Die lange Offseason und auch die Preseason sind hinter uns, die NFL-Saison 2023 steht vor der Tür. Zeit für eine erste Einordnung der Kräfteverhältnisse in der Liga. NFL-Redakteur Marcus Blumberg präsentiert das erste Power Ranking zur neuen Spielzeit.
Hier geht es zu den Plätzen 32 bis 17
16. Minnesota Vikings
Die Vikings waren 2022 die wohl größte Anomalie der NFL-Geschichte. Ihre Bilanz war 13-4 und das schafften sie mit einer Punktedifferenz von -3! Sie gewannen alle ihre Spiele, die mit nur einem Score Abstand entschieden wurden, was sich nur mit unfassbarem Glück erklären lässt. Und das bedeutet für 2023 nicht unbedingt Gutes, denn in der Regel gleicht sich sowas aus.
Um das zu verhindern, wurde mit Brian Flores ein äußerst fähiger neuer Defensive Coordinator geholt, der zudem eine etwas bessere Secondary vorfinden wird. Offensiv geht Quarterback Kirk Cousins womöglich in seine letzte Saison. Spannend wird zu sehen, ob der schnelle Rookie-Receiver Jordan Addsion eine echte Ergänzung zu Superstar Justin Jefferson werden kann.
15. New York Giants
Auch der Playoff-Einzug der Giants kam 2022 etwas überraschend, ließ sich aber vor allem mit sehr gutem Coaching erklären. Nun gilt es das aber zu bestätigen und hier sehe ich durchaus Probleme, denn wie viel mehr kann Brian Daboll aus Quarterback Daniel Jones herauskitzeln, zumal das Receiving Corps nicht wahnsinnig viel besser wurde als im Vorjahr?
Immerhin wurde die O-Line aufgerüstet und mit Darren Waller eine Waffe besorgt. Defensiv dürfte Kayvon Thibodeaux im zweiten Jahr noch gefährlicher werden, riskant ist dagegen die Secondary bestückt, wo mit Deonte Banks und Tre Hawkins gleich zwei Rookies auf Cornerback starten.
14. Seattle Seahawks
Noch ein 2022er-Überraschungsteam! Die Seahawks setzen Offensiv größtenteils auf den Stamm der Vorsaison, bringen aber mit Slot-Receiver Jaxon Smith-Njigba einen hochinteressanten neuen Playmaker in die Gruppe, der die Stars Metcalf und Lockett entlasten kann. Allerdings plagt er sich mit einer Handgelenksverletzung herum, weshalb er wohl nicht zum Start dabei ist.
Die Hoffnung ist, dass Geno Smith seine solide bis gute Saison bestätigt und die letztjährigen Rookie-Tackles Sprünge nach vorne machen. Defensiv wurde Teamlegende Bobby Wagner zurückgeholt und soll mit Jarran Reed zusammen die Run Defense stabilisieren, die im Vorjahr einem Scheunentor glich.
13. Detroit Lions
Die Lions zeigten im Vorjahr schon, dass sie offensiv mit vielen Teams mithalten können. Und das sollte auch 2023 der Fall sein, zumal man sich nochmal mit zwei neuen Playmakern (Tight End Matt LaPorta, Running Back Jahmyr Gibbs) verstärkt hat, die Slot-Receiver Amon-Ra St. Brown entlasten können.
Die Krux wird die Defense sein, die die große Schwachstelle war. Um das zu ändern, wurde in erster Linie die Secondary umgekrempelt mit Rookie-Defensive-Back Brian Branch und Ex-Steelers-Cornerback Cam Sutton an der Spitze. Für Erfahrung sorgt zudem Safety C.J. Gardner-Johnson, der von den Eagles kommt und seine Nebenleute besser machen soll. Dies könnte der Favorit im umkämpften Norden sein.
12. Jacksonville Jaguars
Nach anfänglichen Schwierigkeiten legten die Jaguars einen fulminanten Schlussspurt hin, gewannen die AFC South und dann sogar ein Playoff-Spiel. Nun gehen sie als klarer Favorit der Division in die neue Saison.
