Die erste Partie der Schach-Weltmeisterschaft zwischen Ding Liren und Jan Nepomnjaschtschi endete am Sonntag mit einem erwarteten Remis. Großartige Experimente wagte dabei keiner der beiden Herausforderer. Dafür sorgte der Chinese mit einer Entscheidung, die er nur einen Tag vor dem Beginn der WM traf, in Fachkreisen für Verwunderung.
Für eine Schach-Weltmeisterschaft legen sich die Beteiligten für gewöhnlich einen wohl überlegten Plan zurecht. Das Team eines jeden Spielers steht in der Regel Monate vor dem Beginn fest. Auch die Strategie für die ersten Partien wird bereits im Vorfeld ausgearbeitet. Ähnlich detailliert geht es bei der Planung des "Drumherums" zu. So zum Beispiel bei der Wahl der Unterkunft während der rund zwei Wochen.
Hier sorgte Herausforderer Ding Liren kurz vor dem Start der ersten Partie gegen Jan Nepomnjaschtschi allerdings für große Verwunderung. Denn wie zunächst der Schach-Reporter Mike Klein am Sonntag berichtete, wechselte der Chinese weniger als 24 Stunden vor dem Auftakt sein Hotel.
Er habe Ding am Samstag im Fahrstuhl getroffen. Der Chinese sei alleine gewesen und habe sein gesamtes Gepäck dabei gehabt, erklärte der "chess.com"-Reporter, der diesen Anblick als "ziemlich seltsam" bezeichnete. Von "hochrangigen FIDE-Quellen" habe er später erfahren, dass der 30-Jährige tatsächlich aus dem St Regis Hotel in Astana, dem Spielort der WM, auszog.
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Die erste offizielle Erklärung lautete, Ding sei sein Hotelzimmer schlicht "zu groß" gewesen. Hinter vorgehaltener Hand wurde jedoch spekuliert, dass sich der Chinese von den zahlreichen russischen Besuchern des Hotels eingeengt gefühlt habe, berichtete Klein. Weiteren Gerüchten zufolge zog Ding nun in ein Standard-Hotel, das einem chinesischen Geschäftsmann gehören soll.
Ding selbst bestätigte am Sonntag seinen ungewöhnlichen Standort-Wechsel. Er begründete ihn damit, dass er sich unwohl dabei gefühlt habe, am gleichen Ort zu wohnen und zu spielen. "In dem neuen Hotel fühle ich mich viel ruhiger. Hier geht es nur um mein Wohlbefinden, das hat nichts mit einer Intrige zu tun", sagte der 30-Jährige auf entsprechende Nachfrage.
Magnus Carlsen ist der neue Schach-Weltmeister "egal"
Superstar Magnus Carlsen bekam von alldem bisher übrigens nichts mit. Der Norweger veranstaltet in diesen Tagen ein Trainingscamp für Nachwuchsspieler. Dort erklärte er, er plane derzeit nicht, die WM-Partien intensiv zu verfolgen. Er werde sich die Züge "wahrscheinlich ansehen, aber ich denke nicht, dass ich meine Pläne ändern werde, um die Spiele zu gucken".
Auf die Frage, auf wen er bei der WM hofft und wer seiner Meinung nach den Titel holt, sagte Carlsen mit einem Lächeln: "Das ist mir egal."


