Ein russisches Vorstandsmitglied des Schach-Weltverbandes FIDE hat in einem Interview für einen Eklat gesorgt und sich über ukrainische Kriegsopfer lustig gemacht. Mittlerweile hat sich der Offizielle für seine Worte öffentlich entschuldigt.
FIDE-Vorstandsmitglied Aleksandr Martynov, im Weltverband hauptverantwortlich für rechtliche Angelegenheiten, hat in einem Interview für einen Eklat gesorgt und ukrainische Kriegsopfer verhöhnt.
Während der Live-Übertragung eines Interviews wurde der Russe, der in einem Zimmer vor einer kahlen blauen Wand saß, gefragt, was denn das bei ihm für ein "hässlicher Hintergrund" sei. Mit einem Lächeln im Gesicht antwortete er: "Es ist nicht Mariupol."
Martynovs bizarrer Scherz löste in der Schach-Szene eine Welle der Empörung aus. Die ukrainische Stadt Mariupol erlangte im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine traurige Bekanntheit und war Ziel schwerer russischer Angriffe. Große Teile der Stadt wurden zerstört, Tausende Menschen verloren bei den Gefechten ihr Leben.
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"Ich schäme mich, Mitglied der FIDE zu sein", schrieb der norwegische Schach-Experte Atle Grønn auf Twitter, wo das Video von Martynovs Interview in der vergangenen Woche verbreitet wurde.
"Wenn man 1945 Witze über den Holocaust gemacht hat, wusste man, mit was für einem Menschen es man zu tun hatte. Eine Russe, der heute Witze über Mariupol macht, sagt uns alles, was wir über seine Einstellung wissen müssen", kritisierte Grønn den FIDE-Offiziellen anschließend gegenüber "NRK".
Auf Nachfrage des norwegischen TV-Senders äußerte sich auch Martynov zu seinen Aussagen, für die sich der Russe entschuldigte. "Ich kann verstehen, wenn der Eindruck entstanden ist, dass ich das Thema auf die leichte Schulter nehme, was aber nicht der Fall ist. Ich positioniere mich deutlich gegen den Krieg", beteuerte er, dass ihm seine verbale Entgleisung leidtut.
"Ich schäme mich, dass mein schlechter Witz die Gefühle von vielen Menschen verletzt hat. Und deswegen möchte ich mich von ganzem Herzen entschuldigen", ergänzte der Russe, dem in dieser Angelegenheit wohl kein Nachspiel seitens des Verbandes droht.
FIDE-Pressesprecher David Llada erklärte: "Mit Bekanntwerden der Sache haben wir mit ihm gesprochen, obwohl er die FIDE in dem Interview nicht repräsentiert hat. Er war sich völlig bewusst, wie unangemessen seine Worte waren. Wir wissen, wie er über das Thema denkt und wie deutlich er sich gegen den Krieg gestellt hat, was diesen Witz noch unerklärbarer macht."

