Angelique Kerber ist nach Steffi Graf die erfolgreichste deutsche Tennis-Spielerin aller Zeiten. Der größte Coup ihrer Karriere gelang ihr am 14. Juli 2018, als sie im Finale von Wimbledon die 23-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams in beeindruckender Manier bezwang.
Im Sommer 2018 war Angelique Kerber bereits ein Star auf der Tennis-Bühne. Seit Jahren schlug sie als deutsche Nummer eins im WTA-Zirkus auf, hatte in Melbourne und New York schon die größten Hartplatz-Turniere des Jahres gewonnen und die Weltrangliste mehrere Monate lang angeführt.
Und dennoch: Ihr allergrößter Traum vom Wimbledon-Titel blieb bei ihren insgesamt elf vorherigen Turnierteilnahmen unerfüllt.
2016, in der bis dato besten Saison ihrer Karriere, hatte sie schon einmal im Endspiel auf dem Heiligen Rasen des Centre Courts gestanden, damals aber noch mit 5:7 und 3:6 das Nachsehen gegen die damalige Nummer eins der Welt Serena Williams gehabt.
Im Juli 2018 sollte es endlich klappen: Schon in den Runden zuvor unterstrich die gebürtige Bremerin ihre herausragende Form, ließ unter anderem gegen die gesetzten Spielerinnen Naomi Osaka (18), Darya Kasatkina (14) und Jelena Ostapenko (12) keinen einzigen Satzverlust zu.
Am Samstagnachmittag der zweiten Turnierwoche stand sie dann an, die große Revanche in einem Wimbledon-Endspiel gegen Serena Williams. Williams, die schier übermächtige US-Amerikanerin, die zuvor schon sieben Mal in ihrer einzigartigen Karriere an der Church Road triumphiert hatte.
Die damals 36-Jährige, die zwei Tage zuvor noch der deutschen Überraschungs-Halbfinalistin Julia Görges beim 6:2 und 6:2 keine Chance gelassen hatte.
Kerber profitiert von Williams' Fehlern
22 Jahre nach dem letzten Sieg von Steffi Graf bei dem renommiertesten Tennis-Turnier der Welt war Angelique Kerber sofort voll da. Schon nach wenigen Minuten verwandelte sie ihren ersten Breakball zur 1:0-Führung, brachte ohne Probleme ihr eigenes Service zum 2:0 durch.
In einem fahrigen ersten Satz, in dem Serena Williams satte 14 ungezwungene Fehler produzierte, verwandelte Kerber nach knapp einer halben Stunde gleich ihren ersten Satzball zum 6:3, die 15.000 Zuschauer auf dem Centre Court jubelten.
Die US-Amerikanerin, erstmals seit ihrer zuvor 13-monatigen Babypause wieder bei einem Grand-Slam-Turnier dabei, wollte es im zweiten Durchgang dann noch einmal wissen. Williams behielt ihr risikoreiches Spiel bei, verschlug aber auch weiterhin zu viele Bälle und gab somit immer wieder leichte Punkte an die Deutsche ab.
Kerber zeigte sich voll fokussiert und nutzte die Chance, die sich bot: Beim 3:2 für die Linkshänderin nutzte sie einen weiteren Breakball zum 4:2 und brachte das Match anschließend mit großer Souveränität nach Hause. Nach gerade einmal 65 Minuten nutzte Kerber ihren ersten Championship Ball und sank überwältigt von allen Emotionen auf das Londoner Grün.

Die deutsche Nummer eins war endgültig zum Weltstar des Tennissports geworden, machte aus ihren großen Emotionen bei der anschließenden Siegerzeremonie überhaupt kein Geheimnis: "Das ist der Traum meiner Träume. Schon als Kind wollte ich Wimbledon gewinnen. Das ist das i-Tüpfelchen. Da fehlen mir die Worte. Bekomme ich die Schale, gebe ich sie nicht mehr her."
Williams zeigte sich derweil als faire Verliererin und gratulierte ihrer guten Freundin zum größten Triumph ihrer Karriere: "Sie hat es sich so verdient. Sie ist eine unglaubliche Person."
Zuvor hatten sich die beiden vor den Augen der absoluten A-Prominenz wie Herzogin Kate oder Formel-1-Superstar Lewis Hamilton bereits sekundenlang in die Arme geschlossen. Ein großer Tag des Tennis-Sports, nicht nur aus deutscher Sicht.





