Die Formel 1 ist mit dem Großen Preis von Bahrain in ihre neue Saison gestartet. RTL-Reporter Felix Görner gratuliert in seiner sport.de-Kolumne Weltmeister Max Verstappen vorzeitig zum dritten Titel. Zudem blickt der Experte auf den Podiumsplatz von Fernando Alonso sowie auf die enttäuschenden Leistungen von Ferrari und Mercedes.
Die Formel-1-Fans müssen nach dem ersten Rennen stark sein. Ich sage herzlichen Glückwunsch Max Verstappen zum dritten WM-Titel hintereinander. Ich war froh, dass noch ein bisschen Schweiß zu sehen war, nachdem er nach der Zieldurchfahrt den Helm abgenommen hat.
Ansonsten war es ein kontrolliertes Schaukeln an der Spitze, das Verwalten eines überragenden Autos. Red Bull fährt auf einem blauen Planeten und der blaue Planet ist weit entfernt vom Rest der Formel 1. Das sind keine guten Nachrichten für die Spannungsfans, aber so ist es nun einmal. Dieser Rückstand ist für die Konkurrenz über 23 Rennen nicht aufzuholen.
Bei Ferrari lässt sich hingegen sagen: neuer Teamchef, aber die alte Krankheit - die mangelnde Zuverlässigkeit ist da. Mattia Binotto ist weg, Frédéric Vasseur ist am Start und Charles Leclerc steht trotzdem wieder nur am Wegesrand und holt keine Punkte. So wird man nicht Weltmeister. Ferrari forever number two - wenn überhaupt.
Der Mann des Tages, vielleicht sogar der Mann der Saison, ist Fernando Alonso. Er erlebt mit 41 jetzt seinen 41. Frühling in der Formel 1. Er ist unfassbar gut. Der "Kampf der alten Männer" gegen Lewis Hamilton war schön anzusehen.
Sebastian Vettel wird traurig sein
Aston Martin ist der Gewinner über den Winter. Aus dem Nirvana des Grids auf den zweiten Platz nach vorne geschossen, Chapeau! Sebastian Vettel, der sich das Rennen zu 100 Prozent angeschaut hat, wird sich gefragt haben: "Junge, bist du nicht ein Jahr zu früh aus der Formel 1 ausgestiegen?"
Jetzt hat Aston Martin tatsächlich ein Auto, mit dem man vielleicht sogar regelmäßig auf das Podium fahren kann, was Vettel einfach nicht vergönnt war. Vettel wird sich für seine Jungs freuen, aber gleichzeitig trotzdem traurig sein. Aus einer "grünen Gurke" ist eine "grüne Rakete" geworden.
Verstappens Jubel über das Team-Radio sowie nach dem Rennen war so routiniert wie ein guten Morgen in einem englischen Nebel. Mit einem Ruhepuls von 53 hat Red Bull einen Doppelsieg eingefahren. Da war von Euphorie überhaupt keine Rede mehr. Red Bull gehen in der Formel 1 die Gegner aus.
Alarmzeichen bei Mercedes
Mercedes ist hingegen ein Verlierer des Wochenendes. Man ist nur noch auf Platz fünf und sieben. Lewis Hamilton gurkt als siebenfacher Weltmeister wieder nur hinterher.
Es ist - wie es Toto Wolff auch gesagt hat - ein Weckruf. Alles muss auf den Prüfstand gestellt werden. Natürlich ist es ein Alarmzeichen, dass Toto Wolff jetzt schon ein Komplett-Umbau des Autos in Betracht zieht. Wir wissen, dass es mindestens vier bis fünf Rennen dauert und in Zeiten des Cost Caps viel zu viel Geld kostet.
Die Weltmeisterschaft ist damit vorbei. Ein realistisches Ziel für Mercedes wären Rennsiege. Man hat wieder einmal auf ein falsches Konzept gesetzt, was für die Mercedes-Köpfe nicht gut ist. Bei Toto Wolff wissen wir, dass er auch zu harten Entscheidungen fähig ist und diese dann auch durchziehen wird.
Ich glaube, bei Mercedes wird jetzt jeder Stein umgedreht und auch jede Führungsstruktur und jede Führungsfigur geprüft von Toto Wolff. Das ist schließlich das zweite Jahr in Folge, in dem die Design-Abteilung einfach keinen guten Job macht. Dass der Motor gut ist, hat ja auch Fernando Alonso genossen.
Felix Görner
