Der FC Bayern könnte dazu gezwungen sein, seine Innenverteidigung für die kommende Saison neu aufzustellen. Als Transfer-Ziel Nummer eins wird der in Deutschland nahezu unbekannte Min-jae Kim vom italienischen Meister SSC Neapel gehandelt.
Warum droht dem FC Bayern ein Umbruch in der Abwehr? Was zeichnet Kim, von seinem Trainer als "bester Innenverteidiger der Welt" bezeichnet, aus? Wie ist der Stand in dem Transfer-Poker? sport.de beantwortet die wichtigsten Fragen zu der Personalie.
Warum droht dem FC Bayern ein Abwehr-Umbruch?
Eigentlich verfügt der FC Bayern über zahlreiche Innenverteidiger, dennoch gilt die Abwehrzentrale schon seit Jahren als große Transfer-Baustelle.
Matthijs de Ligt kam erst im vergangenen Sommer für 67 Millionen Euro von Juventus Turin, Dayot Upamecano wurde eine Saison zuvor für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig losgeeist. Und nun soll im dritten Jahr der dritte Top-Verteidiger an die Säbener Straße wechseln?
Notwendig wird ein weiteres Millionen-Investment, da gleich zwei Verteidiger ihren Abschied aus München vorbereiten: Lucas Hernández und Benjamin Pavard.
Die beiden Franzosen besitzen beim FC Bayern nur noch Verträge mit einer Laufzeit bis Juni 2024. Um noch hohe Ablösesummen einzukassieren, die für einen gelungenen Kader-Umbruch zwingend notwendig sind, muss der Rekordmeister wohl klein beigeben und den Wechsel-Wünschen zustimmen.
Im Fall von Pavard verspricht sich der FC Bayern Berichten zufolge 30 bis 40 Millionen Euro Ablöse, bei Hernández liegt die Forderung offenbar bei 50 Millionen Euro.
Was zeichnet Transfer-Ziel Min-jae Kim aus?
Min-jae Kim war hierzulande bislang wohl nur Liebhabern der italienischen Serie A und der türkischen SüperLig ein Begriff. Mittlerweile ist sein Name aber auch den Fans des FC Bayern bekannt.
Mal wird Kim als "Korea-Kante" bezeichnet, mal als "Monster" - ein Spitzname, der ihm schon in der Jugend in seiner Heimat verpasst wurde.
Dass der 1,90 Meter große Abwehrmann zuvor nur wenig Aufmerksamkeit in der deutschen Berichterstattung bekam, überrascht angesichts seines Werdegangs. Zwar gelang ihm in Europa erst vergleichsweise spät der Durchbruch, Erfolge konnte Kim aber schon früh vorweisen.
Als 20-Jähriger war dem Verteidiger im Frühjahr 2017 der Durchbruch beim südkoreanischen Erstligisten Jeonbuk FC gelungen. Gleich in seiner ersten Saison gewann er die Meisterschaft und wurde zudem zum besten Nachwuchsspieler der K League gewählt. Ein Jahr später folgte die Titelverteidigung, zudem schaffte er es ins Team des Jahres.
Nicht unwichtig: Durch die Goldmedaille mit der U23-Auswahl Südkoreas bei den Asienspielen erhielt Kim eine militärische Ausnahmegenehmigung, die ihn von der regulären Wehrpflicht befreit. Während normale Bürger 18 bis 21 Monate ableisten müssen, ist Kim lediglich zu einer Grundausbildung von bis zu zwölf Wochen verpflichtet. Diese leistet er derzeit in seiner Heimat ab.
Trotz der frühen Erfolge in Südkorea nahm Kims Karriere international nur langsam an Fahrt auf. Nach einem Zwischenstopp in China bei Beijing Guoan zog es ihn 2021 zu Fenerbahce, wo er jedoch nur eine Saison verweilte.
Für 18 Millionen Euro ging er als Nachfolger von Kalidou Koulibaly schließlich im Sommer 2022 zur SSC Neapel - ein Wechsel, der sich für alle Seiten auszahlen sollte.
Denn: Mit den Himmelblauen feierte Kim prompt die Sensationsmeisterschaft, zudem wurde er als bester Innenverteidiger der Serie A ausgezeichnet. In der Champions League erreichte Napoli nach Siegen in der Runde der letzten 16 gegen Eintracht Frankfurt immerhin das Viertelfinale.
Darum ist der FC Bayern an Min-jae Kim dran
In seiner Fabelsaison mit Napoli hob Kim sein Spiel zweifelsfrei noch einmal auf ein neues Level. Zwar war der 26-Jährige auch in seinen vorherigen Klubs stets als Stammspieler gesetzt, eine solche Bedeutung wie in Neapel hatte er jedoch nie.
Wie unersetzbar er in der vergangenen Spielzeit war, unterstrich Meistertrainer Luciano Spalletti im vergangenen März eindrucksvoll: "In einem einzigen Spiel macht er 20 unglaubliche Dinge, er ist momentan der stärkste Innenverteidiger der Welt."
Kim habe selbst noch nicht verstanden, dass er "der Stärkste von allen" ist, sein Potenzial sei zudem noch nicht ausgeschöpft, so Spalletti.
Kim ist dank seiner Köpergröße nicht nur überaus kopfballstark, auch am Boden ist er nur schwer zu überspielen.
Beeindruckend ist nicht zuletzt seine Anpassungsfähigkeit. Nicht wenige Innenverteidiger hatten in den vergangenen Jahren schließlich ihre Anlaufschwierigkeiten in Italien, so etwa auch Bayerns neuer Abwehrchef Matthijs de Ligt.
Wie ist der Stand im Transfer-Poker um Min-jae Kim?
Kim ist in Neapel noch bis 2025 gebunden. Zusätzlich gibt es Optionen auf eine Verlängerung um weitere zwei Jahre.
Dem Vernehmen nach ist in seinem Arbeitspapier jedoch eine Ausstiegsklausel verankert. Wie hoch diese ausfällt, ist unklar. Medienberichte variieren zwischen 45 und 70 Millionen Euro.
Auch über die Höhe des Gehalts beim FC Bayern wird bereits eifrig spekuliert: Wie "RMC Sport" aus Frankreich verkündete, winkt Kim bei einem Wechsel ein Jahressalär von 17 Millionen Euro.
Laut "Bild" hat der neu geschaffene "Ausschuss Sport" des FC Bayern Kim als Transferziel Nummer eins für die Abwehrzentrale auserkoren. Cheftrainer Thomas Tuchel soll ein großer Bewunderer des 49-fachen Nationalspielers Südkoreas sein.
Der "kicker" informierte darüber, dass erste Gespräche mit dessen Umfeld stattgefunden haben sollen - mit positivem Ausgang. Im Rennen mit Englands Rekordmeister Manchester United, dem seit Monaten Interesse an Kim nachgesagt wird, hat der FC Bayern demnach die Nase vorn.
Gerrit Kleiböhmer




























