Olympia-Drama, WM-Fehlstart: Nach der Silbermedaille im Super-G geht Mikaela Shiffrin erleichtert und ohne lästige Fragen in die nächsten WM-Rennen.
Am Ende eines Tages, der für Mikaela Shiffrin so "gefüllt war mit Emotionen", dass es "derart vieles gibt, was ich mitteilen möchte", entschied die Ski-Königin: Das "Bewegendste" sei der Tod von Elena Fanchini. Die ehemalige Rennläuferin erlag am Mittwoch einem Krebsleiden, und Shiffrin hielt es für geboten, ihr Beileid zu bekunden für eine italienische Ski-Familie, die einen "starken Einfluss auf unseren Sport und unsere Welt hatte mit ihrer Leidenschaft und ihrer Freundlichkeit".
Ereignisse ins rechte Licht zu rücken, ist Shiffrin offenkundig ein Bedürfnis. Eine Sache hatte sie daher schon Stunden zuvor ein für alle Mal klarstellen wollen. Seit "zwei, vier Wochen", nein, "in Wahrheit ein Jahr lang", berichtete sie, habe sie "ungefähr hundert Fragen beantworten müssen, ob ich Angst habe, wieder enttäuscht zu werden", sprich: Ob sie nach ihrem persönlichen Drama bei den Olympischen Spielen in Peking befürchte, auch bei dieser WM ohne Medaille zu bleiben.
Die Fragen haben die beste Ski-Rennläuferin der Geschichte nur noch genervt, und das gab sie unmissverständlich zu verstehen, als das anhaltende Bohren und Nachhaken endlich der Grundlage entbehrten. "Ich habe doch vor der WM gesagt: Ich habe Olympia überlebt, es bringt mich nicht um, wenn ich hier keine Medaille hole", erklärte Shiffrin mit Nachdruck - und nur kurz nach jenem Moment, in dem sie bei der WM als glückliche Zweite im Super-G auf das Siegerpodest gestiegen war.
Es war Shiffrin auch ein Bedürfnis zu erklären, dass diese permanente Fragerei bei ihr Zweifel gesät hätten: "Es ist so hart, das Gleichgewicht in deinem Kopf zu behalten, positiv zu bleiben und dir einzureden, du kannst das." Als sie es im Kombi-Slalom zum WM-Auftakt eben nicht ins Ziel geschafft hatte, sei ihr durch den Kopf geschossen: "Wollt ihr mich auf den Arm nehmen? Hab ich jetzt wirklich Angst?" Und noch am Start des Super-G habe sie gedacht: "Kann ich es? Nein, wahrscheinlich nicht. Obwohl... wir werden sehen."
Nein, sagte Shiffrin, "der Druck ist nicht weg" nach der Medaille, aber "es ist erleichternd, aufregend", sie habe schließlich nicht gedacht, "einen derart guten Super-G" fahren zu können. Heißt: Mikaela Shiffrin hat Mikaela Shiffrin bewiesen, dass sie es noch kann - und all den anderen, dass sie diese WM nun erst recht überleben wird. Womöglich wird sie das nun noch mit ein paar Medaillen mehr tun.