Und das mit gutem Grund, denn der junge Kern angeführt von Quarterback Trevor Lawrence blieb zusammen, zudem bekommt jener mit Calvin Ridley erstmals in seiner Karriere einen echten Nummer-1-Receiver an die Seite gestellt. Defensiv wird es darauf ankommen, dass sich die Youngster nach durchwachsenen Vorstellungen im Vorjahr steigern.
11. Cleveland Browns
Wir müssen hier nicht lange rumreden: Die Browns werden schon deshalb einen gewaltigen Sprung machen, weil Deshaun Watson dieses Mal von Beginn an am Start ist und offenbar auch von den Teamkollegen anerkannt wird.
Die Defense wiederum wurde ebenfalls gut verstärkt mit Edge Rusher Za'Darius Smith von den Vikings, Defensive Tackle Dalvin Tomlinson aus New York und Safety Juan Thornhill von den Chiefs. Insofern sollten die Browns wieder konkurrenzfähig sein in einer hochklassig bestückten AFC North.
10. Miami Dolphins
Alles steht und fällt mit Tua Tagovailoa - buchstäblich! Und aus dem Grund hat der Quarterback seine Offseason unter anderem damit verbracht, fallen zu lernen, um sich besser vor weiteren Gehirnerschütterungen zu schützen.
Abgesehen davon bleibt die Offensive Line eine Wundertüte, während die Defense, die länger als gedacht auf Neuzugang Jalen Ramsey warten muss, nun von Vic Fangio gecoacht wird, was sie zu einer äußerst unangenehm zu spielenden Unit machen wird. Insgesamt aber sind die Dolphins eines der drei Teams im Osten, die um die Division-Krone mitspielen.
9. Dallas Cowboys
Die Cowboys halten große Stücke auf sich selbst, Defensiv-Star Micah Parsons sieht im Grunde keine Konkurrenz in der NFC. Allerdings macht er damit die Rechnung vermutlich ohne seinen Head Coach Mike McCarthy, der aus irgendeinem Grund beschlossen hat, seinen innovativen Offensive Coordinator Kellen Moore vor die Tür zu setzen, ihn durch Anti-Innovator Brian Schottenheimer zu ersetzen und selbst das Play-Calling zu übernehmen.
Was ist zu McCarthys Play-Calling zu sagen? Nun, Aaron Rodgers ignorierte das in der Endphase von McCarthy in Green Bay konsequent ... Insgesamt sollte Dallas wieder angreifen, aber zur Spitze wird es nicht reichen.
8. Los Angeles Chargers
Jener Moore landete in Los Angeles und wird damit die Offense der Bolts vermutlich enorm verbessern, denn anders als sein Vorgänger Joe Lombardi wird er den grandiosen Arm von Justin Herbert nicht behandeln wie den eines T-Rex.
Im Vorjahr warfen nur zwei Quarterbacks im Schnitt kürzere Pässe als Herbert - Matt Ryan (mittlerweile TV-Experte) und Jared Goff von den Lions. In diesem Jahr wird die Chargers-Offense deutlich aggressiver auftreten und vertikaler attackieren. Das allein wird für eine klare Steigerung sorgen.
7. New York Jets
Kein Team wird in dieser Saison mehr Aufmerksamkeit bekommen als die Jets, was natürlich an Aaron Rodgers liegt. Er und Garrett Wilson dürften ein Traumduo bilden und für Furore sorgen. Doch wie viel hat Rodgers mit 39 Jahren noch im Tank, nachdem er im Vorjahr sein schlechtestes Jahr seit 2017 hingelegt hatte?
Und findet die O-Line Stabilität, die im Camp nicht zu sehen war? Das sind die zwei zentralen Fragen, die über Triumph und Trauma entscheiden werden. Die Defense wiederum ist von sich selbst total begeistert und dürfte erneut eine Bank sein.
6. Baltimore Ravens
Es dauerte zwar fünf Jahre, doch nun kam General Manager Eric DeCosta auf die grandiose Idee, Quarterback Lamar Jackson endlich brauchbare Receiver an die Hand zu geben. Odell Beckham Jr. kam als (übertrieben teurer) Free Agent und Slot-Receiver Zay Flowers im Draft. Zusammen mit Tight End Mark Andrews ist das schon eine imposante Gruppe, die Lamar nun zur Verfügung hat.
