Assan Ouedraogo gilt als größtes Talent des FC Schalke 04 seit Leroy Sané vor knapp zehn Jahren. Mit dem großen Unterschied, dass sich der aktuelle Senkrechtsstarter bei Königsblau nicht in der Beletage des deutschen Fußballs oder gar der Champions League zum feinen Edeltechniker entwickeln kann, sondern im Stahlbad der 2. Bundesliga. Der Youngster kann zum neuen Superstar der Knappenschmiede werden - doch es gibt auch Widerstände.
Bis zu Beginn dieser Woche trainierte der gerade 17-jährige Assan Ouedraogo unter Thomas Reis wie ein ganz normaler Profi-Kicker mit. Volles Pensum im Training, die klaren Ansagen des Chefcoaches, die hohe Belastung in den Pflichtspielen.
Wie lange das noch gut gehen wird in den kommenden Wochen und Monaten, ließ der S04-Trainer vor dem Pokalspiel des Bundesliga-Absteigers bei Eintracht Braunschweig zunächst einmal offen. Der Grund: Ouedraogo drückt seit dieser Woche wieder die Schulbank.
Um dieser ungewöhnlichen Doppelbelastung Rechnung zu tragen, hat Reis bereits angekündigt, den Teenager beizeiten herauszunehmen und ihm seine Pausen zu geben. Noch sei dieser Zeitpunkt aber nicht gekommen: "Aktuell sehe ich es noch nicht so, dass die Pause jetzt schon sein muss", so Reis vor dem Duell mit dem Ligakonkurrenten im DFB-Pokal am Freitagabend (ab 20:45 Uhr).
Doch was macht den 1,92 m hoch geschossenen Youngster schon in solch jungen Jahren so stark, dass für ihn schon jetzt eine Mindest-Ablösesumme von 20 Millionen Euro gehandelt wird, sollte ihn der FC Schalke bald verkaufen müssen?
Reis schwärmt von Ouedraogo: "Hat den Hype bisher gut verkraftet"
S04-Coach Reis fällt es nicht schwer, die Qualitäten der großen Nachwuchshoffnung aufzuzählen: "Seine Ballbehauptung, sein erster Blick, wenn er den Ball bekommt. Er geht sofort nach vorne. Er dreht sich sehr gut nach vorne auf. Er ist ein Fußballer, der auf engem Raum sehr, sehr gute Lösungen finden kann."
Den Offensivdrang stellte Ouedraogo beim Zweitliga-Auftakt beim Hamburger SV unter Beweis. Dort konnte er in seinem erstem Profi-Einsatz die 3:5-Schlappe seiner Knappen gegen den HSV zwar nicht verhindern, traf nach Vorarbeit des 18 Jahre älteren Simon Terodde aber sehenswert zum zwischenzeitlichen 1:1 und erhielt nach der Partie sogar ein Sonderlob des gegnerischen Coaches Tim Walter: "Hut ab, ein toller Junge und ein wirklich richtig guter Spieler."
Daneben stellte Thomas Reis auch die mentalen Qualitäten des S04-Juwels heraus, lobte Ouedraogo für dessen Wissbegierigkeit und Zielstrebigkeit: "Er macht vom Kopf her einen sehr, sehr klaren Eindruck. Den Hype hat er bisher ganz gut verkraftet", so Reis, der den gebürtigen Mülheimer bis dato im linken Mittelfeld aufbot.
Mit seinen "kurzen, unberechenbaren Bewegungen", fühle sich Ex-Nationalspieler und TV-Experte Dietmar Hamann zugleich an einen gewissen Mehmet Scholl aus gemeinsamen Jahren beim FC Bayern erinnert, wie er in der "Bild" ausführte: "Dieses Unbekümmerte. Solche Jungs muss man machen lassen, Spaß haben lassen. Und nicht in irgendwelche Konzepte zwängen", forderte Hamann von den S04-Verantwortlichen ein.
Ouedraogo spielt noch ohne Profi-Vertrag beim FC Schalke 04
Dem "Jungen mit den besonderen Qualitäten" (Reis) wird nun weiter die Zeit und der Raum gegeben, sich im grauen und bisweilen harten Alltag in der 2. Bundesliga als kreativer Mittelfeldspieler mit seinem Offensivdrang und Ballgewandtheit zu entwickeln.
Als Absolvent der Schalker Knappenschmiede, dem Nachwuchsleistungszentrum des FC Schalke 04, tritt er dabei in die Fußstapfen von Manuel Neuer, Joel Matip, Mesut Özil, Leroy Sané oder Ilkay Gündogan, die sich zu Weltstars des Fußballs entwickelten.
Kann der auffällig handlungsschnell und technisch sehr stark aufspielende Ouedraogo sein Potenzial im deutschen Unterhaus weiter ausschöpfen und sich als Leistungsträger seines Team etablieren, wird die Liste an Interessenten am deutschen U-Nationalspieler selbstredend immer länger.
Ouedraogo wird erst im Mai des nächsten Jahres einen richtigen Profi-Vertrag unterzeichnen, wenn er 18. Geburtstag feiert. Bis dahin ist er mit einem sogenannten Fördervertrag auf Schalke ausgestattet.
Wie es zuletzt in der "Bild" hieß, soll in diesem neuen Arbeitspapier dann eine vereinsabhängige Ausstiegsklausel geben. Je nachdem wie erfolgreich der interessierte Klub ist, desto mehr Geld würde das Top-Talent einbringen.
Für die kommenden Monate soll sich Ouedraogo aber erst einmal zum Hoffnungsträger eines ganzen Klubs entwickeln, der im Kampf um den direkten Wiederaufstieg eine zentrale Rolle übernehmen soll - und das mit 17 Jahren.
Mats-Yannick Roth



























