Reitikone Ludger Beerbaum hat in Aachen Fans und Kollegen überrascht und seinen Abschied verkündet. Einer der Granden des Sports verlässt damit den Parcours.
Ludger Beerbaum schnappte sich ein Mikrofon und ritt im Kreis vor dem Aachener Publikum umher - dann stieg der viermalige Olympiasieger völlig überraschend endgültig aus dem Sattel. "Ich glaube, es ist Zeit, jetzt den Jüngeren Platz zu machen", sagte der 59-Jährige zum Abschluss des CHIO, ehe er von seinen Emotionen überwältigt wurde.
Über drei Jahrzehnte war er einer der erfolgreichsten Springreiter der Welt. Zwei WM-Titel, sechs bei Europameisterschaften und neun deutsche Meisterschaften gewann Beerbaum unter anderem. Springkollege Philipp Weishaupt, Bereiter auf Beerbaums Gut in Riesenbeck, würdigte ihn mit Superlativen.
"Dieser Mann ist sicherlich der beste Reiter, den es jemals gab", sagte der 37-Jährige ebenfalls sehr angefasst. Beerbaum habe "den Sport 30 Jahre lang weiterentwickelt, es ist eine große Ehre, für ihn zu arbeiten. Ich danke ihm für alles, was er getan hat."
Karriereende plötzlich, aber nicht spontan
Sein Karriereende kam an diesem Sonntagabend plötzlich, war aber nicht spontan. "Ich habe schon die letzten zwei bis drei Jahre gedacht, irgendwann musst du dich auch mal der biologischen Uhr stellen und gucken, dass du den Absprung findest, bevor alle sagen: 'Du wirst zu alt und es ist nicht mehr so richtig schön, dir zuzugucken.'"
Nach seinem Oberschenkelbruch in Doha im März habe er bereits das Gefühl gehabt, "den Absprung verpasst" zu haben und sagte schon für Aachen ab. Als sich seine Verletzung besserte, griff Beerbaum kurzentschlossen zum Hörer. "Du kannst ja vielleicht noch einmal nach 38 Jahren zum 35. Mal versuchen, in Aachen mitzumachen", habe er sich gedacht. Die Startplätze waren zwar vergeben, doch die Ikone bekam eine "Wildcard".
Und so bekam er seinen Abschied vor seinem liebsten Publikum. "Wenn man sowas überhaupt macht, gibt es keinen besseren, prädestinierteren Ort, als Aachen", schwärmte Beerbaum: "Auch, wenn man mal hier nicht so eine gute Runde hat, verzeiht dieses Publikum alles, das ist wirklich außergewöhnlich. Das möchte ich einmal sagen und mich nach über drei Jahrzehnten wirklich von Herzen bedanken."