Harold Kreis hat bei seinem Debüt als Bundestrainer eine Niederlage kassiert. Doch seine Spieler sind angetan vom neuen Chef.
Ein wenig anders war es schon, als Harold Kreis nach langer Wartezeit endlich seinen Wunschjob begann. "Medial ist viel mehr los als im Klub", sagte der neue Eishockey-Bundestrainer nach dem 2:6 gegen Tschechien bei seinem Debüt, "aber wenn der Puck fällt, geht's darum zu schauen: Was machen wir gut, was können wir besser machen, woran müssen wir noch arbeiten?"
Das erste Länderspiel unter der Regie des 64-Jährigen, der schon mehrmals als künftiger Chefcoach gegolten hatte, aber erst im dritten Anlauf ans Ziel kam, war durchaus aufschlussreich.
30 Tage vor dem WM-Start dominierte das deutsche Team, in dem noch die DEL-Halbfinalisten und mögliche Verstärkungen aus der NHL fehlten, ein Drittel lang mit großem Selbstbewusstsein, starkem Forechecking und erfolgreichem Powerplay das Spiel gegen den zwölfmaligen Weltmeister.
Dann schlichen sich teils haarsträubende Fehler ein - "falsche Entscheidungen in Drucksituationen", wie Kreis mit der Erfahrung von 26 Trainerjahren analysierte.
Kreis "eine sehr gute Wahl für uns"
Seine Spieler waren vom neuen Chef angetan. "Er ist einer der erfahrensten Trainer überhaupt in Deutschland", meinte Kapitän Marcel Noebels, "ich glaube, man lernt davon, dass man einen Trainer hinter der Bande hat, der keine Panik schiebt, ruhig bleibt, wenn es mal nicht so läuft."
Kreis, als Nationalspieler bei acht Weltmeisterschaften und zwei Olympischen Spielen, sei "eine sehr gute Wahl für uns", betonte der Berliner, "seine Erfahrung wird sich in einem wichtigen Turnier zeigen".
Am erfolgreichen Spielsystem der Nationalmannschaft unter seinen Vorgängern Marco Sturm und Toni Söderholm will Kreis nicht viel ändern, "das wäre Quatsch", meinte Noebels.
"Das deutsche Eishockey war in den letzten Jahren auf einem guten Weg. Wenn wir bei einer WM unsere Leistung abrufen, können wir jeden schlagen. Ich hoffe, dass wir mit Harry da weitermachen können."
Ein nahbarer Bundestrainer für die Spieler
Verteidiger Marco Nowak, der den neuen Bundestrainer aus sechs gemeinsamen Jahren bei der Düsseldorfer EG kennt, stimmte zu: "Er will auch das Spiel schnell machen - schnell nach vorne, aggressiv spielen, hinten stabil stehen."
Beeindruckt sind die Spieler vor allem von Kreis' Menschenführung. "Sein Büro ist jederzeit offen, man kann mit ihm über Gott und die Welt reden, er hat immer ein offenes Ohr", berichtete Noebels.
Und Nowak ergänzte: "Da fühlt sich jeder wohl. Er ist einer, der annimmt, was Spieler ihm sagen. Er hat natürlich seinen eigenen Weg wie jeder Trainer, aber er ist komplett offen und ein ganz toller Mensch."
Vier Wochen hat Kreis bis zum WM-Start noch Zeit, in dieser Wohlfühlatmosphäre sportlichen Erfolg zu generieren. Mit teilweise anderem Personal, aber auch der einen oder anderen taktischen Veränderung.
"Wenn's brenzlig wird, die Scheibe aus der Defensivzone raus oder auch tief spielen", sagte er, "das hat weniger mit System zu tun, sondern mit Puckmanagement."