Das gepaart mit dem neuen Offensive Coordinator Todd Monken sollte die Ravens-Offense zu einer Macht machen. Defensiv ist vieles hingegen auf Kante genäht, gerade was den Pass Rush und die Secondary betrifft, aber letztlich sollte die Offense gut genug sein, um das weitestgehend zu übertünchen.
5. Buffalo Bills
Eigentlich sind die Bills das Top-Team der AFC East. Eigentlich, denn sie gehen mit Fragezeichen in die Saison. In der Defense ist die Secondary nach großem Verletzungspech wiederhergestellt, doch an der Front fehlt erstmal weiterhin Edge Rusher Von Miller, der die Saison auf der PUP List beginnt und damit frühestens in Woche 5 Thema wird.
Offensiv bleibt die Frage, warum Stefon Diggs unzufrieden ist. Und wer eigentlich neben ihm Pässe fangen soll. Gabe Davis hatte eine wacklige Vorsaison und ansonsten muss Rookie-Tight-End Dalton Kincaid sicherlich schon früh seine Qualitäten als Receiver unter Beweis stellen - angesichts des dünn besetzten Receiving Corps ist mit viel 12-Personnel zu rechnen. Da Josh Allen aber immer noch der QB ist, wird das Team zwangsläufig oben angreifen.
4. Cincinnati Bengals
Die folgenden drei Plätze sind sicherlich diskutabel, da diese Teams sehr nah beieinander sind. Die Bengals landen deshalb erstmal auf vier, weil nicht so ganz klar ist, wie fit Joe Burrow nach seiner im Training erlittenen Wadenverletzung in die Saison geht. In einer engen Division wie der AFC North könnte das fatale Folgen haben.
Wenn wir jedoch vom Besten ausgehen, dann ist Cincy erneut der Favorit hier und ein heißer Anwärter auf den Super Bowl, zumal der Großteil der Leistungsträger zurück ist und die O-Line mit Left Tackle Orlando Brown Jr. gewaltig verstärkt wurde.
3. San Francisco 49ers
In der Bay Area könnte die Personalsituation zum Start ebenfalls heikel werden. Offensiv droht Tight End George Kittle den Saisonstart zu verpassen, defensiv muss man womöglich ohne Edge Rusher Nick Bosa in die Saison gehen, da dieser ohne neuen Vertrag wohl nicht aufkreuzen wird.
Und ohne ihn weiß ich nicht, wo der Pass Rush herkommen soll. Immerhin: QB-Entdeckung Brock Purdy hat sich von seiner Ellenbogenverletzung erholt und geht fit in die Saison, was immerhin die Offense in geregelte Bahnen bringen sollte.
2. Philadelphia Eagles
Wie groß ist der Super-Bowl-Kater in Philly? Das ist vermutlich die größte Stolperfalle für dieses immer noch imposant bestückte Team, das gerade in den Front Seven durch den Draft (DT Jalen Carter, LB Nolan Smith) nochmal enorm verstärkt wurde. Die Eagles sollten einmal mehr durch die Saison marschieren, wenn alle fit bleiben. Und das in der Tat ein Faktor, denn gerade das Receiving Corps ist Stand jetzt sehr dünn besetzt.
1. Kansas City Chiefs
Es ist gute Tradition, den Super-Bowl-Sieger im ersten Power Ranking ganz oben zu platzieren, wenn nicht gerade gravierende Gründe dagegen sprechen. Solche gibt es in diesem Fall nicht, insofern sind die Chiefs weiterhin die Crème de la Crème der Liga mit dem besten Quarterback der NFL in Patrick Mahomes.
Doch ganz ohne Probleme sind auch die Chiefs nicht, denn Defensive Tackle Chris Jones will einen neuen Vertrag und wird daher wohl den Saisonstart aussitzen, was wiederum zu Schwierigkeiten führen kann, da diese Defense ohne ihn und seine Pass-Rush-Skills kaum wiederzuerkennen ist. Dennoch: Die Offense allein dürfte zu Beginn reichen, um das Team auf Kurs zu halten.





































