Nach dem Rücktritt von Denise Herrmann-Wick hat das deutsche Biathlon-Team ihr größtes Aushängeschild verloren. Die Italienerin Dorothea Wierer ist sich unsicher, ob dies für den DSV ein großer Rückschritt oder eine Chance bedeutet.
"Ich glaube, jede Mannschaft hat Höhen und Tiefen, und Generationswechsel gehören zum Sport. Daher könnte es sein, dass die deutsche Mannschaft nächstes Jahr nicht so überragend ist", sagte die Biathlon-Ausnahmekönnerin Wierer im Gespräch mit "Sport1".
Herrmann-Wick hatte im vergangenen März ihre lange Karriere für beendet erklärt. Zuvor hatte sie bei der WM in Oberhof drei Medaillen und in 2022/23 zum bereits zweiten Mal in ihrer Laufbahn die kleine Sprint-Kristallkugel gewonnen. Ihr größter Erfolg, neben zwei Weltmeistertiteln, ist der Olympiasieg im Einzel von 2022.
Aussichtslos seien die deutschen Biathletinnen nun jedoch nicht, fügte Wierer hinzu. Der Rücktritt könne auch neue Möglichkeiten freisetzen: "Viele sind jung, da kann auch etwas zusammenwachsen, wenn sie sich gegenseitig pushen. Man kann im Leistungssport nicht immer alles auf einmal verlangen. Man braucht auch Geduld."
Biathlon-Star Wierer bekennt: "Motivation gefehlt"
Neben Herrmann-Wick hatten auch weitere Biathlon-Stars ihre Rücktritte erklärt, darunter die Rekordweltmeisterin Marte Olsbu Röiseland. "Eigentlich haben alle eine Eigenschaft, die ich vermissen werde. Einige sind populärer. Andere schaffen es im Wettkampf immer wieder zu überraschen", so die 34 Jahre alte Wieder, die mindestens noch eine Saison im Weltcup unterwegs sein wird: "Und wieder andere sind werbetechnisch wichtig für den Sport gewesen. Aber das ist der Zyklus. Ein Mensch geht und ein neuer Mensch kommt."
Dass sie selbst einmal zur absoluten Biathlon-Elite zählt, habe sich in frühen Jahren indes nicht abgezeichnet. "Ich dachte nie, dass ein solcher Aufstieg überhaupt möglich sein könnte. Deswegen hat mir die Motivation gefehlt. Ich hatte früher auch anderes im Kopf. Ich war lieber mit Freunden unterwegs, als im Trainingslager zu arbeiten", bekannte die Südtirolerin.
Zu einem Umdenken sei es bei ihr dann 2014 vor den Olympischen Spielen in Sotschi gekommen. "Da musste ich mich entscheiden und dann wollte ich es unbedingt versuchen. Da hat bei mir im Kopf ein Umdenken stattgefunden."

