Die beiden Norweger Jakob Ingebrigtsen und Narve Gilje Nordas laufen im 1500-m-Finale zu Silber und Bronze. Statt gemeinsam zu feiern, gibt es nur einen eisigen Handshake. Die Athleten gelten als erbitterte Rivalen, auch ein Familienstreit spielt eine Rolle.
Die Gefühlslage hätte kaum unterschiedlicher sein können. Top-Favorit Jakob Ingebrigtsen trottete beinahe ins Ziel des 1500-m-Finales und schaute bitter enttäuscht durchs Stadion. Landsmann Nordas sprintete im Endspurt beinahe noch am Großmeister der Mittelstrecke vorbei, kam auf drei Hundertstel an Ingebrigtsen heran und ließ seiner Freude freien Lauf.
Schon vor dem WM hatten Nordas die Beziehung zu dem extrovertierten Europameister und Olympiasieger als "nicht existent" bezeichnet. Die beiden gelten als große Rivalen.
Das zeigte sich auch nach dem Showdown in Budapest. Nach dem Finale zeigen Bilder einen kurzen Handshake der beiden Norweger - auf Sicherheitsabstand. Ebenfalls knapp war der Wortwechsel.
"Glückwunsch zur Silbermedaille", habe Nordas nach eigenen Angaben nur gesagt. "Das ist alles, und er hat mir die Hand geschüttelt. So ist das", antwortete der Bronzegewinner dem "Citius Mag".
Zwischen den beiden sei es eben "ein bisschen kalt", so Nordas. "Aber ich bin einfach froh, dass er mir die Hand gegeben hat."
Nordas will sich Ingebrigtsen schnappen
Schon jetzt ist die Lust auf eine Revanche riesig, genau wie zur Stichelei. "Klar, ich werde ihn kriegen! Drei Hundertstelsekunden Rückstand. Vor der Saison hatte ich acht Sekunden Rückstand, da kann man sehen, wohin das führt", sagte Nordas dem norwegischen Sender "NRK" und grinste. Auch einen Seitenhieb verkniff er sich nicht. Möglicherweise sei das Trainingsprogramm seines Landsmannes nicht perfekt gewesen, "vielleicht war die Taktik ein bisschen daneben".
Brisant ist das Verhältnis der beiden auch wegen der besondere Rolle von Ingebrigtsens Vater Gjert. Dieser hatte seine drei Söhne Henrik Filip und Jakob einst zu europäischen Champions aufgebaut. Im vergangenen Jahr aber zerstritten sich Jakob und sein Vater, die Folge: Der Sohn schmiss ihn als Trainer raus. Vater Ingebrigtsen wechselte daraufhin die Seiten und trainiert nun den Rivalen Nordas. Für die Spiele in Budapest erhielt Gjert Ingebrigtsen keine Akkreditierung und wohnt mit seinem Schützling außerhalb des Teamhotels.
Nun feierte das neue Duo die Bronzemedaille. Die selbstbewussten Ansagen a la Ingebrigtsen hat Nordas jedenfalls schon drauf. "Man konnte sehen, wer im Spurt der Schnellste war, daran gab es keinen Zweifel. Das war ich", sagte Nordas nach dem Finale.
