Suche Heute Live
Biathlon
Artikel teilen

Biathlon

"Ich bin unschuldig"

Biathlon-Skandal: Julia Simon packt aus

Biathlon-Star Julia Simon sagt: "Ich bin unschuldig"
Biathlon-Star Julia Simon sagt: "Ich bin unschuldig"
Foto: © IMAGO/GEPA pictures/ Thomas Bachun
25. August 2023, 08:07
sport.de
sport.de

Jetzt spricht Julia Simon. Mehrere Wochen, nachdem ihre Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet sie wegen Kreditkarten-Diebstahls und -Betrugs verklagte, äußerte sich die Biathlon-Gesamtweltcupsiegerin erstmals ausführlich zu den Vorwürfen. Ein Fehlverhalten ihrerseits streitet die Französin dabei ab.

Die Anschuldigungen, die gegen sie erhoben wurde, entsprächen nicht den Tatsachen, wehrte sich Simon im Interview mit "Le Dauphiné" und "L'Équipe". Deswegen "muss ich meine eigene Version darlegen", sagte die 26-Jährige. 

Der Kern ihrer Version: Sie ist unschuldig. "Es stimmt, dass mit der Kreditkarte Käufe in meinem Namen getätigt wurden, aber ich bin selbst ein Opfer. Mein Name wurde ohne mein Wissen benutzt. [...] Es gibt Opfer, aber ich bin auch eins. Ich denke, meine Identität wurde gestohlen. Ich habe bereits eine Klage eingereicht", sagte die Französin, deren Fall in den letzten Wochen nicht nur im Biathlon-Zirkus hohe Wellen schlug. 

Biathlon-Star versucht, "die Wahrheit zu finden"

Mit der Kreditkarte von Braisaz-Bouchet seien drei identische Gegenstände gekauft worden, berichtete Simon: "Das finde ich verdächtig. Dass ich jetzt selbst Klage erhoben habe, zeigt, dass ich unschuldig bin und versuche, die Wahrheit zu finden."

Dass sie sich wochenlang nicht zu den schweren Vorfällen äußerte, sahen viele als eine Art Geständnis. Mit ihrer Version der Geschichte wolle sie damit nun aufräumen, sagte die Französin.

"Ich sehe, was die Medien schreiben und dass die Fakten die ganze Zeit geschildert werden. Aber zu keinem Zeitpunkt hieß es, dass ich es womöglich gar nicht war, die es getan hat. Deswegen will ich selbst darüber reden und damit aufräumen. Mein Ziel ist es nicht, noch mehr Öl ins Feuer zu gießen", sagte Simon, die "jetzt nicht mehr darüber reden will, nachdem ich meine Position klargemacht habe".

Simon bestätigt Spannungen im französischen Biathlon-Team

Bereits Ende September 2022 sei sie vom französischen Verbandschef über die schweren Vorwürfe informiert worden, verriet die 26-Jährige. "Ich habe es nicht verstanden und war völlig perplex, als er es mir gesagt hat. Danach hat ein Treffen mit dem Verband stattgefunden, nach dem ich wieder mit dem Training angefangen habe, weil die Saison näher kam."

Im Dezember 2022 habe sie schließlich mit ihren Teamkolleginnen über die ganze Situation gesprochen, schilderte die Weltcupsiegerin. "Aber im Laufe der Zeit habe ich gespürt, dass die Spannungen stiegen. [...] Ich habe erzählt, dass es da eine Sache zwischen mir und Justine gibt, ich aber nichts getan habe. Ich habe ihnen gesagt, dass sie auf mich zukommen sollen, wenn sie mehr Informationen haben wollen", erklärte Simon. 

"Mein größter Fehler war, ..."

Auch sie habe in der ganzen Situation "Fehler gemacht", gab die Französin zu. So sei es etwa falsch gewesen, die Sache alleine regeln zu wollen. "Mein größter Fehler war, es am Anfang auf die leichte Schulter genommen und es gar nicht verstanden zu haben. Ich habe nicht realisiert, wie groß diese Story sein könnte. Ich hätte sofort Hilfe suchen sollen, von einem Anwalt zum Beispiel."

Letztlich habe sie sich nach der vergangenen Saison einen Anwalt genommen, weil die Klage ihrer Teamkollegin suggerierte, dass sie schuldig sei. "Durch den Anwalt wurden dann einige Sachen klarer." Ihr Rechtsbeistand habe ihr erklärt, dass es einige Ungereimtheiten und Fakten gebe, die für sie sprechen: "Ich war überwältigt", sagte Simon. 

"Ich hatte Angst vor der Kritik"

Im vergangenen Winter habe es "viele komplizierte Momente gegeben. Es war nicht leicht, damit umzugehen", blickte die 26-Jährige auf die letzten Monate zurück. Sie habe letztlich versucht, sich einzig und allein auf den Sport zu konzentrieren und "viel für mich zu behalten". 

Als der Fall schließlich vor einigen Wochen an die Öffentlichkeit gelangte "war es fast eine Befreiung", sagte Simon: "Ich habe mir gesagt: Endlich wissen die Leute, dass es nicht nur Gerüchte waren. Ich habe mich dann geschützt und hatte Angst vor den Reaktionen in den sozialen Medien. Deswegen habe ich sie für eine Weile abgestellt. Ich hatte Angst vor der Kritik und den Vorverurteilungen."

Noch kein Gespräch mit Braisaz-Bouchet

Dass ihre Rückkehr in die französische Mannschaft nicht leicht werden wird, ist Simon bewusst. "Ich hatte das Gefühl, dass sie sich über mich ärgern. Was vielleicht auch verständlich ist. Aber ich habe nichts getan", meinte die Französin, die dennoch von einer "komplizierten Situation" sprach.

Einen Austausch mit Braisaz-Bouchet hat es laut Simon bis heute nicht gegeben. "Aber das ist etwas, was wir machen müssen. Ich gebe ihr nicht die Schuld. Ich kenne sie sehr gut, wir sind zusammen aufgewachsen. Wir hatten den gleichen Weg. Aber die Situation ist sehr traurig. Ich hoffe, das wird unsere Karrieren nicht beeinflussen. [...] Ich habe viel Respekt für Justine und fühle nicht, dass wir in einem Krieg sind, zumindest nicht von meiner Seite aus. Ich gebe ihr nicht die Schuld und verurteile sie nicht", ging Simon mit ihrer Klägerin auf Kuschelkurs.

Newsticker

Alle News anzeigen