Drittes WM-Spiel, dritte Niederlage: Auch gegen die USA verliert das DEB-Team trotz starker Leistung.
Moritz Seider fuhr noch einmal zu den Schiedsrichtern und machte seinem Ärger Luft. Der NHL-Jungstar hatte wieder das deutsche Eishockey-Team angetrieben, doch beim entscheidenden Gegentor saß er auf der Strafbank.
"Es ist richtig bitter", klagte der 22-Jährige nach dem 2:3 (0:0, 2:1, 0:2) gegen die USA bei MagentaSport: "Wir haben den geilsten Auftakt seit langem gespielt. Wir haben dominiert, besser gespielt. Wir müssen irgendwo einen Schalter finden, um auch mal dreckig zu gewinnen."
Trotz der besten Leistung der WM gab es auch im dritten Spiel nichts Zählbares. Erstmals seit dem Abstieg 2005 steht die deutsche Auswahl nach den ersten drei Partien ohne jeglichen Punkt da. Jetzt hoffen alle auf Superstar Leon Draisaitl. "Er wäre eine unheimliche Verstärkung, jeder würde sich freuen", sagte Seider über den Weltklassestürmer, der in der Nacht zuvor in den NHL-Play-offs ausgeschieden war.
Einen Torjäger wie Draisaitl könnte die deutsche Mannschaft in Tampere gut gebrauchen, denn erneut belohnte sie sich nicht mit dem ersten Sieg. Ein Eigentor des AHL-Verteidigers Kai Wissmann, das Ronnie Attard gutgeschrieben wurde (26.), brachte sie unglücklich in Rückstand. Aber der Augsburger Samuel Soramies glich schnell aus (31.), der Münchner WM-Debütant Justin Schütz (40.) sorgte gar für die Führung. Im letzten Drittel drehten Sean Farrell (46.) und Matt Coronato (55.) das Spiel aber noch.
"Das ärgert die Mannschaft"
Es überwiege "schon ein bisschen Frust", sagte Bundestrainer Harold Kreis, "auch wenn ich das Wort nicht gerne in den Mund nehme. Es hängt nicht am Fokus. Wir haben es dreimal hintereinander nicht verwertet. Das ärgert die Mannschaft."
Nach den Niederlagen gegen die drei stärksten Gegner Schweden (0:1), Finnland (3:4) und USA steht das deutsche Team unter Druck: Am Donnerstag (19:20 Uhr MESZ/Sport1 und MagentaSport) gegen Dänemark beginnen die vermeintlich leichteren Aufgaben. Dann sind Ausrutscher verboten, wenn es noch ins Viertelfinale gehen soll.
Draisaitl war mit den Edmonton Oilers im NHL-Viertelfinale gescheitert. DEB-Sportdirektor Christian Künast hatte angekündigt, mit dem Superstar nach dem Aus Kontakt aufzunehmen. Die Versicherungsfrage sei geklärt, ein paar Tage Wartezeit wären zu verschmerzen: "Leon Draisaitl würde sich auch für ein Spiel lohnen."
Die Frage ist, ob der 27-Jährige fit genug ist und ob er den Frust über den erneut geplatzten Stanley-Cup-Traum bei der WM verarbeiten will. Immerhin geht es um die Direkttickets für Mailand/Cortina 2026 - die ersten Winterspiele seit 2014, bei denen die NHL wahrscheinlich wieder teilnimmt, und für Draisaitl die vielleicht einmalige Chance auf Olympia.
Schon auf dem Eis stand vor 8003 Zuschauern in der Nokia Arena Leon Gawanke. Der Verteidiger des AHL-Klubs Manitoba Moose war nach dem Playoff-Aus sofort nach Finnland geflogen. Der künftige Mannheimer war gleich mit seinen Offensivqualitäten im Powerplay gefragt - doch das Überzahlspiel blieb umständlich und ungefährlich.
Zudem stellte Kreis erstmals den Berliner Manuel Wiederer auf, der bislang enttäuschende Düsseldorfer Daniel Fischbuch musste auf der Tribüne Platz nehmen. Für den ebenfalls schwachen Kölner Frederik Tiffels, Draisaitls bester Kumpel, rückte der Berliner Marcel Noebels in die erste Sturmreihe. Im Tor stand wieder der Münchner Mathias Niederberger, der erstmals bei einem Alleingang von Michael Eyssimont seine Klasse unter Beweis stellte (7.). Die DEB-Auswahl hatte aber in einem starken Auftaktdrittel mehr und bessere Chancen: So hatte Wiederer Pech mit einem Schuss an die Latte (16.).