Die Leichtathletik-WM startet wegen eines Unwetters mit Verzögerung. Geher Christopher Linke holt als Fünfter das erste Top-Ergebnis.
Blitze zuckten über den wolkenverhangenen Himmel, Donner grollte, Regen prasselte scheinbar unaufhörlich nieder. Christopher Linke aber ließ sich vom Wetter-Chaos beim verzögerten Auftakt der Leichtathletik-WM nicht aus der Ruhe bringen: Der Geher-Oldie holte mit dem starken fünften Platz über 20 km gleich das erste deutsche Top-8-Ergebnis in Budapest.
"Das ist ein guter Auftakt für das deutsche Team. Das war mein großes Ziel", sagte der 34-Jährige. In 1:18,12 Stunden unterbot er beim Sieg des Spaniers Alvaro Martin (1:17,32) auf dem Heldenplatz seinen eigenen deutschen Rekord um 30 Sekunden. Mit dieser Zeit keine Medaille zu holen, sei "fast ein wenig bitter", meinte Linke. Tatsächlich hätte die Zeit außer bei der WM 2003 in Paris immer zu Edelmetall gereicht.
Linke war wegen Verzögerung nicht sauer
Nichtsdestotrotz überwog beim Potsdamer die Zufriedenheit. "Ich bin happy. Ich habe sehr viel riskiert, bin volle Pulle angegangen", sagte Linke im ZDF, ohne den sintflutartigen Regen wäre es wohl noch etwas schneller geworden: "Es gab viele Pfützen, denen man ausweichen musste. Gerade am Anfang war die Strecke sehr glatt."
Der Start im Gehen war wegen eines Unwetters um zwei Stunden nach hinten verlegt worden. Auch alle Veranstaltungen der Session am Vormittag im Stadion, unter anderem mit dem Start in den Siebenkampf der Frauen, wurden aufgrund der miserablen Bedingungen um eine Stunde nach hinten verschoben.
Linke, Vize-Europameister über die 35-km-Distanz, aber blieb cool und ließ auch gegen Rennende nicht nach, als immer mehr Athleten aus der Verfolgergruppe fielen. Zwar habe er erst im Callroom etwa 15 Minuten vor dem ursprünglichen Startschuss um 8.50 Uhr von der Verlegung erfahren. "Aber ich war eh ein bisschen müde und habe mich noch einmal ein bisschen hingelegt", berichtete er im Anschluss.
Linke geht auch über die 35 km an den Start
Als er dann um Punkt 10.50 Uhr endlich losging, wurde es äußerst schnell. "Nach zehn Kilometern habe ich erst einmal den Kanadier neben mir gefragt, ob wir tatsächlich schon bei zehn Kilometern sind. Er meinte: Ja. Dann wusste ich, oh, das ist hier aber verdammt schnell", sagte Linke, der sich eigentlich auf hohe Temperaturen eingestellt hatte.
Statt gewaltiger Hitze herrschten auf der 20-mal zu absolvierenden 1-km-Runde östlich der Donau dann jedoch vermeintlich angenehme 19 Grad - dennoch hatten die Starter aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit mit anspruchsvollen Bedingungen zu kämpfen. "Es ist ein klassisches Ausscheidungsrennen", sagte Bundestrainer Ronald Weigel am ZDF-Mikrofon.
Linke bleibt nun nicht viel Zeit zur Erholung. Der DLV-Athlet plant in der ungarischen Hauptstadt einen Doppelstart und rechnet sich für das Rennen über 35 km am Donnerstag (7.00 Uhr) die größeren Chancen aus. "Ich bin guter Dinge. Vielleicht feiern meine Konkurrenten ihre Medaillen ein bisschen mehr als ich den fünften Platz", sagte Linke.
