Julian Weber klatschte entnervt in die Hände und schüttelte den Kopf. Auch der dritte Versuch des Speerwurf-Europameisters war nicht über die gelbe 83-Meter-Linie geflogen, die Qualifikation für das WM-Finale entwickelte sich für den deutschen Hoffnungsträger in Budapest daher zu einer Geduldsprobe.
"Ich bin es ziemlich entspannt angegangen, vielleicht ein bisschen zu entspannt", gab Weber zu. Mit seinen 82,39 m aus dem zweiten Versuch musste der Mainzer erst die zweite Qualifikationsgruppe abwarten, um seinen Platz in der Entscheidung am Sonntag (20.20 Uhr/ZDF und Eurosport) endgültig sicher zu haben. Letztlich reichte es aber locker, nur drei Rivalen warfen weiter als der DLV-Athlet.
Dass Weber jedoch viel mehr kann als er am Freitagmorgen zeigte, bewies er in diesem Jahr bereits mehrfach. Mit seinen 88,72 m ist er als Nummer zwei der Welt nach Budapest gereist und zählt bei der Weltmeisterschaft zu den wenigen deutschen Medaillenanwärtern.
"Das ist echt ein bisschen nervig"
"Ich hätte gern ein bisschen weiter geworfen, aber das hebe ich mir dann für Sonntag auf", sagte Weber grinsend: "Jetzt habe ich mir mal so ein bisschen den Druck genommen." Im Vorjahr in Eugene hatte Weber bereits in der Quali eine Top-Weite erzielt, war dann im Finale aber verkrampft und hatte als Vierter knapp eine Medaille verfehlt. Der Plan sei, es in Ungarn "genau andersrum zu machen".
"Spätaufsteher" Weber, der "viel lieber" Wettkämpfe am Abend bestreitet, warf in der Quali nicht mit seinem eigenen Speer, der wegen Transportproblemen nicht rechtzeitig in Ungarn eingetroffen ist. Dies sei aber "kein großes Problem gewesen". Vielmehr an die Anlage musste der 28-Jährige sich gewöhnen: "Die Abwurflinie ist so weit weg vom Rasen. Das ist echt ein bisschen nervig."
"Er nimmt es etwas zu leicht"
Statt wie geplant gleich mit dem ersten Versuch die direkte Qualifikationsweite von 83,00 m zu übertreffen, musste Weber über die gesamte Distanz gehen. Mit einem schwarzen Fischerhut auf dem Kopf wibbelte er im Schatten mit den Füßen auf und ab, während er ungeduldig auf den nächsten Versuch wartete.
"Er nimmt es etwas zu leicht", kritisierte Bundestrainer Burkhard Looks vor dem letzten Versuch am ZDF-Mikrofon. "Es geht nicht mit halber Kraft." Doch auch im dritten Durchgang folgte keine Steigerung.
Im Hochsprung der Frauen sicherte sich Christina Honsel mit übersprungenen 1,89 m ebenfalls die Teilnahme am Finale am Sonntag (20.05 Uhr/ZDF und Eurosport). "Ich bin mega happy, im Finale zu stehen", sagte die 26-Jährige im ZDF. Johanna Göring (1,85) schied aus.