In einem an Spannung kaum zu überbietenden Viertelfinale bei der Handball-WM setzte sich Spanien denkbar knapp mit 35:34 gegen Norwegen durch. Eine Schiedsrichter-Entscheidung, die die Verlängerung herbeibrachte, sorgt auch im Nachhinein für Wirbel.
Am Ende der regulären Spielzeit sah Norwegen schon wie der sichere Sieger aus. 19 Sekunden vor dem Abpfiff führten die Skandinavier mit 25:24 und waren in Ballbesitz.
Doch anstatt Druck zum gegnerischen Tor zu machen, spielten sich die Norwegen den Ball nur zu. Die Schiedsrichter pfiffen Zeitspiel ab, Spanien bekam den Ball und das Tor von Daniel Dujshebaev in letzter Sekunde rettet die Südeuropäer in die Verlängerung.
Die Schiedsrichter-Entscheidung hinterließ bei Norwegen laut der Zeitung "Dagbladet" "völlige Verwirrung".
Trainer Jonas Wille gab zu: "Ich bin mir wegen der Regelauslegung nicht ganz sicher. Sie dürfen es so pfeifen, wenn wir auf eine klare Torchance verzichten."
Gøran Johannessen von der SG Flensburg-Handewitt sieht die Entscheidung kritisch. "Wir haben am Ende die Gelegenheit, aber dann kommt eine Entscheidung, die in meinen Augen umstritten ist", sagte er zu "VG": Es ist unglaublich schwierig, diese Regel zu interpretieren."
In den IHF-Regeln steht: "Wenn die Schiedsrichter eine Tendenz zum passiven Spiel wahrnehmen, wird das Warnzeichen gezeigt (…). Wenn die Mannschaft ihre Angriffsweise nach dem Zeigen des Warnzeichens nicht ändert oder kein Torschuss erfolgt, kann ein Freiwurf erfolgen."
Folglich war der Pfiff der Schiedsrichter keine Fehlentscheidung.
Bjørnsen sieht sich als "Sündenbock"
Unglücksrabe Kristian Bjørnsen, der den Ball zurückspielte, anstatt aufs Tor zu werfen, war nach dem WM-Aus sichtlich geknickt und bezeichnete sich als "Sündenbock".
"Ich war in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich frei vor dem Tor stehe und direkt werfen kann. Daher denke ich, dass es kein passives Spiel ist, den Ball zurückzuspielen", sagte der Rechtsaußen.
Superstar Sagosen hadert
Von Coach Wille erhielt Bjørnsen Rückendeckung: "Es herrschte Chaos. Es ist schwierig für ihn zu wissen, wie viel Zeit noch bleibt. Deswegen ist er jetzt verdammt deprimiert. Wir müssen ihn alle unterstützen, denn er hat sich großartig gewehrt. Aber es ist leider brutal, wenn so etwas passiert."
Superstar Sander Sagosen ging dagegen härter mit sich und seiner Mannschaft ins Gericht. "Wir haben das einzige getan, was wir nicht hätten tun sollen. Es erfordert mehr Abgezocktheit. Spanien hat das, wir heute nicht", so der Rückraumspieler des THW Kiel.