Die deutsche Dressurmannschaft hat sich beim CHIO in Aachen standesgemäß wieder zum Champion der Nationen gekürt. Michael Jung hat hingegen knapp seinen Rekordsieg der Vielseitigkeit verpasst.
Es gab leise Buhrufe im Dressurstadion von Aachen, als das Ergebnis der Spitzenreiterin Jessica von Bredow-Werndl verkündet wurde.
Sie kamen aus dem gegnerischen Lager und richteten sich im sehr fairen Kreis der Reiter wohl kaum gegen die Person - vielleicht war es eine zumindest leise Kritik an der Eintönigkeit ihrer Dominanz. Denn mit ihrem Ritt im Grand Prix Special war der Sieg für Deutschland sicher.
Dank der erneut zuverlässigen Schlussreiterin "JBW" hat Deutschland Platz eins im Nationenpreis des CHIO zurückerobert. Den Grundstein hatte das Team von Bundestrainerin Monica Theodorescu schon im Grand Prix am Donnerstag gelegt, dort hatte die Doppel-Olympiasiegerin mit ihrer Trakehnerstute Deutschland auf die Siegerstraße gebracht. Der 40. Sieg wurde ungefährdet über die Ziellinie gebracht.
Von Bredow-Werndl war mit ihrer Performance dennoch nicht komplett zufrieden. "Ich habe zwei falsche Entscheidungen getroffen, die in zwei Fehlern geendet sind", sagte die deutsche Meisterin. Dalera sei aber "wieder in fantastischer Form. Es waren meine Fehler, sie ist super und ich bin sehr glücklich."
Bredow-Werndl gewinnt Einzelwertung
Doch es gab durchaus den ein oder anderen Zittermoment. Zwar erholten sich Sönke Rothenberger und der junge Fendi von ihrem vergeigten Grand Prix und ritten auf Rang zehn, doch für Frederic Wandres wäre es um ein Haar schiefgegangen.
Der 36-Jährige verritt sich, er ging zu früh in den Galopp über, konnte dank seiner Erfahrung den Fehler aber korrigieren, bevor er richtig teuer wurde. "Ich denke dann immer: 'Wie kann man jetzt die meisten Punkte rausholen?'", erklärte Wandres: "Ich glaube, ein paar Sekunden weiter, und der Richter bei C hätte geklingelt, dann wären es zwei Prozent weniger gewesen."
Letztlich wurde er noch Sechster, Isabell Werth auf Rang sieben vervollständigte mit Quantaz die siegreiche Mannschaft. Nebenbei gewann von Bredow-Werndl nach dem Grand Prix auch die Einzelwertung und wird in der Kür am Sonntag (10.00 Uhr) erneut die klare Favoritin sein.
Michael Jung verpasst Rekordsieg
In der Vielseitigkeit hatte der deutsche Star Michael Jung zuvor seinen Rekordsieg knapp verpasst, Deutschland jedoch ebenfalls zum Sieg der Nationen geführt. Er verfehlte den Sieg um eine Sekunde, Weltmeisterin Yasmin Ingham war letztlich 0,10 Punkte besser und stand nach dem Herzschlagfinale ganz oben.
"Am meisten ärgert mich, dass ich ein Eisen verloren habe und nicht so reiten konnte, wie ich wollte", sagte der dreimalige Olympiasieger Jung, der mit seinem dritten Sieg mit Reitmeisterin Ingrid Klimke gleichgezogen wäre. Er war dennoch "mit dem zweiten Platz sehr zufrieden".
Titelverteidigerin Sandra Auffahrt wird 18.
Titelverteidigerin Sandra Auffahrt wurde in Aachen letztlich 18., zeigte einen fehlerlosen, aber planmäßig langsamen Geländeritt. Ihr Hengst Viamant du Matz lief im Schongang. "Er hatte eine Pause, das war sein erster Start danach", erklärte sie: "Deshalb wollte ich es nicht übertreiben mit dem Tempo." Auch Christoph Wahler erwischte zum Abschluss mit Partner Carjatan eine sehr gute Runde.
Auch deshalb gab es Grund zum Jubeln, denn die deutsche Mannschaft gewann auch in der Vielseitigkeit wieder den Nationenpreis, nachdem der Sieg in den vergangenen zwei Jahren an Großbritannien gegangen war. Es war der elfte Sieg insgesamt - dieser Rekord ist unangefochten.