Gut zwei Wochen bleiben noch bis zum Abpfiff der Bundesliga-Saison und bei Borussia Dortmund sind noch mindestens zwei Fragen offen: Klappt es mit dem ersehnten Titel? Und: Wie geht es eigentlich mit Mats Hummels weiter? Eins ist klar: Sollte der Routinier den BVB verlassen, wäre das ein schmerzhafter Verlust.
Macht er es noch ein drittes Mal? Mats Hummels weiß, wie es sich anfühlt, im Trikot von Borussia Dortmund die Schale in die Höhe zu stemmen. Der Abwehrspieler ist der einzig verbliebende Profi im aktuellen Kader des BVB, der schon in der Titel-Ära 2011 und 2012 dabei war. Damals war der spätere Weltmeister gerade einmal gut zwanzig Jahre alt und trotzdem bereits einer der Leistungsträger sowie unumstrittener Stammspieler.
Ein Jahrzehnt später hat Hummels diesen Status zwar teilweise eingebüßt, doch auch 2022/23 ist der mittlerweile 34-Jährige ein "wichtiger Faktor" (Zitat Edin Terzic) beim BVB. Noch mehr: Hummels "löst Frühlingsgefühle im Herbst seiner Karriere aus", wie die "WAZ" zuletzt so blumig über den Verteidiger schrieb, der die Titelsehnsüchte seines Vereins seit Wochen mit überzeugenden Leistungen nährt.
Dabei gleicht Hummels Saison zu weiten Teilen eher einer Achterbahnfahrt. Immer wieder fand sich der Routinier auf der Bank wieder, weil Terzic den beiden Neuzugängen Nico Schlotterbeck und Niklas Süle den Vorzug gab. Ein Murren darüber war von Hummels nicht zu vernehmen. Im Gegenteil: Sobald er aufgrund von Verletzungen seiner Kollegen gefragt war, und das kam nicht selten vor, war er verlässlich zur Stelle.
In der derzeitigen heißen Phasen machte er sich gar unverzichtbar. Seit Wochen überzeugt Hummels mit altbekannter Präsenz und Zweikampfstärke. Beim 6:0-Kantersieg über den VfL Wolfsburg am vergangenen Wochenende räumte er defensiv alles ab und war war auch offensiv mit einem starken Tackling am zwischenzeitlichen 2:0 beteiligt (sport.de-Note 1,5), zwei Wochen vorher gegen Eintracht Frankfurt (4:0) traf er gar selbst. Eine Qualität, die ihn die 15. Saison in Folge auszeichnet. Nur in seiner Debütsaison (07/08) blieb Hummels ohne eigenes Tor.
BVB: Mats Hummels schweigt zu seiner Zukunft
"Er ist immer da für das Team. Wenn er reinkommt, performt er immer", würdigte BVB-Keeper Gregor Kobel den Abwehrmann und hob dessen Leidensfähigkeit hervor: "Einer der so viel erreicht hat und so eine Persönlichkeit hat, da ist es nicht einfach, wenn du nicht jedes Spiel machst, denn das war sein Anspruch während seiner ganzen Karriere." Und auch Terzic setzt sein volles Vertrauen in den Routinier, schickte ihn zuletzt immer mit der Kapitänsbinde aufs Feld.
Wie unverzichtbar Hummels im Moment ist, zeigt ein weiterer Blick auf die letzten Wochen. Nachdem er angeschlagen den Platz verlassen musste, verspielte der BVB in Überzahl noch eine 2:0-Führung gegen den VfB Stuttgart (3:3), bei der späteren 2:4-Niederlage in München kam Hummels erst kurz vor der Pause für den verletzten Schlotterbeck. Die Bilanz während seiner Einsatzzeit: 2:1 für den BVB.
"Mats war bei allen wichtigen Aktionen präsent, man konnte sich immer auf ihn verlassen", lobte zuletzt Sportchef Sebastian Kehl. Kurzum: Hummels präsentiert sich derzeit wie zu seinen besten Zeiten.
Doch wie lange noch? Der Vertrag des 34-Jährige läuft nach der Saison aus. Seit Monaten schweigt der Routinier und hält Abstand von den Mikrofonen. Nur via Social Media oder in seinem eigenen Podcast meldet sich der Abwehrspieler zu Wort. Seine Zukunftsplanung lässt er dabei aber bislang außen vor.
BVB? Ausland? Mats Hummels hat mehrere Zukunftsoptionen
Dem Vernehmen nach grübelt Hummels derzeit über drei Optionen: Vom BVB liegt ihm ein Angebot über eine Vertragsverlängerung zu reduzierten Konditionen für eine weitere Saison vor (rund sieben statt mehr als zehn Millionen Euro im Jahr). Danach könnte er möglicherweise als Repräsentant im Klub bleiben.
Auch ein Wechsel ins Ausland, mit dem Hummels seit Jahren liebäugelt, ist weiter Thema. Zuletzt scheint auch ein Karriereende im Sommer denkbar. Wofür sich Hummels entscheidet, ist noch völlig offen.
"Mit Mats sind wir im engen Austausch, wir müssen es aber auch nicht jeden Tag betonen und nicht jeden Tag Wasserstandsmeldungen dazu abgeben", erklärte Kehl Ende April. Man lasse sich nicht treiben. Der volle Fokus liegt derzeit ohnehin auf dem großen Ziel, das so greifbar ist, wie lange nicht mehr. Gut möglich also, dass Hummels erst den Ausgang des Titelkampfes abwartet, bevor er sich äußert.
Für den BVB wäre ein Abgang überaus schmerzhaft, Ersatz müsste her. Kein einfaches und gleichzeitig ein womöglich teures Unterfangen, um Hummels adäquat zu ersetzen. Noch ist alles offen. Fest steht allerdings schon jetzt: Einen Hummels in dieser Form könnte der BVB weiter gut gebrauchen. Und das nicht nur, weil er bereits weiß, wie es sich anfühlt, mit der Meisterschale um den Borsigplatz zu fahren.
Chris Rohdenburg


























