Tristan Sommerfeldt zählt zu den großen deutschen Talenten in der Nordischen Kombination. In seiner neusten sport.de-Kolumne blickt das Ski-Talent auf den Weltcup am Holmenkollen zurück.
Ich bin zurück in Oberwiesenthal, zurück aus Oslo, zurück vom Weltcup am Holmenkollen. Mittlerweile liege ich im Bett mit Corona; es hat mich stark erwischt. Ich bin sehr kraftlos, wobei sich neben der Infektion wahrscheinlich auch die ganze Saison so langsam bemerkbar macht.
Gerne lasse ich nochmal den norwegischen Weltcup vor dem geistigen Auge Revue passieren. Die Holmenkollenanlage verschlägt einem die Sprache; die Schanze ist ein echter Hingucker und das gesamte Wintersportzentrum ist sehr weitläufig und bauästhetisch toll gemacht.
An die Schanze selbst muss man sich als Skispringer erst herantasten, sie ist nicht leicht zu springen und Erfahrung im Umgang mit ihr ist von Vorteil. Das Wintersportzentrum konnten wir von unserem Hotel fußläufig gut erreichen. So kurze Wege hat man im Weltcup nicht oft und auch dieser Umstand bestätigt den guten Entwurf der gesamten Anlage, hoch über der Stadt Oslo mit einem fantastischem Blick auf den angrenzenden Fjord.
Neben der tollen Atmosphäre in Bezug auf die Wettkampfstätten war es wieder einmal das norwegische Essen, was mich in den Bann gezogen hat: Lachs in vielen Variationen und als Nachtisch Waffeln mit karamellisiertem Käse – ein Traum!
Die Wettkämpfe selbst stellten sich besonders an den Loipen als echte Happenings dar; was bei den Deutschen das Fußballstadion mit Bier und Bratwurst ist, sind für den Norweger die Loipen und auch hier der Lachs; sie zelten schon an den Vortagen an den Strecken, grillen den Fisch während der Rennen an Holzsäulen, die sie senkrecht neben die Feuerstelle stellen, so dass auch manchmal der Rauch in die Loipen zieht und feiern ein Skifestival. Dabei sind sie freundlich und anderen Nationen gegenüber aufgeschlossen. Wie so oft im Wintersport – die Leistungen der anderen werden honoriert, wenn sie denn gut sind.
Einer der Norweger ehrte dann auch einen der Deutschen, der über ein Jahrzehnt unseren Sport dominiert und geprägt hat, als Olympiasieger, Gesamtweltcupsieger und Weltmeister: Eric Frenzel trat an dem Holmenkollen-Wochenende zurück von den Schanzen und Loipen dieser Welt und damit verabschiedete er sich auch aus meiner Trainingsgruppe in Oberwiesenthal.
Auf großer Bühne wurde er stellvertretend für die Norweger, stellvertretend für die Nordische Kombination-Familie von Jarl Magnus Riiber mit netten Worten verabschiedet: zwei Könige, allein im Sprungschanzenauslauf vor begeistertem Publikum am Holmenkollen bei Kaiserwetter- wie im Märchen.
Auf kleinerer Bühne werde ich mich bei ihm auch nochmal persönlich bedanken für den Zuspruch im Training und für viele gute Ratschläge, die hoffentlich auch nach seinem Rücktritt nicht aufhören werden.
Für mich wird nun die Saison wohl zu Ende sein, die Infektion wird einen Start in Lahti nicht zulassen.
Herzliche Grüße
Tristan Sommerfeldt

