Zweimal nahm Marcel Wüst an der Tour de France teil, gewann im Jahr 2000 sogar eine Etappe. Bei der diesjährigen Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt rechnet der Kölner vom Start am Samstag in Bilbao an mit viel Action.
Niemand muss Marcel Wüst erklären, wie hart es bei der Tour de France zugeht. Bei seinem Tour-Debüt 1992 stürzte der damals 24-jährige Radprofi während einer Abfahrt, brach sich das Schlüsselbein und musste aufgeben.
Bis heute stellt das prestigeträchtigste Radrennen höchste Anforderungen an Mensch und Material. Das sei auch vor dem Start der 110. Tour de France am Samstag nicht anders, ist Wüst überzeugt.
"In der dritten Tourwoche ist man physisch eigentlich schon gestorben. Das ist ein Friedhof auf zwei Rädern", sagte der gebürtige Kölner dem Portal "ran.de".
"Wenn du die Fahrer zum Internisten schicken würdest, dann würde der sagen: 'Oh oh, sie sind dehydriert und untergewichtig, bitte schnell eine Pause'", erklärte Wüst weiter: "Aber so ist das nicht, am nächsten Tag werden eben wieder 200 Kilometer gefahren. Es gibt keine Auswechselspieler, alle sind gleich kaputt."
Tour de France ein "Überlebenskampf"
Die extremen Belastungen bei der Tour könnten laut Wüst auch im Duell um das Gelbe Trikot eine große Rolle spielen.
"Eigentlich haben nur die beiden eine Chance auf das Gelbe Trikot", meinte Wüst mit Blick auf den mit Spannung erwarteten Schlagabtausch zwischen den Top-Favoriten Tadej Pogacar aus Slowenien und Jonas Vingegaard aus Dänemark.
Wüst sieht Titelverteidiger Vingegaard dabei klar im Vorteil. "Aus Sicht von Jumbo-Visma würde ich direkt von Anfang an volle Attacke fahren, um zu gucken, wie fit Pogacar ist. Er kommt aus einer Verletzung, sowas auszunutzen gehört im Radsport nun mal dazu", vermutet der frühere Rad-Profi.
Für den heute 55-Jährige ist mit Blick auf den Tour-Verlauf nämlich eines klar: "Es geht im Prinzip von Beginn an knackig los. Es gibt kein Zeitfahren, schon die erste Etappe hat ordentlich Profil. Dann geht’s schon an Tag vier in die Pyrenäen, man kann sich also nicht lange verstecken und muss direkt die Karten auf den Tisch legen."
Dass es für Top-Sprinter bei der Tour nur wenige Chancen gibt, sich auszuzeichnen, findet Wüst indes nicht allzu tragisch. "Auf der anderen Seite macht es auch das Spektakel aus", sagte der Rheinländer, der selbst einst zu den schnellen Männern im Feld gehörte: "Die Tour wird immer knallhart gefahren und als Sprinter muss man schauen, welche Rosinen man sich rauspicken kann. Der Rest ist Überlebenskampf."

	




