Am Freitag startet mit der Rugby-WM in Frankreich eines der größten Sportereignisse der Welt. Auch die deutsche Nationalmannschaft will in Zukunft Teil des Spektakels sein.
Die berühmten "All Blacks" aus Neuseeland fordern mit ihrem atemberaubenden Haka zum Duell, auf der Gegenseite tönt aus 80.000 französischen Kehlen eine lautstarke Darbietung der Marseillaise: Wenn am Freitag (21:15 Uhr) in Paris der Startschuss zur Rugby-Weltmeisterschaft (bis 28. Oktober) fällt, werden viele Augen auf der ganzen Welt auf diese atmosphärische Party im Stade de France gerichtet sein.
"Fußball ist ein Spiel für Gentlemen, das von Hooligans gespielt wird, und Rugby ist ein Spiel für Hooligans, das von Gentlemen gespielt wird", lautet ein englisches Sprichwort - und Rugby zieht die Massen an.
Die Veranstalter bewerben ihre WM als drittgrößtes Sportereignis des Planeten nach den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft. Und die Popularität wird deutlich beim Blick auf die Zahlen: Für die 48 Spiele gingen 2,5 Millionen Tickets über die Ladentheke. Vor den TV-Geräten werden fast eine Milliarde Zuschauer erwartet.
In Deutschland dagegen ist das Spiel um das "Ei" ziemlich unbekannt - hierzulande stoßen die Begriffe "Gasse", "Gedränge" und "Versuch" auf viele Fragezeichen. Der Deutsche Rugby-Verband hat nur knapp 16.000 Mitglieder, an einer WM im Format Rugby Union hat Deutschland noch nie teilgenommen. Das bremst auch die Entwicklung im eigenen Land - doch das soll sich ändern.
Langer Weg für deutsche Auswahl
"Wir wollen dorthin", sagte DRV-Präsident Harald Hees im "SID"-Gespräch mit Nachdruck. Dabei werden in diesem Jahr auch ohne eigene Beteiligung alle Spiele im deutschen TV live zu sehen sein - 35 sogar im linearen Fernsehen bei ProSieben MAXX. "Das steigert natürlich die Aufmerksamkeit und das Wissen über die Sportart", erklärte Hees, der deshalb auf viele Zuschauer hofft.
Dabei fand die Sportart ihren Ursprung vor genau 200 Jahren in dem Sport, der in Deutschland heute die Nummer eins ist: im Fußball. In der englischen Stadt Rugby stand das Team von Schüler William Webb Ellis kurz vor der Niederlage. William schnappte sich daraufhin das Spielgerät, nahm es in die Hand - und legte den Ball im gegnerischen Tor nieder. Rugby war geboren - heute spielen die Teams um den "Webb Ellis Cup".
Doch bis die deutsche Auswahl auch auf der großen internationalen Bühne auftreten darf, ist es noch ein langer Weg. Nach chaotischen Zeiten im Verband mit vielen personellen Wechseln haben Hees und sein Team "in den letzten vier Jahren alles dafür gemacht, dass die Voraussetzungen dafür da sein müssten".
Eine Teilnahme an der WM 2027 in Australien wäre deshalb laut dem ehemaligen Nationalspieler "erreichbar" - dafür "bräuchten wir aber ein bisschen mehr Geld". Wahrscheinlicher sei, dass Deutschland frühestens in acht Jahren mitmischen könne.
Sollte die Prognose stimmen, winkt die gewünschte Eintrittskarte zur Rugby-Party.