Die Chiefs, Eagles, Bengals, Bills und 49ers. Für viele sind das die Top-5-Teams im Rennen um den Super Bowl in der NFL-Saison 2023. Ich schließe mich da an. Aber: Ich bringe noch ein sechstes Team ins Rennen, das viele nicht auf dem Schirm haben: Die Baltimore Ravens.
Warum? Weil sie in den vergangenen Monaten gute Arbeit geleistet haben!
Dass sich Quarterback Lamar Jackson nach langem Hin und Her letztlich Ende April doch zu Baltimore bekannt hat, ist ein fettes Ausrufezeichen und hat Signalwirkung. Ja, die Ravens müssen ihm für den neuen Fünf-Jahres-Vertrag stolze 260 Millionen US-Dollar, von denen 185 Millionen US-Dollar voll garantiert sind, zahlen und haben ihn dadurch zum bestbezahlten NFL-Spieler aller Zeiten gemacht.
Aber: Das sind nun mal die aktuellen Marktpreise. In Kürze werden die Cincinnati Bengals für Joe Burrow und/oder die Los Angeles Chargers für Justin Herbert noch tiefer in die Tasche greifen müssen, um ihren Super-Star zu halten.
Nun steht fest: Lamar Jackson bleibt auch in den nächsten Jahren die zentrale Schaltstelle und das Gesicht der Ravens. Das ist gut, das bringt Ruhe und Planungssicherheit. Noch besser ist allerdings, dass der Spielmacher ab sofort so viel potentielle Unterstützung bekommt wie noch nie in seiner Karriere.
So lief die Free Agency
Bereits wenige Tage vorm Jackson-Deal haben die Ravens Mitte April mit Odell Beckham Jr. einen weiteren Star-Spieler verpflichtet. Erst mal nur für ein Jahr. Es bleibt abzuwarten, ob der erfahrene Wide Receiver nach langer Kreuzbandriss-Pause überhaupt wieder zu alter Form finden kann.
Aber sollte OBJ tatsächlich noch mal durchstarten – na dann, Halleluja! Dann können davon auch seine jungen Receiver-Kollegen profitieren, sich vieles von ihm abgucken, lernen und den nächsten Schritt machen.
Hochtalentiert, um den Durchbruch zu schaffen, sind Rashod Bateman (First Round Pick 2021) und Zay Flowers (First Round Pick 2023) definitiv. Hinzu kommt Tight End Mark Andrews, der zur NFL-Elite auf seiner Position gehört. Und nicht zu vergessen die beiden Running Backs J.K. Dobbins und Gus Edwards, die ebenfalls ein Spiel allein entscheiden können.
Die Offense der Ravens kann zu einer der explosivsten der Liga werden. Vor allem, weil sich ihre Identität ändern wird. Offensive Coordinator Greg Roman, dessen Konzept sehr lauflastig und auf Lamar Jackson als Runner fokussiert war, ist weg. Er wurde durch Todd Monken, der mit den Georgia Bulldogs zuletzt zweimal College-Meister wurde, ersetzt.
Und der lässt lieber passen. Bedeutet: Jackson muss sich künftig nicht mehr um alles kümmern. Wenn er zukünftig seltener riskante Läufe machen muss, verringert sich zudem natürlich auch die Verletzungsgefahr.
Der Draft 2023
"Wenn du noch nicht weg bist, holen wir dich im Draft!" Das sagte John Harbaugh, Head Coach der Ravens, bereits bei der NFL Combine Ende Februar zu Zay Flowers – und hielt zwei Monate später tatsächlich Wort. An Position 17 wählte Baltimore den pfeilschnellen Wide Receiver vom Boston College aus. Eine weitere hochkarätige Anspielstation für Lamar Jackson.
OBJ, Rashod Bateman, Devin Duvernay, Zay Flowers. Das sind – zumindest auf dem Papier – vier Top Targets. Einige NFL-Teams haben nicht mal zwei… Dazu noch Nelson Agholor, ein Spezialist für "Yards after Catch", der als Free Agent neu aus New England kam, und Mark Andrews. Leute, wie absurd gut klingt bitte diese Passempfänger-Gruppe?
In der Verteidigung sind die Ravens ohnehin traditionell gut. Doch auch hier haben sie mit ihren Draft-Picks 2, 3 und 4 für frischen Wind gesorgt: Mit Trenton Simpson, einem Linebacker aus Clemson, Tavius Robinson, einem Edge-Spieler von Ole Miss, und Kyu Blu Kelly, einem Cornerback aus Stanford.
Ausblick auf die neue Saison
Ich freue mich sehr auf die beiden Division-Duelle der Baltimore Ravens gegen die Cincinnati Bengals. Ich glaube, beide Spiele werden ein Spektakel! Meiner Meinung nach machen diese beiden Teams den Titel in der AFC North unter sich aus. Die Cleveland Browns und vor allem die Pittsburgh Steelers stufe ich schwächer ein.
Sollte Lamar Jackson endlich mal wieder eine komplette Saison nahezu verletzungsfrei bleiben, können die Ravens den Bengals mindestens Paroli bieten. Sollte…
Ich wünsche es ihm – und mir als NFL-Fan. Vergesst nicht: Lamar Jackson war 2019 MVP der NFL. Der Junge hat’s drauf! Und ab sofort ist er bei den Ravens nicht mehr der Alleinunterhalter. Er muss wahrscheinlich nicht mehr bei jedem Spielzug Kopf und Kragen bzw. eine schwere Verletzung und das Saison-Aus riskieren.
Und sollte er nicht konstant als Passgeber funktionieren, kann es in Baltimore auch immer noch die Defense richten. In der Verteidigung stehen ligaweit gefürchtete Großkaliber wie beispielsweise Roquan Smith, Patrick Queen und Marlon Humphrey. Die Ravens haben immer eine brutal gute Abwehr. Sie kann ein Spiel offen halten. Und Justin Tucker, dem besten Kicker der NFL, zu einem erfolgreichen Finale verhelfen.
Baltimore hat sich in den vergangenen Monaten klammheimlich einen Kader zusammengepuzzelt, der das Zeug hat, bis zum Schluss für eine Überraschung zu sorgen. Nicht nur in der AFC North. Sondern auch in den Playoffs. Womöglich sogar im Super Bowl. Mich würde es nicht wundern…
Alex von Kuczkowski
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