So abwechslungsreich die Frauen-Rennen bei der Biathlon-WM 2023 in Oberhof sind, so eintönig sind die der Männer. Die Norweger dominieren die Wettkämpfe nach Belieben. Deutschlands Biathlon-Legende Wolfgang Pichler sieht darin ein großes Problem.
Neun Einzel-Medaillen wurden bisher bei der Biathlon-WM in Oberhof in den Männer-Wettbewerben vergeben. Sieben (!) davon gingen nach Norwegen. Wirklich überraschend kommt die Dominanz der Skandinavier nicht, schließlich ist die Mannschaft um Johannes Thingnes Bø auch im Weltcup eine Klasse für sich. Dennoch wachsen angesichts dieser Übermacht die Sorgen.
"Ich muss sagen, dass ich ein bisschen enttäuscht von der Überlegenheit der Norweger bin", sagte die deutsche Trainer-Legende Wolfgang Pichler gegenüber "SVT".
"Sie haben immer fünf bis sechs Läufer in der Top 10. Das ist ein bisschen gefährlich für den Sport", warnte er vor möglicher Langeweile, wie es sie zum Beispiel auch im Langlauf gibt, wo ebenfalls die Norweger in ihrer eigenen Liga spielen.
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Das Problem ist laut Pichler, der mittlerweile seit einigen Jahren für die schwedische Mannschaft arbeitet, aber nicht die gute Arbeit der Norweger, sondern eher die weniger gute Arbeit der anderen Nationen.
"Das ist nicht Norwegens Fehler. Wir in Schweden müssen besser arbeiten", mahnte er. "Wir brauchen bessere Trainer im Jugendbereich, um mehr Läufer hervorzubringen. Jetzt gerade ist es fast so wie in Langlauf, wo acht Norweger in der Top 10 sind", klagte Pichler, der die Entwicklung im Langlauf verfolgt und weiß, dass eine Vorhersehbarkeit grundsätzlich schlecht für den Profi-Sport ist.
Dass sich zeitnah etwas an der norwegischen Dominanz ändert, ist allerdings unwahrscheinlich. Johannes Thingnes Bø hat bereits angekündigt, dass er seine Karriere bis zu den Olympischen Spielen 2026 fortsetzen will. Dazu hat das Team Norge mit Sturla Holm Lægreid und Johannes Dale noch zwei Weltklasse-Athleten in der Hinterhand, die beide erst 25 sind und dem Biathlon-Sport noch viele Jahre erhalten bleiben.
