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"Ich habe bessere Defensiv-Qualitäten erwartet

Carlsen über Nepo vs. Ding: "Keiner konnte verteidigen"

Schach-Superstar Magnus Carlsen hat sich zur WM zwischen Ding Liren und Jan Nepomnjaschtschi geäußert
Schach-Superstar Magnus Carlsen hat sich zur WM zwischen Ding Liren und Jan Nepomnjaschtschi geäußert
Foto: © IMAGO/Carina Johansen
01. Mai 2023, 15:01
sport.de
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Der WM-Showdown zwischen Ding Liren und Jan Nepomnjaschtschi sorgte bei vielen Fans, Experten und anderen Schach-Großmeistern mitunter für Kopfschütteln. Auch Superstar Magnus Carlsen wunderte sich über die Herangehensweise der beiden Herausforderer, wie er nun in einem Interview erklärte.

18 Partien brauchte es am Ende, um den neuen Schach-Weltmeister zu küren. Sieben von diesen 18 Partien endeten mit einem Sieg bzw. einer Niederlage von Ding Liren oder Jan Nepomnjaschtschi - eine außergewöhnlich hohe Zahl an entscheidenden Spielen, die es in den WM-Duellen mit Magnus Carlsen in dieser Form nie zu sehen gab. 

Die Frage ist, warum sich Ding und Nepo einen derart offenen Schlagabtausch lieferten und immer wieder ins offene Messer des anderen liefen. Carlsen hat eine Erklärung dafür: "Viel hängt davon ab, welche Position man aus der Eröffnung heraus bekommt. Wenn man viele komplizierte Stellungen bekommt, wird es auch mehr Fehler geben. Zum Großteil ist es das, was [in Astana] passiert ist", sagte der Norweger im Schach-Podcast "Sjakksnakk". 


Mehr dazu: "Alles in 30 Sekunden ruiniert": Scharfe Kritik an Nepo


Er selbst habe keine der Partien live gesehen, gab Carlsen zu. Allerdings habe er sich die Zug-Folge angesehen: "Ich weiß also, was los war." Dass es zwischen Ding und Nepo, anders als in seinen WM-Partien, so wild hin und her ging, liegt in den Augen des vielleicht besten Spielers aller Zeiten daran, dass er selbst nicht mitgespielt hat. 

"In meinen Partien haben meine Gegner, vor allem mit Schwarz, die absolut sichersten Züge gewählt. Sie haben versucht, das Spiel zu killen und so wenig wie möglich zu erreichen. Das ist auch fair und wahrscheinlich die beste Strategie, die man gegen mich anwenden kann", schilderte der Norweger. Zudem hätten seine früheren WM-Gegner auch mit Weiß so wenig wie möglich riskiert, "und wenn es Risiken gab, haben sie sofort die Notbremse gezogen".

Dies sei in Astana nicht der Fall gewesen. Und genau dies war seiner Meinung nach der Hauptgrund für die zahlreichen entscheidenden Partien zwischen dem Chinesen und dem Russen. "Man hat gesehen, dass keiner in der Lage war, zu verteidigen. Und dann kann man auch ein höheres Risiko eingehen", urteilte der Superstar. 

Generell habe auch er es genossen, die Spiele in Astana zu verfolgen. Für ihn stehe nicht so sehr die Qualität der Züge im Vordergrund, sondern eher, wie kompliziert eine Stellung ist, betonte Carlsen. "Ich habe bessere Defensiv-Qualitäten erwartet, aber ich war sehr beeindruckt davon, wie gut sie in der Lage waren, Chancen zu kreieren und wie wenig sie darauf aus waren, den Druck aus den Spielen zu nehmen."

Magnus Carlsen kritisiert klassisches Schach

Als große Rettung des klassischen Schachs will der Norweger das Duell zwischen Ding und Nepo allerdings nicht verstanden wissen. "Es gibt viel Gerede darüber, dass dieses WM-Match gezeigt hat, dass es dem klassischen Schach gut geht. Ich muss zugeben, dass ich es anders sehe. Wir haben dort nur gesehen, dass zwei Leute nicht im gleichen Ausmaß destruktiv gespielt haben. Wenn man aber versucht, destruktiv zu spielen, ist es etwas komplett anderes."

Es brauche laut Carlsen schon eine enorme Vorbereitung und Planung, um im klassischen Schach heutzutage überhaupt noch Lösungen zu finden, die nicht längst bekannt und durchanalysiert sind.

"Bis zu einem gewissen Punkt können wir immer noch klassisches Schach spielen, aber warum sollten wir das tun, wenn wir so tief graben müssen, um eine Partie überhaupt spielbar zu machen? Warum sollten wir dann nicht einfach etwas anderes machen, dass, so sehe ich es, aufregender ist und dir mehr Schach bietet?", stellte Carlsen eine Frage in den Raum, die ihn selbst letztlich dazu bewog, seinen WM-Titel niederzulegen. 

Indien
Dommaraju Gukesh
D. Gukesh
0.5
China
Ding Liren
D. Liren
0.5
10:00
Mi, 11.12.
Beendet
vollständiger Spielplan

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