50 Grand-Prix-Siege. Wird Max Verstappen bald auf seinem Konto haben. Noch in dieser Saison. Daran besteht eigentlich kein Zweifel. Der erste Formel-1-Fahrer, der diese magische Marke einst erreichte, war ein gewisser Alain Prost. Am 11. Juli 1993, vor 30 Jahren, beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone, den eben erst auch Verstappen gewonnen hat.
1993 ist die Formel-1-Welt - verglichen mit der durchgestylten Netflix-Ära von heute - noch eine andere. 16 Saisonrennen, elf davon in Europa, 13 Rennställe, darunter klangvolle Namen wie Tyrell oder Lotus. Eines aber ist genau so wie 30 Jahre später. Es gibt ein Auto, das allen anderen überlegen ist und es gibt einen Piloten, der mit diesem Boliden allen davon fährt: Alain Prost.
Formel 1: Alain Prost 1993 wie heuer Max Verstappen
Der Franzose hat 1992 nach kräftezehrenden Jahren mit Stallrivalen wie Ayrton Senna oder Nigel Mansell ein Sabbatjahr eingelegt, greift anno '93 gut erholt wieder an. Kann er auch. Denn der Williams-Renault, in den sich Prost setzt, ist der Konkurrenz meilenweit voraus. Von den ersten acht Rennen gewinnt der "Professor" fünf, schraubt sein Siegeskonto auf 49 hoch. Beim neunten Saisonlauf in Silverstone kann Prost die 50 voll machen.
Im Qualifying läuft alles nach Plan, der 38-jährige Routinier rast vor Williams-Kollege Damon Hill auf Pole Position. Prosts Start ein Tag später geht allerdings in die Hose. Als die Ampel im Home of British Motor Racing auf Grün springt, geht Hill in Führung, auch Prosts Erzrivale Senna und der junge Michael Schumacher lassen den Williams mit der Startnummer 2 stehen.
Aber 1993 ist nun einmal wie 2023: Genau wie heuer bei Verstappen ist es auch damals relativ wumpe, wenn Prost beim Start Positionen verliert. Es dauert nicht lange, bis sich der dreimalige Weltmeister die Herren Schumacher und Senna wieder krallt. Ein Safety Car bringt ihn schließlich an Hill heran, der sich in Runde 42 (von 59) mit Motorschaden verabschiedetet. Der Weg zur 50 ist frei, Prost gewinnt vor den Benetton-Piloten Schumacher und Ricardo Patrese.
Prost-Rekord hält, bis Schumacher kommt
Es ist Prosts vorletzter Grand-Prix-Sieg. Der Mann mit der "weichen", analytischen Fahrweise und dem tiefen technischen Verständnis, gewinnt noch das folgende Rennen auf dem Hockenheimring. Beim drittletzten Saisonlauf in Portugal reicht Prost ein zweiter Platz hinter Schumacher, um seinen vierten WM-Titel einzutüten, mit dem er sich in der Bestenliste an Ikonen wie Jackie Stewart, Jack Brabham, Niki Lauda oder eben Senna vorbeischiebt. Sein Rekord von 51 GP-Erfolgen hält bis ins Jahr 2001, in dem Michael Schumacher und Ferrari alles in Grund und Boden fahren.
Max Verstappen wird seinen dritten Titel 2023 einfahren und Alain Prosts Marke von vier WM-Titeln wohl irgendwann ebenso übertreffen wie dessen Marke von 51 Siegen. Zeit hierzu hat der 25-Jährige jedenfalls reichlich. Prost dagegen zog den Formel-1-Overall Ende 1993 für immer aus. Schon für sein Comeback hatte er sich eine Klausel in den Williams-Vertrag schreiben lassen, die einen Senna-Wechsel zum britischen Team ausschloss. Für 1994 unterschrieb der Brasilianer bei Williams. Prost sagte Adieu.
Martin Armbruster