Der gebürtige Grieche AJ Ginnis, lange Mitglied des US-Verbandes, gewinnt für Griechenland sensationell Silber im WM-Slalom.
Ein Grieche? Ein Grieche ist WM-Zweiter im Slalom? In der Tat! Selbstverständlich war es zunächst eine Sensation, dass "AJ" Ginnis, vollständig Alexander John Ginnis, am Sonntag zum Abschluss der alpinen WM in Courchevel Silber gewann.
Auch wenn er neulich bei der Generalprobe in Chamonix schon als Zweiter hatte aufhorchen lassen. Aber: Ginnis mag ein krasser Außenseiter gewesen sein, ein Exot ist er nicht.
Geboren wurde der 28-Jährige tatsächlich in Griechenland, in einem Badeort südlich von Athen. Die ersten Schwünge auf Schnee im Alter von zwei Jahren ermöglichte ihm der Vater, der am Parnass, einem bis zu 2455 Meter hohen Gebirgsstock, eine Skischule unterhielt.
Als Zwölfjähriger zog Ginnis nach Kaprun in Österreich, der Vater arbeitete dort als Skilehrer. Mit 15 ging er in die USA, die Heimat seiner Mutter, an eine Art Skigymnasium im Bundesstaat Vermont.
Im Weltcup ist Ginnis seit 2014 44-mal an den Start gegangen, bis Chamonix mit überschaubarem Erfolg: Bis auf weitere drei Platzierungen unter den ersten 30 steht hinter seinem Namen zuhauf "DNF1" oder "DNQ", das heißt: ausgeschieden im ersten Lauf oder nicht qualifiziert für den zweiten Lauf. Also wenig, was darauf hingewiesen hätte, dass Ginnis, Grieche oder nicht, so plötzlich mitten hinein in die Weltelite fährt.
Wobei: Eine Medaille hatte Ginnis schon mal gewonnen - 2015, Bronze im Slalom bei den Junioren-Weltmeisterschaften. Damals noch für den US-Verband, der ihn als 17-Jährigen in seinen Kader geholt hatte.
"Ohne das US-Team wäre ich nicht der Skifahrer, der ich heute bin", sagte er. Doch die Sensation gelang dem zwischenzeitlich sechsmal an den Knien operierten Ginnis für sein Geburtsland: Seit 2020 fährt Alexandros Ginis für Griechenland.