Annett Kaufmann hofft bei ihrer ersten Einzel-EM auf den nächsten Schritt ihrer schon jetzt vielversprechenden Tischtennis-Laufbahn. Der zunehmende Erwartungsdruck ist für die 16-Jährige kein Problem.
Verbrecherjagden sind ihre Passion und Erfolge an der Tischtennis-Platte fast schon ihr Alltag - zumindest noch. Deutschlands erst 16 Jahre alte Hoffnungsträgerin tritt ab Samstag in Durban zwar voller Ehrgeiz zu ihrer ersten Einzel-WM an, doch auf ihren Sport als Beruf mag sich der Teenager trotz schon beachtlicher Erfolge bei den Erwachsenen vorerst nicht festlegen.
"Ich weiß nicht, wie mein Weg in zwei oder drei Jahren aussieht, dann habe ich mein Abitur, und es wird viele andere Faktoren geben, die sich auf meine Leistung auswirken", sagt Kaufmann im "SID"-Gespräch: "Bis ich 18 bin, das ist meine Einstellung, ist und bleibt Tischtennis ein Hobby, dann habe ich immer noch die Option, Kriminalistik zu studieren. Ich war als Kind immer von Krimiserien fasziniert und meine, dass mir dieser Beruf Spaß machen würde."
Spaß bereitet die gebürtige Niederbayerin Bundestrainerin Tamara Boros seit geraumer Zeit an der Platte. Bereits mit 15 war Kaufmann ihrer Zeit enteilt, gewann EM-Gold mit der Frauen-Mannschaft und später auch im Einzel der U21-Klasse. Im Vorjahr ließ die Linkshänderin nach ihrem EM-Debüt im Einzel in München Bronze bei ihrer ersten WM-Teilnahme im Teamwettbewerb in China folgen.
Kaufmann ist die Zukunft im Tischtennis
Für Boros ist Kaufmann, die in der Weltrangliste schon auf Position 65 geführt wird, das größtmögliche Versprechen für eine neue Erfolgsära der deutschen Frauen. "Annett", meint die frühere WM-Dritte ohne übertriebene Lobhudelei, "Annett ist die Zukunft."
Derart klar formulierte Erwartungen sind für Kaufmann, die für den Bundesligisten SV Böblingen spielt, vor der WM keine Bürde. "Eine gewisse Nervosität ist da, aber die ist mit viel Vorfreude verbunden, denn ich kann vielleicht gegen die spielen, die ich schon lange bewundere", sagt Kaufmann.
Schon jetzt aber freut sich die Tochter eines kasachischen Sportlerpaares - der Vater war Eishockey-Profi, die Mutter Skirennläuferin - auch auf ihre Heimkehr vom Kap: "Mir bedeutet die Abwechslung viel, auch wieder in die Schule zu gehen und die Zeit mit meiner Familie oder auch mit mir allein zu genießen." Und vielleicht ja auch die neue Folge einer Krimiserie.