Marcel Sabitzer wird nach seiner Verpflichtung vom FC Bayern der 31. Spieler sein, der mit Borussia Dortmund im Trainingslager in den USA weilt. Im Kader befinden sich auch einige Talente aus dem Nachwuchs. sport.de wirft einen Blick auf die Hoffnungsträger, die es in die schwarz-gelbe Reisegruppe geschafft haben. Besonders pikant ist jedoch die Abwesenheit eines Sturm-Juwels, mit dem es in der Vergangenheit bereits Unstimmigkeiten gab.
Als der BVB am Montag das Personal verkündete, das im Flieger nach San Diego Platz nehmen wird, fanden sich neben Stars wie Mats Hummels oder Marco Reus auch einige weniger bekannte Spieler auf der Liste wieder. Keeper Marian Kirsch, die Verteidiger Guille Bueno, Hendry Blank, Mittelfeldspieler Ole Pohlmann sowie das Offensivduo Samuel Bamba und Paul-Philipp Besong warten nämlich noch auf einen Pflichtspiel-Einsatz für die BVB-Profis. In den USA könnte sich das Sextett für dieses Ziel in Stellung bringen.
Marian Kirsch (19) - Torwart
Für Kirsch dürfte der Traum vom Profidebüt vorerst ein sehr vager bleiben. Im Tor ist Borussia Dortmund mit Gregor Kobel derzeit bestens aufgestellt. Dahinter hat sich mit Alexander Meyer ein zuverlässiger Backup etabliert. Im Kampf um den dritten Kaderplatz dürfte Marcel Lotka weiterhin die Nase vorne haben.
Für den 19-jährigen Kirsch dürfte es 2023/24 eher darum gehen, Einsätze in der 3. Liga beim BVB zu bekommen. Mit Lotka, Silas Ostrzinski und Neuzugang Tiago Esteves ist die Konkurrenz allerdings auch dort nicht gerade gering. Dass Kirsch im US-Kader steht, ist allerdings ein Fingerzeig.
Guille Bueno (20) - Linksverteidiger
Der Spanier wechselte 2021 aus seiner Heimat zum BVB, wo er inzwischen Leistungsträger der U23 ist. Sein Vorteil: Auf der defensiven Außenbahn ist die Personaldecke bei den Profis aktuell noch recht dünn. Spätestens bei Ausfällen könnte der wuselige Spanier eine Chance bekommen. Problem: Auch Bueno macht der Körper in der Vergangenheit nicht selten einen Strich durch die Rechnung.
"Im Moment bin ich in meiner Mannschaft, der Reservemannschaft, wichtig. [...]. Daher ist alles, was mit der ersten Mannschaft zu tun hat - mein Debüt - ein gutes Ziel für diese Saison", sagte Bueno im November 2022 der "AS". Dazu kam es nicht. Jetzt will es Bueno erneut versuchen.
Samuel Bamba (19) - Rechtsaußen
Bamba überzeugte 2022/23 vor allem mit seiner enormen Schnelligkeit und seinen atemberaubenden Dribblings in der U19 (29 Einsätze/6 Tore/4 Vorlagen). Mit seinen guten Auftritten empfahl sich der 19-Jährige sogar für ein Debüt in der 3. Liga, wo er im kommenden Spieljahr fest wirbeln soll.
Nach Bambas erstem Auftritt in der 3. Liga betonte BVB-II-Coach Jan Zimmermann allerdings auch, dass noch Arbeit vor dem Youngster liegt: "Nach zwei Minuten sagen alle: 'Wow warum spielt er nicht von Anfang an'. Nach einer Viertelstunde haben alle gefragt: 'wo ist er?'", so Zimmermann im Ende Mai. Zweikampfverhalten und Fitness gelte es so zu verbessern, dass Bamba sein Tempo "45, 60, 90 Minuten" halten könne.
Gelingt dieser Schritt schnell, könnte sich Bamba eine Chance bieten. Zumal Spieler wie Jamie Bynoe-Gittens und Gio Reyna in der Vergangenheit oftmals mit Verletzungen zu kämpfen hatten.
