Die Schach-WM wird zur Schwach-WM: Weil sich die beiden Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi und Ding Liren beim Titelkampf in Astana immer wieder kapitale Fehlzüge leisten, wächst die Kritik an den beiden Weltmeisterschafts-Kandidaten.
Der Kampf um die Schach-WM ist längst zu einer reinen Nervenschlacht geworden. Obwohl Jan Nepomnjaschtschi und Ding Liren dem Ranking entsprechend zu den drei besten Spielern der Welt gehören, leisten sie sich beim Titel-Kampf in Astana immer wieder haarsträubende Fehler, die man in dieser Häufigkeit nur selten in WM-Partien gesehen hat.
Der ehemalige FIDE-Onlinechef Ilya Gorodetskiy fällt daher ein äußerst hartes Urteil über die beiden Herausforderer. "Ich glaube nicht, dass schon mal zwei Spieler mit einem derart zerschmettertem Nervenkostüm um eine WM gespielt haben. Was das angeht, ist das leider definitiv die schlechteste WM der Geschichte", polterte Gorodetskiy gegenüber "sport24" gegen Nepomnjaschtschi und Ding.
Auch in der Vergangenheit habe es immer wieder unerklärliche Fehler in WM-Partien gegeben, urteilte der Russe: "Aber solche Fehler wurden nicht gemacht."
Gorodetskiy verglich den Verlauf der Weltmeisterschaft 2023 mit einigen Tennis-Matches bei den Frauen, in denen es zahlreiche Breaks gibt. "So ist es hier auch. Der Aufschlag spielt überhaupt keine Rolle", sagte er mit Verweis auf die unzähligen verspielten Vorsprünge in Astana.
"Es ist schwer zu akzeptieren, dass die Stellung auf dem Brett keine Rolle spielt", meinte der ehemalige FIDE-Onlinebeauftragte über die Momente, in denen sich Ding oder Nepomnjaschtschi einen klaren Vorteil erarbeiteten, diesen dann aber leichtfertig wieder herschenkten - so geschehen am Mittwoch in Partie Nummer elf, als der Russe eine deutliche Gewinn-Stellung mit einem kapitalen Fehler aus der Hand gab.
Schach-WM: "Es war ein nervlicher Zusammenbruch"
"So einen Zusammenbruch hätte ich von Nepomnjaschtschi nicht erwartet", sagte Gorodetskiy über den Auftritt seines Landsmanns, den er nun zum ersten Mal seit Beginn der WM als Außenseiter bezeichnete: "Wenn ich Buchmacher wäre, würde ich sagen, dass Ding jetzt der Favorit geworden ist."
Der russische Großmeister Sergei Shipov sieht das nach Mittwoch ganz ähnlich. Er suchte vergeblich nach einer Erklärung für den Einbruch Nepos.
"Es ist schwer mich, das zu beschreiben, was in der Partie passiert ist. Ich habe dafür keine logische Erklärung. [...] Es war ein nervlicher Zusammenbruch", sagte der ehemalige Trainer des Superstars der staatlichen Nachrichtenagentur "TASS".


