäuser eingerichtet, ganze Waisenhäuser", berichtet Wasmeier, "und der nächste 40-Tonner steht schon bereit". Was die Leute in Schliersee leisteten, wie sie teilweise "brennen", das, sagt er, "macht mich schon stolz".
Den Skisport hat Wasmeier selbstverständlich nicht aus den Augen verloren, und er macht sich Sorgen um dessen Zukunft. Gerade hat er Fotos von Weltmeister Alexander Schmid in den Sozialen Medien entdeckt, der Allgäuer stand dieser Tage zum ersten Mal seit seinem Kreuzbandriss am Stilfserjoch wieder auf Schnee, zumindest auf dem wenigen, was davon gerade vorhanden ist. Man sieht Steine und Flecken, "das bringt ja gar nichts, da macht er nur seine Skier kaputt".
Wie so viele andere redet sich Wasmeier fast in Rage, wenn er das Treiben des Ski- und Snowboard-Weltverbandes FIS und dessen umstrittenen Präsidenten Johan Eliasch verfolgt. Maßnahmen vor dem Hintergrund des Klimawandels kann er nicht erkennen. "Die fliegen wieder zweimal in die USA, die wollen wieder viermal am Matterhorn fahren - das ist doch unvorstellbar", echauffiert er sich und schimpft: "Ich würde da auf die Barrikaden gehen."
Wichtiger aber bleibt dann doch die Familie. Bei Ehefrau Gitti, mit der er drei Söhne hat, wurde 2012 Brustkrebs diagnostiziert. "In der Sekunde, als das bekannt wurde, war ich sofort wieder in meinem Sportmodus: hochkonzentriert, sehr wach, die Emotionen ein bisschen runtergefahren, damit ich funktioniere." Und er kämpfte: Seine Frau hatte mit dem Leben schon abgeschlossen, Wasmeier aber setzte Änderungen bei der Chemotherapie durch. Gitti überlebte.
Der Familie, sagt Wasmeier, "gehts gut". Auch das kann am Samstag gefeiert werden. In großer Runde wahrscheinlich.