Ein erstes Ausrufezeichen setzte Bamba zudem bereits beim knappen 3:2-Test gegen Rot-Weiß Oberhausen, als er kurz vor dem Schlusspfiff das Siegtor erzielte.
Ole Pohlmann (22) - Zentrales Mittelfeld
"Ich bin überglücklich, dass ich die Chance beim BVB bekomme und meinen Profivertrag unterzeichnen durfte. Ich werde weiterhin jeden Tag Gas geben, [...] und hoffe, hier eines Tages mein Bundesliga-Debüt feiern zu dürfen", erklärte Pohlmann Ende Juni als er nach einer starken Drittligasaison (31 Einsätze/3 Tore/8 Vorlagen) seinen ersten Profivertrag unterzeichnete.
Auf Nominierungen für den Spieltagskader der Bundesliga zu kommen, wird für den zentralen Mittelfeldspieler aber wohl dennoch ein schwieriges Unterfangen. Zumal die Borussen mit Felix Nmecha und Marcel Sabitzer in diesem Sommer namhafte Konkurrenten verpflichtet haben.
Paul-Philipp Bessong (22) - Mittelstürmer
Eine starke Leihsaison beim Drittligisten Erzgebirge Aue spülte Bessong im Sommer 2023 zurück zum BVB, der seinen langjährigen Jugendspieler vom 1. FC Nürnberg zurückholte.
Beim Test gegen Westfalia Rhynern (7:0) glänzte Besong in der Vorbereitung bereits mit einem Doppelpack. Für die Chance auf eine Beförderung zu den Profis müsste der 22-Jährige aber wohl zahlreiche Treffer in der 3. Liga nachlegen. Denn Besong ist fest für die U23 eingeplant, der es zuletzt an Torjägern mangelte.
Hendry Blank (18) - Innenverteidiger
Mit 18 Jahren ist Blank der jüngste der Überraschungsspieler im Kader der US-Reise. In der vergangenen Spielzeit konnte sich der Innenverteidiger allerdings bereits bei der U19 etablieren, 2023/24 soll es sogar bei der U23 weitergehen. Die Nominierung für die anstehenden Testspiele ist vorerst wohl nicht viel mehr als eine Belohnung für den rasanten Aufstieg.
Der Fall Julian Rijkhoff (18) - Mittelstürmer
Apropos Belohnung: Das ebendiese Julian Rijkhoff verwehrt blieb, könnte noch für Zündstoff beim BVB sorgen.
Der 18-jährige Niederländer gehört zu den größten Offensiv-Talenten Europas und war 2022/23 mit 26 Toren und sechs Vorlagen in 32 Partien die Lichtgestalt der Dortmunder A-Junioren.
Was die weitere Karriereplanung angeht, sind sich Rijkhoffs Berater Dick van Burik und die Dortmunder allerdings uneins. "Wir haben einen unterschiedlichen Blick auf die gegenwärtige Situation", bestätigte van Burik den "Ruhr Nachrichten", die enthüllten, dass in der Klubführung wiederum ernsthafte Bedenken existieren sollen, was die körperlichen Voraussetzungen des Junioren-Nationalspielers betrifft.
Dieser fordere laut der Zeitung, in der neuen Saison regelmäßig bei den Profis zu trainieren und dann zwischen U23 und U19 hin und her zu pendeln. Die BVB-Bosse seien hingegen überzeugt, dass regelmäßige Einsätze und Trainings im Drittliga-Team für Rijkhoff besser wären.
Seine Chance bekam Rijkhoff gegen Rhynern, als er einen Treffer erzielen konnte und von BVB-Trainer Edin Terzic gelobt wurde. Für die Reise in die USA hat es dennoch nicht gereicht.
Kein Wunder, dass Gerüchte um einen Vereinswechsel zuletzt wieder Nahrung erhielten. Dabei hatte der kopfballstarke Stürmer seinen Vertrag erst im Februar "langfristig" verlängert.
Jannis Bartling